30-jähriges Jubiläum feiert “Load” zwar erst nächsten Juni, Metallica legen aber bereits dieses Jahr ihr sechstes Studioalbum in remasterte Version neu auf. Unter anderem als massives Boxset.
Als Limited Edition Deluxe Box Set soll die Reissue als “umfassende Zeitkapsel der Metallica-Ära von 1995 bis 1997” dienen. Enthalten sind neben der von Reuben Cohen (unter der Aufsicht von Greg Fidelman) neu gemischten Version auf Doppel-Vinyl eine „Mama Said“-Picture-Disc und „Loadapalooza ’96“, ein Triple-Album, das live während Metallicas Headliner-Auftritt beim Lollapalooza-Festival im Irvine Meadows Amphitheatre am 4. August 1996 aufgenommen wurde.
Die 15 CDs des Sets reichen vom remasterten Album „Load“ über bisher unveröffentlichte gesammelte Riffs, Demos und Rough Mixes, B-Sides und Raritäten bis hin zu einer Fülle von Live-Material, während die 4 DVDs jede Menge Behind-the-Scenes-, Studio- und Live-Aufnahmen, Radio- und Fernsehauftritte, etwa den Besuch der Band bei der Polar Beach Party in Tuktoyaktuk, Kanada, und bieten. Dazu enthält die Box alles Mögliche an Bonusmaterial wie, einen Aufnäher, Songtexte, zwei laminierte Tourpässe und ein 128-seitiges Buch.
Vorbestellt werden kann in Kürze unter metallica.de. Digital wurden schon einige der neuen Version heute veröffentlicht.
Am 24. April spielten System Of A Down in Bogota ihr erstes Konzert dieses Jahr und lösten ihr Versprechen ein, das sie ihren Fans bereits im Februar in einem Interview mit SNSMix.com gegeben hatten. Bassist Shavo Odadjian sprach davon, dass die Band die Sets jeden Abend drastisch verändern wolle, damit man bei jeder Show andere Songs hören könne: “Wir werden in zweistündigen Auftritten Songs aus unserem gesamten Katalog spielen: Aus über 70 Songs werden das dann pro Show ungefähr 30 sein. Die Setlist wird dann immer neu zusammengesetzt.”
Die Alternative-Metal-Größen scheinen ihr Versprechen mit Bravour eingehalten zu haben: Sie griffen bereits bei ihrem ersten Auftritt tief in die Trickkiste und überzeugten mit Songs, die seit Jahren nicht mehr gespielt wurden – darunter “Streamline”, der “Steal This Album!”-Closer, der laut setlist.fm zum ersten Mal seit 2005 und insgesamt erst zum 13. Mal gespielt wurde. “Attack” und “Marmalade” hatten sie seit 2015 nicht mehr zum Besten gegeben, “A.D.D.” und “Roulette” seit 2018, “Violent Pornography” seit 2019. Obendrein gab es natürlich Klassiker wie “Chop Suey!”, “Toxicity”, “Aerials”, “B.Y.O.B.” und andere Evergreens zu hören.
Vermutlich kein neues Album
Die Südamerika-Termine sind restlos ausverkauft. Es ist das erste Mal seit 2017, dass System Of A Down über einen längeren Zeitraum hinweg mehrere Konzerte hintereinander spielen, nachdem sie in den letzten Jahren nur ein oder zwei Auftritte pro Jahr hatten. Auch der kreative Output der Kalifornier ist seit einer ganzen Weile eher rar gesät: Fast 20 Jahre sind seit der Veröffentlichung ihres bislang letzten Albums “Hypnotize” vergangen, auch die beiden aktuellen Singles sind mittlerweile fast fünf Jahre alt. Sänger Daron Malakian sprach in einem Interview im Januar darüber, dass er sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen könne, ein neues Album mit seiner Band zu schreiben.
Mit der Single “Metal” präsentierten The Beths erste neue Musik seit der Veröffentlichung der Deluxe-Version ihres Albums “Expert In A Dying Field” (2023). Der Song, geprägt von einem treibenden akustischen Strumming-Muster, ist dieses Mal dem Jangle Rock zuzuordnen. Entstanden ist er in einer Zeit, in der Sängerin Elizabeth Stokes viel getourt ist, mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen hatte und mehrere Diagnosen erhielt.
