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Omar & Cedric: If This Ever Gets Weird

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Es gibt sie immer wieder mal, diese Quasi-Künstlerehen. Sie sind rar, aber sie fördern grandiose, herausfordernde Kunst zutage. Richards/Jagger, Lennon/MacCartney – und eben auch Bixler-Zavala/Rodríguez-López.

Cedric Bixler-Zavala gründet 1993 die Post-Hardcore-Band At The Drive-In. Zu der stößt Omar Rodríguez-López 1996 dazu. Die beiden erleben einen steilen Aufstieg und ein abruptes Ende, experimentieren kurz mit Dub und Reggae in Defacto, aus denen The Mars Volta werden.

Auf sechs Alben zwischen 2003 und 2012 nehmen einen die beiden mit ihrer Band auf einen irren Trip durch Psych, Prog, Jazz, Experimental und verschiedene lateinamerikanische Stile. Während sich beide auch in Nebenschauplätzen austoben und ausprobieren, finden sie 2014 als Antemasque zusammen, um 2017 tatsächlich At The Drive-In wiederzubeleben und nach zehn Jahren Stille 2022 auch The Mars Volta in neuem Sound zurückzubringen.

Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López sind Kulturverarbeitungsmaschinen. Beide neigen dazu, sich durch Kunst und Literatur, Filme und Musik zu fräsen, um sich von diversem für ihre Werke beeinflussen und inspirieren zu lassen. Dabei verlangen sie sich geistig und körperlich alles ab – über Jahre.

Der Dokumentarfilm “Omar & Cedric: If This Ever Gets Weird” (via Clouds Hill) versucht, diese bewegten und bewegenden Künstlerleben nachzuzeichnen. Der 70-sekündige Trailer verspricht eine wirre, wilde Collage aus verwackelten Videoaufnahmen. Es ist nur ein Teaser, aber der fängt den manischen Geist der beiden gut ein.

Seine Premiere feiert der Film beim diesjährigen Raindance Film Festival, das vom 25. Oktober bis zum 4. November in London stattfindet. Am 28. Oktober soll der Film uraufgeführt werden. Er fasst Aufnahmen aus über 20 Jahren und hunderten Stunden Material zusammen, die vornehmlich aus der Hand von Rodríguez-López stammen.

Die Regie hat Nicolas Jack Davies übernommen. Davies hat bereits diverse Preise für seine Webespots und Dokumentationen gewonnen, zu denen etwa “Mumford & Sons: The Road To Red Rocks” (2013) und “Rudeboy: The Story Of Trojan Records” (2018) gehören.

Halloween Mixtapes gehen in die zweite Runde

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Mit ihren Alben “Bakus Revenge” und “Halloween Mixtape” lieferte die BIPOC-Band aus Orlando soundmäßig eine Mischung aus Blink 182 und Lil Peep. Magnolia Park haben in der Vergangenheit schon häufig mit anderen Künstler:innen kooperiert und bewiesen, wie offen sie für die Entdeckung neuer musikalischer Facetten sind. Doch mit ihrer neuen Single “Animal” und der Zusammenarbeit mit Rapper Ethan Ross, begibt die Band sich in neue Sphären. Der Sound ist härter, lauter, eindringlich und der Schmerz hinter dem inneren Konflikt spürbar, der im Mittelpunkt steht: “My mind’s unstable / My mood just swings/ It’s painful as you would think/ My face full of putrid things/ Dark angels until it sinks”.

Am 27. Oktober erscheint mit “Halloween Mixtape II” das dritte Album von Magnolia Park und kann bereits vorbestellt werden. Neben Ethan Ross arbeitete die Band auf dem Album unter anderem mit Nothing, Nowhere zusammen.

Magnolia Parks – “Halloween Mixtape II”

Magnolia Park- Mixtape II" (Epitaph)
Magnolia Park- Mixtape II” (Epitaph Records)

01. “The End: Emo Nite Rhapsody”
02. “Antidote ft. Kailee Morgue”
03. “Breathing ft. Nothing, Nowhere”
04. “Do or Die ft. Ethan Ross”
05. “Dreams ft. Jake Hill and Viper”
06. “Halloween Tip 1”
07. “Haunted House”
08. “Candles”
09. “Dead On Arrival”
10. “Halloween Tip 2”
11. “Animal ft. Ethan Ross”
12. “Loved By You”
13. “Halloween Tip 3”
14. “Life in the USA ft. TX2”
15. “Manic”
16. “Halloween Tip 4”
17. “Fell In Love on Halloween”

Reunion nach über 20 Jahren

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Seit ihrem letzten Konzert im Jahr 2002 hatte man Talking Heads nicht mehr zusammen gesehen – bis zum 40-jährigen Jubiläum ihres Konzertfilms “Stop Making Sense”(1983) Anfang der Woche. Für ein Interview im Rahmen des Toronto International Film Festival fand die Band wieder zusammen.

