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Rammstein: Neue Vorwürfe gegen Christian "Flake" Lorenz

Rammstein

Neue Vorwürfe
Zwei weitere Frauen berichten von mutmaßlichen sexuelle Übergriffen von Rammstein – dieses Mal ist allerdings nicht nur mehr Sänger Till Lindemann im Fokus.
Rammstein: Christian Lorenz (Foto: Gie Knaeps/Hulton Archive/Getty Images)

Seit Ende Mai sehen sich Rammstein und vor allem Frontmann Till Lindemann Vorwürfen des sexualisierten Fehlverhaltens gegenüber gestellt. So sollen Frauen gezielt für Sex mit dem Sänger rekrutiert worden sein. Auch Gewalt und der unwissentliche Einsatz von Drogen stehen im Raum. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen Lindemann. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Nun schildern zwei weitere Frauen im Gespräch mit dem NDR und der Süddeutscher Zeitung mutmaßliche Übergriffe. Diese sollen sich jeweils vor über 20 Jahren zugetragen haben.

Eine der mutmaßlich Betroffenen erzählte, dass sie 17 Jahre alt gewesen sei, als sie Lindemann im Dezember 2002 bei einer Autogrammstunde zu seinem Buch „Messer“ kennenlernte. Noch am selben Abend sei sie mit ihm und Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz zu dessen Landhaus in Brandenburg gefahren. Dort sollen ihr beide Musiker viel Alkohol gegeben haben und auch selbst konsumierten haben. Später habe Jasmin Stevens, so ihr Pseudonym, das Gefühl gehabt haben, dass ihr Mund extrem trocken geworden sei. Auch die Wände hätten gewirkt, als bewegten sie sich auf sie zu. Stevens habe sich in ihrem Rauschzustand in einem der Zimmer im oberen Stockwerk ins Bett gelegt. Während Lindemann bereits irgendwann zum Schlafen verschwunden sei, habe sich Lorenz neben sie gelegt.

Sie habe sich durch ihren Zustand weder verbal noch physisch gegen Sex mit Lorenz wehren können. Sie habe sich lediglich wegdreht. „Ich habe es geschehen lassen. Ich war wie off, abgetrennt von mir selbst“, sagte Stevens. „Ich war mindestens super betrunken und er wusste es, weil er die ganze Zeit dabei war. Ich war einfach nicht mehr bei Sinnen.“ Stevens leide bis heute unter den für sie traumatischen Erfahrungen mit Lorenz. Sie sei auch deshalb jahrelang in Therapie gewesen.

Auf die Frage der Reporter, warum eine 17-Jährige mit zwei deutlich älteren Männern mitfahre, antwortete Stevens, dass sie damals „absolut verknallt“ in Lindemann gewesen sei. Sie habe sich durch den Status der beiden als Weltstars außerdem sicher gefühlt. Damals habe sie zunächst gesagt, sie sei 22 Jahre alt, bei der Ankunft im Haus will sei allerdings ihr wahres Alter klargestellt haben.

Stevens gab eine eidesstattliche Versicherung ihrer Aussage vor Gericht ab. Bei einer Falschaussage droht eine Gefängnisstrafe. Auch Familienangehörige sowie ehemalige Arbeitskolleginnen und Freundinnen haben an Eides statt versichert, dass Stevens in der Vergangenheit von ihren Eindrücken nach dem mutmaßlichen Übergriff erzählt habe. Tagebucheinträge und Therapieunterlagen sollen ihre Aussagen und vermeintliche Erfahrungen stützen.

Flake ließ die Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen. „Es ginge zudem um seine Intimsphäre und handele sich um unzureichend belegte Tatsachen“, schreibt die Tagesschau. Lindemann ließ konkrete Fragen der Reporter inhaltlich unbeantwortet.

Neben Stevens meldete sich eine weitere Frau unter dem Pseudonym Sybille Herder, die von einem mutmaßlichen Übergriff nach einem Konzert in Gera im Februar 1996 berichtete. Die damals 22-Jährige soll nach dem Konzert Rammstein in ein Hotel begleitet haben, um dort unter anderem mit Lindemann, Lorenz und Schlagzeuger Christoph Schneider zu feiern. Sie habe dann das Bewusstsein verloren und sei am nächsten Morgen nackt auf dem Fußboden aufgewacht. Neben ihr soll Lorenz gelegen haben. Herder berichtete, ihr Unterleib habe sich „wie zerfetzt“ angefühlt. „Ich habe vorher Sex gehabt in meinem Leben und habe auch danach Sex gehabt in meinem Leben. Solche Schmerzen hatte ich vorher nie und nachher nie“, so Herder. Wer für die Schmerzen verantwortlich gewesen sei oder was genau passierte, weiß Herder nicht.

Sie sei daraufhin nicht zur Polizei gegangen, da sie dachte, dass ihr „ohnehin keiner geglaubt hätte, im Februar 1996“. Herder erzählte aber einem engen Freund und ihrer Schwester von dem mutmaßlichen Vorfall. Alle haben ihre Aussagen gegenüber dem NDR und der Süddeutschen Zeitung zur Vorlage bei Gericht an Eides statt versichert. Herder hat sich unter anderem auch 2020 zweimal für eine Beratung an die Opferschutzorganisation Weißer Ring gewandt.

Flake und auch Schneider ließen die Vorwürfe über ihre Anwälte zurückweisen. Auch in diesem Fall ginge es um ihre Intimsphäre und es handele sich um unzureichend belegte Tatsachen. Lindemann ließ konkrete Fragen auch zu diesem Fall inhaltlich unbeantwortet. In beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung. Keine der beiden Frauen hat bislang Anzeige erstattet.

Die Debatte um Rammstein wurde von Nordirin Shelby Lynn losgetreten, als sie davon berichtete, im Rahmen eines Konzertes im litauischen Vilnius unter Drogen gesetzt worden zu sein. Die Band wies diese Anschuldigungen bereits als unwahr zurück. Ein Ermittlungsverfahren in Litauen wurde zu dem Fall inzwischen eingestellt. Weiterhin berichtete sie von Aftershow-Partys in Hinterzimmern und der systematischen Rekrutierung von jungen Frauen für diese. Zahlreiche Frauen teilten in diesem Zuge ähnliche Erfahrungen über die sozialen Medien. Darunter auch sehr medienwirksam die deutsche Influencerin Kaya Loska. Eine „Casting-Direktorin“ namens Aleena Makeeva, die mit den jungen Frauen schon oft im Vorfeld in Kontakt getreten seien soll, wurde mittlerweile entlassen. Als einziges Rammstein-Mitglied hatte sich bisher Christoph Schneider ausführlicher zu den Vorwürfen geäußert und sich öffentlich von seinen Bandkollegen distanziert.

VISIONS-Redakteur Jan Schwarzkamp hat die Causa Lindemann in einem ausführlichen Kommentar behandelt.

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