Stokes beschreibt den Song als eine Reflexion über die Existenz im menschlichen Körper: “Das ist etwas, das mir in den letzten Jahren sehr bewusst geworden ist, da ich mich auf einer Reise befunden habe, die man als ‘Gesundheitsreise’ bezeichnen könnte. In den letzten Jahren hatte ich teilweise das Gefühl, dass mein Körper ein Vehikel ist, das mich bisher ganz gut transportiert hat, aber nun zusammenbricht, worüber ich wenig bis keine Kontrolle habe. Alle Schritte des Lebens sind so unwahrscheinlich, und doch befinden wir uns hier. Ich habe einen Hunger und eine Neugier, etwas über die Welt um mich herum und über mich selbst zu lernen. Und obwohl sich mein Körper wie eine kaputte Maschine anfühlt, staune ich immer noch über die Komplexität einer solchen Maschine.”
Im Herbst gehen The Beths auf große Welttournee und machen dabei auch in Köln, Hamburg, Berlin und München Halt. Der Vorverkauf startet am 2. Mai über die offizielle Webseite der Band.
Den Anfang dieser All-Areas-Playlist macht ein Musiker, der musikalisch eigentlich nicht mein Ufer ist. Rocky Votolato und seine neues Indierock-Trio Suzzallo nehmen mich mit einem Song wie “The Destroyer” aber qua des Hintergrundes von “The Quiet Year” mit: Votolato verarbeitet die Trauer um seinen verunglückten Sohns so herzzerreißend, dass man ihn in den Arm nehmen möchte. Und danach die ganze Welt.
Liebe Stromgitarre, du bist immer für mich da: “Thunderball” schafft es auch mit den 285. bis 295. neuen Melvins-Songs, mich in einen herrlich breiten Black Sabbath-State-of-Mind zu versetzen. Dafür muss ich mir nicht mal Buzz Osbornes skurrile Songtitel merken. Obwohl “Short Hair With A Wig” ein guter Anfang wäre.
Mit etwas Verspätung schnalle ich, wie gut die Songs der Māori-Metaller Alien Weaponry auf ihrem dritten Album “Te Rā” geworden sind. Kriegsmusik, bei der niemand sterben muss, vertont Lewis de Jong inzwischen genauso gut wie Max Cavalera in seinen besseren Zeiten. In “Te Riri o Tāwhirimātea” spuckt de Jong uns das rotzrot vor die Füße.
Stromgitarre braucht auch Strombass: Die Ironiefreiheit, mit der Propagandhi auf “At Peace” den Speed Metal der 80er zitieren, begeistert mich genauso wie Todd Kowalskis Bassläufe in “Vampires Are Real”. Noch einer, der Steve Harris genauso kann wie Mike Watt – und die Geschichte des Rock-Bass damit weitererzählt.
Für fieses Bass-Schlagwetter sorgen auch Employed To Serve. Deren Blastbeat-Schlachtfest “Familiar Pain” tritt gnadenlos alten Metal-Schrott die Treppenstufen hinunter. Auf Promofotos blickt die UK-Band derweil possierlicher drein als Blues Pills beim Babybauch-Shooting. Ton-Bild-Schere!
Machine Heads Robb Flynn hat in Reece Scruggs endlich einen netten Spielkameraden an der Gitarre gefunden. Entsprechend forsch zappen die beiden auf “BØNESCRAPER” und anderen, nun, kreativen Exkursionen, durch die Soundbänke des digital Machbaren. Ich habe nie behauptet es sei reizlos, bei Unfällen zuzuschauen.
Nicht immer müssen Gitarren weh tun. The Kooks erinnern mich mit ihrem Offbeat-verliebtem Indierock auf “Never/Know” und dem Wings-Cover “Arrow Through Me” daran, wie schön das Instrument auch Nebenrollen spielt.
Große Erwartungen an Ghost sind inzwischen Glückssache. Auch wenn meine Liebe zu Abba und die paar guten Erinnerungen an den Lateinunterricht Türöffner sind, ich hätte mir auf “Skeletá” mehr Gitarren-Licks gewünscht als in dem einsamen Prog-Finale “Excelsis”. Da geben die Nameless Ghouls allerdings alles.
Die britischen Heavyrocker Earl Of Hell entschädigen mich mit dem widerborstigen Stoner-Doom in “Macabra Cadabra” ein wenig dafür, dass ich sie vergangenen Monat live genauso verpasst habe wie Alain Johannes und Masters Of Reality.