Moderator Spike Lee führte David Byrne, Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison durch ihr erstes gemeinsames Interview seit über zwei Jahrzehnten und bezeichnete “Stop Making Sense” wenig zurückhaltend als “den besten Konzertfilm aller Zeiten”. Frantz äußerte seine Freude über das Wiedertreffen: “Es tut gut, heute mit meinen Bandmitgliedern hier zu sein. Das letzte Mal ist ewig her.” Bassistin Tina Weymouth zeigte sich vor allem emotional gegenüber der Neuauflage des Konzertmitschnitts: “Ich liebe diese Show, sie war magisch. Alles an ihr war so besonders.” Insgesamt fokussierte sich das knapp 30-minütige Interview jedoch rein auf den Konzertfilm, Andeutungen auf eine mögliche wirkliche Reunion gab es keine.

In einem Promo-Clip zu der anstehenden Premiere hatte Byrne allerdings schon mal seinen ikonischen Oversized-Anzug aus der Reinigung geholt, den er damals im Film getragen hatte und über dessen Ursprung er ebenfalls im Interview spricht.

Auch der Instagram-Account der Band kündigte die 4K-Version des Films zum Jubiläum an. Talking Heads bis dato letzte Zusammenkunft war der Auftritt zu ihrer Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame 2002 gewesen.

 

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In einem Interview mit Wired sprach Byrne bereits im vergangenen Jahr über eine Reunion der Heads, zuvor musste er sich zuletzt für ein nicht gut gealtertes Promo-Video aus der Zeit um den Release von “Stop Making Sense” entschuldigen. Ihr bislang letztes Album “Naked” haben Talking Heads 1988 veröffentlicht. Aufgelöst hatten sie sich 1991.

 

 

Neue Folge mit Niels Frevert

Frevert kommt 1967 in Hamburg zur Welt, wo er bis heute lebt.
Nachdem der klassische Gitarrenunterricht nicht das einlöst, was Frevert sich unter coolem Gitarrenspiel vorstellt, wird er mit 13 Vorstadtpunk und bringt sich autodidaktisch Gitarre bei. Die E-Gitarre, die er sich zu diesem Zweck heimlich kauft, versteckt er bei einem Freund in der Garage.

Mit 19 gründet er mit drei Mitmusikern in Hamburg-Niendorf die Band Nationalgalerie. Zwischen 1991 und 1995 veröffentlichen sie vier Alben. Frevert singt auf Deutsch, der Sound ist von US-College-Rock und britischem Indie geprägt und mit “Evelin” vom dritten Album “Indiana” landet die Band 1993 einen Überraschungserfolg.

Unter seinem Namen bringt Frevert 1997 sein erstes Songwriter-Soloalbum heraus. Mit „Pseudopoesie“ ist Ende März das siebte erschienen.

In der aktuellen Folge beschreibt er, welche Wirkung Künstler wie die Beatles, Elvis Costello und die Smiths auf seine musikalische Entwicklung hatten und wie er einst Elliot Smith traf.

Außerdem erinnert sich Frevert daran zurück, wie er mit Nationalgalerie einst zum Feindbild der Hamburger Schule wurde und wie aus der Rivalität mit den Genrekollegen Selig später sogar eine Zusammenarbeit mit Selig-Gitarrist Christian Neander hervorging.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

Geschäftspartner in Punk

“Wie habt ihr es eigentlich geschafft, an Karten zu kommen? Glasfaser, oder wie?!” Bela B spricht nach fast drei Stunden voller losgelöster Stimmung (und einiger Rohrkrepierer) das Offensichtliche an. Die Ärzte im “Herbst des Lebens” heißt auch: Eine Tour in kleinen bis mittelgroßen Hallen. Weil sie es können, ist klar. Ankündigung, Vorverkauf und Ausverkauf innerhalb weniger Stunden beziehungsweise Minuten. Die nächsten großen Shows kommen dann im Sommer 2024. Laut Tourplakat dann auch mit Katzen. Ob das der Grund ist, weshalb heute aus der ersten Reihe mehrere Tafeln der antiquierten Schoko-Leckerei “Katzenzungen” auf die Bühne gereicht werden, bleibt ein Geheimnis zwischen den Ärzten und ihren treuesten Fans.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Geringes Sehvermögen: Bela B, stehend wie immer. (Foto: Markus Ebbert)