“I Just Want To Be A Sound” – ideell halte ich es wie Kadavar, auch wenn ich mir ihr gleichnamiges grenzgängerisches Album noch eine Weile erschließen muss. Bis dahin mache ich Gitarrenurlaub. Am liebsten im Elektropop von Zoot Woman, mit dem Marching Techno von Meute oder den schwer asozialen Punchlines von SSIO.
Unweit der berühmten Sonnenallee in Berlin-Neukölln, die an diesem Frühlingstag ihrem Namen alle Ehre macht, haben Kadavar ihr Blue Wall Studio eingerichtet. Schlagzeuger Christoph „Tiger“ Bartelt winkt aus einem Fenster im dritten Stock, der Weg von der Straße führt vorbei an Garagen, in einer werkelt ein Mann an einem mattgrünen Cabrio aus den 70ern. Das passt zur Ästhetik der Band. Zumindest der, mit der sie bekannt wurde. Über rohe Betontreppen, vorbei an mit Plakaten und Flyern tapezierten Wänden geht es hinauf. Oben angekommen führt Bartelt durch eine Galerie mit Konzertpostern, vorbei am bis an die Decke gefüllten Equipmentlager durch den Proberaum in einen Gruppenraum, wo er, Sänger und Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann, Bassist Simon „Dragon“ Bouteloup und Neuzugang Jascha Kreft sich versammelt haben. An einer Wand hängt das farbenfrohe Artwork des neuen Albums “I Just Want To Be A Sound”, das andeutet, dass sich einiges im Kosmos von Kadavar getan hat. Da wäre zunächst natürlich Kreft, der 2023 als zusätzlicher Gitarrist und Keyboarder eingestiegen ist. Odd Couple und Pult sind nur zwei seiner Projekte, die zeigen, wie der Multiinstrumentalist auf Genres pfeift – Garage, Psychrock, Kraut, Folk, Soundtrack: Hauptsache, es groovt. Lindemann sagt, dass das Trio bei seinem dritten Album “For The Dead Travel Fast” von 2019 mit größer angelegten Strukturen an seine Grenzen gestoßen ist: „Uns war klar, dass wir mindestens noch einen dazu holen müssen, wenn wir diesen Weg weitergehen wollen. Und Jascha könnte jeden von uns ersetzen, von daher…“
Der Prinz
Kreft, dessen lange blonden Haare unter einer Cap hervorquellen, hat Kadavar von Beginn an verfolgt und nimmt die Chance, Teil der Band zu werden, gerne wahr. „Ich weiß gar nicht, ob auch andere gefragt wurden…“ stellt er dabei fest, worauf Lindemann lachend einwirft: „Und das werden wir auch nie verraten!“ Nach dem ersten Abklopfen, ob es grundsätzlich passen könnte, beginnt ein Prozess der Anbahnung, ein Ausloten, in welche Richtung sich die neue Konstellation entwickeln kann. „Zunächst habe ich mich hingesetzt und versucht, einen Kadavar-Song zu schreiben. Erst später habe ich gemerkt, dass es gar nicht darum geht, sondern darum, das Bestehende zu erweitern“, so Kreft. Lindemann ergänzt, wie die ursprünglichen Mitglieder mit dieser Veränderung umgegangen sind: „Wir waren ein fest eingespieltes Trio, haben so viel zusammen getourt, zusammengewohnt, zusammen produziert. Natürlich freut man sich, wenn dann jemand neues mit frischen Ideen reinkommt. Gleichzeitig muss man aber erst mal den Platz finden, den er einnimmt und prüfen, wie viel Raum man seinen Vorstellungen geben kann und möchte. Es hat ein paar Monate gedauert, bis diese Kennenlernphase vorbei war.“
Ein wichtiger Teil dieses Zueinanderfindens war die erste gemeinsame Tour. Der Plan dabei: Zunächst die alten Kadavar-Songs mit einer zweiten Gitarre oder Synth-Sounds spielen, so würden neue Stücke von alleine entstehen. „Das hat nur bedingt geklappt. Das Neue hat zunächst etwas gehakt“, so Lindemann. Trotzdem finden die zum Quartett gewachsenen Kadavar nach und nach Wege, die neugewonnenen Möglichkeiten zu nutzen, die vielschichtigere Entstehungsprozesse für die Songs erlauben. Wo früher alle gemeinsam im Studio an einem Song saßen, können die vier heute für sich Ideen entwickeln, um sie später gemeinsam weiterzudenken. Als besonders fruchtbar hat sich dabei die Arbeit in Zweiergespannen gezeigt, wie Kreft sagt: „Wenn wir zu viert vorm Rechner saßen, hat das am wenigsten gut funktioniert.“
Kadavar (Foto: Julius Dettmer)
Dass eine so große Veränderung in der Besetzung und den Abläufen gelingt, ist keine Selbstverständlichkeit. Seit 2010 waren Kadavar zu dritt, seit 2013 in fester Besetzung mit Bouteloup, der Philipp „Mammut“ Lippitz am Bass nachfolgt, nachdem er die Band zunächst auf Tour gefahren hatte. In dieser Konstellation sind fünf Studio- und zwei Livealben entstanden. Und das gemeinsame Studio. Die Anzahl an gemeinsamen Konzerten zu zählen, dürfte auch den Protagonisten schwerfallen. Trotzdem sind sie in der Lage, loszulassen und Kreft vollkommen zu integrieren. Der befindet, dass seine neuen Bandkollegen deutlich besser darin sind, als er es von sich selbst aus anderen Projekten kennt. Einen Spitznamen, wie es bei Kadavar üblich ist, hat er inzwischen auch: Weil er bei der ersten gemeinsamen Tour eine Ponyfrisur trägt, die die anderen an tschechische Märchenfilme erinnert, wird er „Der Prinz“ genannt. Aktuell aber nur intern, zumindest vorerst.
Die Pause
“I Just Want To Be A Sound” – der Titel des siebten Kadavar-Albums ist ein Zitat von Bouteloup, der auch während des Interviews sein Schweigen nur unterbricht, um mit hinreißendem französischem Akzent clevere Oneliner einzuwerfen, etwa „as an Ausländer, first thing you do when you move to Berlin is to go to Berghain.“ Auf die Frage, warum er nicht in sozialen Medien unterwegs sei, lautete „I just want to be a sound“ seine Antwort, als er gerade bei Kadavar eingestiegen war.
Über ein Jahrzehnt später gäbe es wohl keine bessere Beschreibung für das, was auf der neuen Platte passiert. Ihre Wurzeln im Proto Metal und Hard Rock sind zu erkennen, ebenso eine Vorliebe für die Beatles und Pink Floyd. Trotz unzähliger möglicher Referenzen klingen Kadavar 2025 nicht mehr ausschließlich nach früher, sondern im wortwörtlichen Sinne zeitlos. Der ausgeweitete Einsatz von Synthesizern spielt dabei eine wichtige Rolle und führt zu teilweise völlig überraschenden Momenten. Das Label Retrorock, das Kadavar sehr lange mustergültig bedient haben, greift nun bei weitem zu kurz. „In diese Ecke haben wir uns ja selbst gestellt, gerade mit unseren ersten beiden Alben. Wir hatten immer Spaß daran, da auch mal zu übertreiben und damit zu spielen. Für uns war das nie so ernst, wie es vielleicht bei manch anderen rüberkam. Irgendwann wurde alles von uns mit Black Sabbath verglichen, egal wie es geklungen hat. Das hat dann irgendwann schon genervt“, so Lindemann. Fragt man ihn, was denn der Sound ist, der Kadavar heute sein wollen, zeigt seine Antwort vor allem, welche Entwicklung sie genommen haben: „Wir haben uns als Band freigeschwommen. Daher können wir jeder Sound sein. Wir sind heute freier und trauen uns mehr. Und wir denken nicht mehr so in Nischen, wie wir das ganz am Anfang gemacht haben.“
Dass es den Musikern gelungen ist, eine neue Perspektive auf das eigene Schaffen zu bekommen, hängt unmittelbar mit der Corona-Pandemie zusammen. Eigentlich wären sie im Frühjahr 2020 dort gewesen, wo sie auch in den Jahren zuvor einen Großteil ihrer Zeit verbracht hatten: auf den Bühnen dieser Welt. Schließlich hatten sie erst kurz zuvor ihr fünftes Album “For The Dead Travel Fast” veröffentlicht. Die Zwangspause wird für sie dann zum Glück im Unglück, wie Bartelt gesteht: „Bereits bei der letzten Tour vor der Pandemie war bei uns allen etwas die Luft raus. Uns war nicht klar, wie es weitergehen soll. Wir wussten also, dass wir eine Veränderung brauchten, aber nicht, was für eine das sein soll.“ Lindemann pflichtet ihm bei: „Wir hätten einfach so weitermachen können wie die vergangenen zehn Jahre. Das wäre kein Problem gewesen, aber glücklich wären wir damit nicht geworden. Wir hatten das Gefühl, schon alles erzählt zu haben. Das haben wir auch auf der Bühne gemerkt. Dieses Luftholen, um uns neu zu definieren und zu justieren, kam an genau der richtigen Stelle.“