Ohne Leckerei, aber dafür mit gekritzelter Botschaft schafft es der Pappteller eines Crowdsurfers kurz vor dem letzten Zugabenblock endlich auf die Bühne. Sein Verfasser hält den Teller zunächst aus der Ferne hoch, was Bela dazu veranlasst, sein hohes Alter mit seinem geringen Sehvermögen in Relation zu setzen. Als der Teller schließlich auf der Bühne landet, gerät Bela kurz aus der Fassung und zeigt seinem alten Kumpel und heutigen “Geschäftspartner” (O-Ton Bela) Farin Urlaub die Nachricht. “Das ist ein bisschen süß. Ich dachte, der will einen Stick oder so.” Stattdessen steht “Paul” auf dem Pappteller-Wunschzettel. Wohlwissend, dass die Ärzte den von ihnen selbst verhassten und verbannten Song hin und wieder auf ihre Setlist packen, zuletzt vor zehn Jahren. Ein paar ausgetauschte Blicke später startet Bela mit dem Trommelwirbel-Intro. Wenn Bruce Springsteen das Spiel mit den spontan erfüllten Fanträumen auf der aktuellen Tour schon nicht mehr mitmacht, müssen die Ärzte halt liefern.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Der “Geschäftspartner” von Bela B: Farin Urlaub (Foto: Markus Ebbert)

So oder so bleibt die Setlist wie immer spannend. Von den offensichtlichen Klassikern fehlen mindestens “Westerland” (ist zu verkraften) und “Zu spät”, letzteres eine absolute Seltenheit. Dafür kristallisiert sich “Himmelblau” als jüngerer Publikumsliebling sowie “Für uns” als Farins Lieblingssong von Bela heraus. Und natürlich gibt es viel Obskures. Was dazu führt, dass später in der Nacht einigen jüngeren Anwesenden erklärt werden muss, was ein “Tamagotchi” war und was es mit der “Banane” auf sich hat. Doch das Spannendste ist, wie sich die Ärzte an diesem zu heißen Montagabend ihr Publikum immer wieder erspielen müssen – was ihnen stets gelingt, aber nicht immer ohne Mühen. Das Hinsetz-Spielchen bei “Unrockbar” scheitert phänomenal – ironischerweise bei einem Song, der mit den Beatsteaks die Erfinder dieses Spielchens feiert. Gröl-Aufforderungen à la “Jetzt nur die, die sich als männlich definieren” kommen zwar mit politisch bewusster Sprache, verlaufen aber spätestens im Sande, als Bela Farin darauf hinweist, dass sich die Ersten gelangweilt wegdrehen.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Auch Rod (links) darf zwei Rockstarmomente mit einbringen. (Foto: Markus Ebbert)

Neben all der Tradition bei den Ärzten steht dies auch sinnbildlich für eine Bereitschaft zum Wandel. Nicht alles, was in den letzten 41 Jahren auf der Bühne funktioniert hat, funktioniert auch heute noch. Nicht alles, was in den großen Arenen (oder den kleinsten Läden in Berlin) funktioniert, muss auch in einer mittelgroßen Halle funktionieren. Womit sie ihr Publikum heute stattdessen kriegen: mit guten Songs, egal ob Aktuelles, wie Farins textliche und musikalische Glanzleistungen “Ich, am Strand” und “Leben vor dem Tod”, Zeitloses wie “Kopfüber in die Hölle” undHurra” oder Rods Rockstarmomente “½ Lovesong” und “Dinge von denen”. Und zum Schluss gibt es – wenig überraschend, aber immer wieder gelungen – mit “Dauerwelle Vs. Minipli” eine Minute lang straighten Metal über gelockte Haare mitten in die grinsende Fresse rein.

Europatour angekündigt

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Der ehemalige HIM-Frontmann Ville Valo, alias VV veröffentlichte Anfang des Jahres sein Solodebüt mit “Neon Noir“, in dem er den selbsternannten Love Metal seiner ehemaligen Band weiterführte. Anfang des Jahres spielte VV bereits eine erste Tour mit einigen Stopps in Deutschland, im Sommer war er unter anderem bei Rock am Ring und Wacken zu sehen. Jetzt kündigt der finnische Gothic-Rocker seine Europatour für 2024 an – darunter auch Auftritte in Bremen, Leipzig und Wiesbaden.