Kadavar (Foto: Julius Dettmer)
»Wir hatten das Gefühl, schon alles erzählt zu haben.«
Lupus Lindemann
Und wie gestaltet man als Band diese Zeit, in der alles stillsteht und sich zugleich überschlägt? Man macht Musik, völlig befreit von allen Erwartungen. Das Leben im Lockdown, dessen Auswirkungen auf sich selbst und auf die Gesellschaft, die daraus entspringen, nehmen Kadavar als Inspiration. Die Rahmenbedingungen geben den Ton vor: Statt Rock-Ekstase herrscht Introspektion, Pink Floyd liegen da deutlich näher als Led Zeppelin. Die Synthesizer dürfen noch mehr Raum einnehmen und überhaupt kann man sich doch auch mal wieder mehr abseits der eigenen Komfortzone bewegen, die Bee Gees laufen ja ohnehin schon vor den Shows vom Band. “The Isolation Tapes”, das Ergebnis dieser Jamsessions, veröffentlichen Kadavar im Oktober 2020 über ihr frisch gegründetes Label Robotor Records. „Das war ein wichtiger Moment für die Bandgeschichte, weil mal wirklich alles egal war, auch was wir zuvor gemacht hatten. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, etwas auszuprobieren, von dem wir nie gedacht hätten, dass auch das Kadavar sein kann. Sich diesen Ausflug zu gönnen, ist in der Pandemie einfach so passiert. Als wir uns der Veröffentlichung näherten, dachten wir allerdings, das würde etwas werden, das voll für sich steht“, so Bartelt, jedoch: „Bei allem, was wir jetzt so tun, spielt es eine Rolle.“
Der Produzent
Gemeinsam mit Elder veröffentlichen Kadavar 2021 dann noch als Eldovar das gemeinsame Album “A Story Of Darkness & Light”. Dessen bisweilen verschrobene Psychedelia findet sich auf dem neuen Album nicht wieder. “I Just Want To Be A Sound” versprüht Zuversicht, Kreft spricht sogar von „Glückseligkeit“, der eröffnende Titelsong mit seinem jubilierenden Gitarrenriff strahlt eine regelrechte Euphorie aus. Regeneration bringt die Maxime auf den Punkt, die sich aus der Vorgeschichte der Songs ableitet: „It’s the ending to start anew.“ Nun könnte man meinen, diese positive Grundstimmung liegt in der neu entfesselten Kreativität begründet, die eine Befreiung von eigens auferlegten Konventionen mit sich bringt. Bartelt korrigiert an dieser Stelle: „Dieser Eindruck rührt vielleicht aus einem Mangel an Euphorie, der während der Entstehung der Musik herrschte. Ich denke, dass man mit ihr das zu erschaffen versucht, was man gerade nicht hat.“ Lindemann: „Dieses Album hat uns bisher am meisten Kraft und Zeit gekostet. Früher haben wir die Sachen einfach so rausgeschüttelt, das ging hier nicht. Wir wussten, dass wir nicht dasselbe machen wollten wie zuvor, aber nicht, was wir stattdessen machen wollten. Diese Selbstfindungsphase war stellenweise nervtötend, weil wir manches wieder und wieder durchgekaut haben, manches ein halbes Jahr oder länger haben liegen lassen.“
Über zwei Jahre zieht sich das Songwriting, ein sehr langer Prozess im Vergleich zu denen, wie Kadavar sie bis dato kannten. Dass das “I Just Want To Be A Sound” nicht anzuhören ist, hat laut der Band auch damit zu tun, dass sie noch etwas anders gemacht haben als zuvor: Mit Max Rieger von Die Nerven haben sie sich erstmals einen externen Produzenten ins Studio geholt: „Er hat die Songs auf ihre wichtigsten Parts runtergebrochen. Das macht wahrscheinlich die Leichtigkeit des Albums aus. Er ist mit dem Rotstift durchgegangen und hat gefragt: ‚Was soll das? Was ist die Idee dahinter? Brauchen wir nicht, weg damit.‘ Damit hat er unsere Musik entkernt und entmüllt.“
Kadavar (Foto: Julius Dettmer)
Die Wahl fällt auf ihn, weil er mit der Arbeit für seine Band, sein Soloprojekt All diese Gewalt und andere wie etwa Drangsal oder Mia Morgan zeigt, dass er sowohl harte als auch zarte Musik versteht. Genau diese Vielfalt wollen Kadavar. Und wie auch bei der Integration von Kreft sind sie bereit, loszulassen, obwohl sie bisher nahezu alle Aspekte ihrer Musik selbst in der Hand hatten. Lindemann beschreibt, wie befreiend das war: „Oftmals schreibt man ja Songs, die sind dann so zu 80 Prozent fertig, richtig rund läuft es aber nicht. Wenn dann jemand reinkommt, der nicht direkt ins Songwriting involviert ist und Ideen infrage stellt, erleichtert das die Entscheidung, unnötigen Ballast abzuwerfen. So etwas hatten wir noch nie. Bisher waren die einzigen, die unsere Musik vor der Veröffentlichung zu hören bekamen unsere Familien, denen wir damit auf den Keks gegangen sind.“ Bartelt ergänzt: „Das hat auch die Meinungsverschiedenheiten zwischen uns etwas abgedämpft. Max hat oft etwas vorgeschlagen, mit dem wir dann auch direkt leben konnten. Gerade weil er so schnell mit diesen Entscheidungen war, hat das sehr geholfen. Da gab es Punkte, an denen wir uns sonst lange aufgehalten und in Details verloren hätten.“
Und so ist ihr siebtes nun nicht nur ihr ungewöhnlichstes Album geworden, sondern auch ihr bestes. Das liegt an Songs wie “Sunday Mornings”, der zunächst klingt, wie sich ein Sonnenaufgang auf der Warschauer Brücke nach einer gelungenen Partynacht anfühlt. Dafür verzichtet er im ersten Part auf Gitarren, sondern setzt voll auf Synthesizer, für die Kadavar Unterstützung von der befreundeten Lisa Morgenstern bekommen. Wo so etwas früher undenkbar gewesen wäre, zeigt es heute, dass Kadavar gelungen ist, was sie sich vorgenommen haben: einfach Sound sein, ohne Wenn und Aber.
Passend zu ihrer Show in der Londoner O2-Arena am vergangenen Wochenende haben Incubus den Namen ihres neunten Studioalbums verraten: “Something In The Water” soll dieses heißen, der Name wurde mit einer Lichtshow auf der Themse bekannt gegeben. Wenige Tage zuvor teilte Frontmann Brandon Boyd bereits Fotos von einer Listening-Session, bei der ein ausgewählter Personenkreis aus Journalist:innen und Fans das Album in Gänze hören durfte. Auch wenn bisher noch kein Album-Artwork oder Veröffentlichungsdatum gibt, kann die Platte bereits vorbestellt werden.
Wann die Allgemeinheit das Album zu hören bekommen wird, ist bislang noch nicht bekannt, zuletzt sprach Boyd davon, dass das Album im Oktober erscheinen soll. Das Album ist das erste der Alt-Rock-Ikonen seit “8”, das vor mittlerweile acht Jahren erschienen ist. Gleichzeitig ist es das erste der Band mit ihrer neuen Bassistin Nicole Row, die laut Boyd “schnell zu einer Bereicherung für die Band geworden ist” und “fantastische Ideen” und “frischen Wind” in die Band bringt.
Aktuell werfen Incubus erstmal noch den Blick zurück in die Vergangenheit und spielen morgen in Köln ihr neu aufgelegtes Erfolgsalbum “Morning View”. Einige letzte Sitzplätze sind noch an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Bereits Ende 2024 verriet uns Boyd im Interview, dass der Albumprozess bereits stark vorangeschritten sei und sie hoffen “bis zu den Shows im Frühjahr bereits ein oder zwei Singles veröffentlicht” zu haben.
Ab Dezember dieses Jahres startet das Berliner Trio Pabst seine “sorry for hyper-rocking”-Tour. Insgesamt spielt die Band 13 Konzerte in Deutschland, Österreich und Tschechien.