Der Finne erwähnt in seinem Instagram-Post zur Tour, dass die Tour das Ende des “Neon Noir”-Albumzyklus einläuten soll, in einem Statement äußert er sich zudem positiv überrascht über die Resonanz zu seinem Soloprojekt: “Die Idee hinter VV und ‘Neon Noir’ war es, symbolisch das zu Ende zu führen, was HIM begonnen haben. […] Ich hatte überhaupt keine Erwartungen als wir Musik unter dem Banner von VV veröffentlicht haben”, so Valo. “Also war ich ziemlich schockiert, als die Leute meine Art von Getöse immer noch genießbar fanden – mit allen Fehlern, Nachteilen und Mängeln.”

Tickets für die Tour sind ab dem 15. September um 11 Uhr an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

 

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Live: VV

02.05. Bremen – Aladin Music Hall
03.05. Leipzig – Haus Auensee
04.05. Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden

Verwundet

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Girl Scout rufen mit ihrer neuen Single zu den ganz großen Gesten auf: das sanfte “Bruises” fordert den Einsatz von Feuerzeugen und Handytaschenlampen auf zukünftigen Konzerten der Band. Gitarrist Viktor Spasov wurde von der Erkenntnis inspiriert, dass auch Erwachsene häufig keine Ahnung von dem haben, was sie tun: “Es geht darum, die Fehler und Verfehlungen der Leute, mit denen man sich umgibt, zu verstehen und darüber hinweg zu sehen. Der Song soll mich daran erinnern, dass ich öfter mit Liebe und Geduld reagieren sollte, nicht mit Wut oder Ärger.”

Zuletzt hatte die Band bereits die Singles “Monster” und “Boy In Blue” veröffentlicht. Alle drei Singles sind Teil der neuen EP der Schwed:innen, “Granny Music”, die am 27. September erscheint. Die Band kommt in den nächsten Monaten außerdem für einige Shows nach Deutschland: nächste Woche etwa treten sie im Rahmen des Reeperbahn Festivals auf, im November sind sie im Vorprogramm von Coach Party zu sehen.

Kennengelernt hat sich die Band während des gemeinsamen Studiums am Stockholmer Royal College of Music, erst im Februar haben sie ihre Debüt-EP “Real Life Human Garbage” veröffentlicht. In ihren Songs singt die Band rund um Frontfrau Emma Jansson über das Durchbrechen von gesellschaftlichen Normen, musikalisch bewegt sich das Quartett zwischen Singer/Songwriter-Indie und 90s-College-Rock. Beide EPs von Girl Scout können nun gemeinsam auf Vinyl vorbestellt werden.

Girl Scout: Granny Music EP

01. “Monster”
02. “Millionaire”
03. “Boy In Blue”
04. “Bruises”
05. “Mothers And Fathers”

Live: Girl Scout (mit Coach Party)

06.11. Wiesbaden – Kesselhaus
07.11. Köln – MTC
09.11. Berlin – Privatclub

Maximal herausfordernd

Zum 100-jährigen Bestehen der British Broadcasting Corporation (BBC) liefern die Post-Rocker Public Service Broadcasting in hochkarätiger Kooperation mit dem BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Jules Buckley den Soundtrack “This New Noise” (Test Card, 08.09.). Durchzogen von Originalaufnahmen aus den Kindertagen des Radios arbeiten sich Band und Orchester in harmonischer Eintracht und cineastischem Livesound an prägenden Aspekten des BBC-Gründungsmythos ab, angefangen vom ersten Director General Lord Reith (“An Unusual Man”) bis zum legendären Londoner Hauptquartier (“Broadcasting House”). Ein Album, das die Bemühungen der konservativen Regierungen und rechten Kräfte in Großbritannien, die BBC zu beschneiden und zum Sprachrohr der eigenen Agenda zu degradieren, vergessen machen möchte. Viel Glück!

Im vergangenen Monat war es Arctic Monkeys– und Blur-Produzent James Ellis Ford, diesen Monat beeindruckt Jonathan Wilson (Foto), Produzent von Father John Misty und Angel Olsen mit “Eat The Worm” (BMG, 08.09.), seinem dritten Soloalbum und bisher seltsamsten Musikentwurf. Unter dem Einfluss von frühen Zappa & The Mothers, Prog-Freaks wie Jim Pembroke und Captain Beefheart erschuf Wilson ein proto-psychedelisches Album, das an die experimentelleren Momente im Schaffen von Beck und Mercury Rev erinnert. Auf dieser Platte kann in jedem Moment alles passieren.

Gleiches gilt für “The Lamb As Effigy” (Flenser, 08.09.), dem dritten Album von Sprain. Die Noise-Avantgardisten aus Los Angeles fordern in verstörenden 92 Minuten (alleine zwei Songs reißen die 24-Minuten-Grenze) die ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers. Diese Band fängt da an, wo Daughters, Chat Pile und Oxbow aussteigen. Sprain sind Noise im Wortsinn, dissonant, rhythmisch, erschlagend aggressiv und nihilistisch, gleichzeitig jedoch grenzenlos erfinderisch. “The Lamb As Effigy” birgt zu gleichen Teilen Schönheit und Hass, changiert zwischen elegischen Streicherarrangements und tritonalen Gitarrenwänden, fast unhörbaren Soundscapes und wilden Feedbackpassagen. Wer sich auf diese maximale Herausforderung einlässt, erlebt das wohl beeindruckendste Stück Musik des bisherigen Jahres.

Eine Art Gegenpol ist “Resolve” (Drag City, 01.09.) von Arnold Dreyblatt & The Orchestra Of Excited Strings. Der amerikanische Minimalist zweiter Generation, Student von La Monte Young und Wahlberliner, hat sein aktuelles Orchester aus Konrad Sprenger (aka Holger Hiller), Joachim Schütz und Oren Ambarchi zusammengestellt. Die individuellen Qualitäten der Mitmusiker bedingen ein behutsames Update von Dreyblatts Musik: grundlegend gleichförmige mikrotonale Tonsequenzen und Patterns, gespielt auf einem Kontrabass mit Pianosaiten. Man könnte das Ergebnis Motorik nennen, wenn dieser Begriff nicht so ausgelutscht wäre.

Und schon sind wir mitten in der Deutungsdiskussion um Krautrock und dessen Erben, der sich das Label Compost mit “Future Sounds Of Kraut, Vol.1” (Compost, 01.09.) stellt. Zum einen streiten sich Puristen seit Jahren um die Abgrenzung zwischen Krautrock und -elektronik. Zum anderen gehört “Kraut” als Einordnungsgröße schon lange ins popkulturelle Vokabular. Hier setzt Kurator Fred & Luna aka Rainer Buchmüller an und präsentiert auf der Compilation einen Querschnitt zeitgenössischer Elektronik-Musiker, die in einer Klammer nach dem Wort Kraut genannt gehören. So geben sich langjährige Protagonisten wie Pyrolator, Sankt Otten und I:Cube mit weniger bekannten, nicht jedoch minder erfahrenen Acts wie Gilgamesh Mata Hari Duo, Halwa und Higamos Hogamos presents Spacerocks die musikalische Klinke in die Hand.

Im Herbst auf Tour

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Dÿse waren in diesem Jahr bisher meist auf Festivals wie dem Stoned From The Underground zu sehen, zum Jahresende legen sie nun aber noch einmal nach: Insgesamt sieben Shows spielt die Noise-Rock-Band ab nächstem Monat in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Das Duo, das seine Musik als “New Wave Of German Noise Rock” bezeichnet, spielt gerne unkonventionelle Songs – mit kurioser Rhythmik und vielen Wechseln zwischen Laut und Leise, mit Gesang und Geschrei ergänzt die Band ihre teils sehr repetitiven und aggressiven Texte. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der Song “Der Haifisch die Zähne”. Da die beiden Mitglieder Jarii van Gohl (Schlagzeug, Gesang; auch Gruppe Planet) und Andrej Dietrich (Gitarre, Gesang) die Band als Duo erhalten wollen, gastieren regelmäßig Leute wie Alexander “Ali” Dietz (Heaven Shall Burn, Gruppe Planet) oder Farin Urlaub (Die Ärzte) als Bassisten.

 

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Ihre aktuelle EP “Norbert hat Angst” haben Dÿse im vergangenen Jahr veröffentlicht, ihr bislang letztes Album “Wiedergeburt” im Jahr 2022. Tickets für die anstehende “Wider”-Tour gibt es ab sofort an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online.

VISIONS empfiehlt:
Dÿse

12.10. Chemnitz – Atomino
13.10. Steyr – Röda
14.10. Graz – Strom im Berg
01.11. Erfurt – Bandhaus
02.11. Trier – Lucky’s Luke
03.11. Winterthur – Noise Fest
05.11. Bern – Rössli

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