“Es tut uns leid, dass ihr wieder Tinnitus haben werdet”, beginnt die Band ganz bescheiden. “Es tut uns leid, dass ihr wieder zwei Tage heiser sein werdet. Es tut uns leid, dass ihr die neuen Pabst-Songs nicht aus dem Kopf bekommen werdet. Denn wir spielen wieder Konzerte! Sorry for hyper-rocking… Holt euch jetzt eure Tickets!”
Tickets für die Tour sind ab sofort auf der offiziellen Webseite der Band erhältlich. Als besonderes Highlight werden unter allen Hardticket-Besteller:innen, die bis zum 4. Mai ihre Tickets erwerben, 100 Kassetten verlost, auf denen sich neue Musik der Band befinden soll.
2018 veröffentlichten Pabst mit “Chlorine” ihr Debüt, ihr aktuelles Album ist “Crushed By The Weight Of The World” von 2022. Zudem veröffentlichte Pabst-Sänger Erik Heise gemeinsam mit Snake Eyes im Februar die Single “Hug Me”. Zu einer eigenen neuen Platte sind noch keine Details bekannt, bei ihrem bislang letzten Auftritt als Support von DZ Deathrays im November 2024 spielten sie allerdings fast nur neue Songs.
VISIONS empfiehlt: Pabst
10.12.2025 Dresden – Groovestation
11.12.2025 Nürnberg – Z-Bau
12.12.2025 Wien – B72
13.12.2025 München – Strom
14.12.2025 Prag – Rock Café
21.01.2026 Stuttgart – Wizemann
22.01.2026 Wiesbaden – Schlachthof
23.01.2026 Köln – Gebäude 9
24.01.2026 Hamburg – Molotow
28.01.2026 Dortmund – FZW
29.01.2026 Hannover – Mephisto
30.01.2026 Leipzig – UT Connewitz
31.01.2026 Berlin – Lido
Dave Grohl und Foo Fighters-Keyboarder Rami Jaffee spielten am vergangenen Samstag ein kurzes Set im Rahmen der “Oakwood Live”-Benefizgala. Die Erlöse der Veranstaltung gehen an die Oakwood Schule, die so weniger privilegierten Schüler:innen eine Ausbildung ermöglichen will.
Die Setlist umfasste laut setlist.fm diverse Hits aus der Musikgeschichte: Grohl performte gemeinsam mit Jaffee und Wiley Hodgden, Bassist bei der 80s-Coverband Chevy Metal “Daft Punk Is Playing At My House” von LCD Soundsystem und “My Sharona” von The Knack. Für Queens “Under Pressure” kam Luke Spiller von The Struts mit auf die Bühne, bei David Bowies “Moonage Daydream” bekamen sie Unterstützung von Singer/Songwriterin Lisa Loeb.
“Oakwood Live” ist bei weitem nicht die erste Benefizveranstaltung, bei der Grohl unterstützte: Seinen 56 Geburtstag verbrachte er damit, in Los Angeles freiwillig Mahlzeiten für die Betroffenen der Waldbrände zu kochen.
Nachdem Acid Bath im vergangenen Oktober ihre Reunion bekanntgegeben hatten, standen sie nun erstmals seit genau 28 Jahren wieder auf der Bühne. Das Konzert fand am 25. April in New Orleans statt und markiert den Auftakt ihrer diesjährigen Reunion-Tour durch die USA.
Bei ihrem Auftritt spielten die Sludge-Metaller Songs aus ihren beiden Alben “When The Kite String Pops” (1994) und “Paegan Terrorism Tactics” (1996). Dabei feierte der Song “Dead Girl” seine Live-Premiere. Zudem widmeten sie “Scream Of The Butterfly” ihrem 1997 verstorbenen Bassisten Audie Pitre – dessen Tod damals zur Auflösung der Band führte. Das aktuelle Line-up der Band setzt sich aus Sänger Dax Riggs sowie den Gitarristen Sammy “Pierre” Duet und Mike Sanchez zusammen. Ergänzt wird die Originalbesetzung durch Zack Simmons (Goatwhore) am Schlagzeug und Alex Bergeron (Agent of Oblivion) am Bass.
Neben der Reunion-Konzerte sind Acid Bath diesen Sommer auch auf mehreren Festivals vertreten – unter anderem beim Sick New World Festival in Las Vegas, wo sie neben Bands wie Metallica, Linkin Park, Gojira und Meshuggah auftreten werden.
Einige eigene Eindrücke vom Konzert teilte die Band auf ihrem Instagram-Kanal: