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Die dunkle Seite der Liebe

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Aufgenommen haben Brutus den Song während der Produktion ihres aktuellen Albums “Unison Life”, unserer Platte des Monats im November 2022. Letztendlich schaffte es das Stück aber nicht in die finale Tracklist des Albums. Schlagzeugerin und Sängerin Stefanie Mannaerts ist aber nun froh, dass das Stück doch noch veröffentlicht wird.

“‘Love Won’t Hide The Ugliness’ war immer einer meiner Lieblingssongs, als wir das Album geschrieben haben”, sagt Mannaerts. “Er handelt davon, wie Liebe das Urteilsvermögen vernebeln und es schwierig machen kann, unvoreingenommen zu bleiben. Sie kann dazu führen, dass Menschen anderen blindlings folgen und ihren eigenen Sinn für Schönheit verlieren. Im schlimmsten Fall kann sie zur Selbstzerstörung führen und Beziehungen beschädigen.”

Zum Song gibt es nicht nur ein stimmungsvolles Video, er ist ab sofort auch Teil einer Neupressung von “Unison Life”. Die limitierte Edition zum ersten Jahrestag der Veröffentlichung kommt nicht nur mit einem alternativen Artwork, sondern auch mit einer beigelegten Seven-Inch und ist im Shop von Brutus vorbestellbar.

Neben “Love Won’t Hide The Ugliness” enthält die Single auch “Intro-VI-4AD”, das aktuelle Intro zu den Liveshows von Brutus, von denen diesen Herbst wieder einige anstehen. In Deutschland spielen Brutus im November unter anderem in Hamburg und Berlin.

Live: Brutus

19.10. St. Gallen – Grabenhalle
19.11. Hamburg – Große Freiheit 36
20.11. Berlin – Huxley’s Neue Welt

Ben Portnoy von C.O.F.F.I.N

Wo und wann hast du das Shirt gekauft?

Ich habe dieses T-Shirt bei Sam Ryser aus New York (Toxic State Records, Dripperworld u.a.) bestellt. Während der Covid-Krise nahm er Aufträge für handgezeichnete/bemalte T-Shirts an. Ich bin ein Fan seiner Kunst und war schon lange auf der Suche nach einem T-Shirt der Warumpi Band. Sie sind eine meiner Lieblingsbands, aber sie waren vor meiner Zeit und es war für mich vorher unmöglich, Original-Merchandise von ihnen zu finden.

Warum die Warumpi-Band?

Warumpi Band ist zweifellos eine der knallhartesten und vielseitigsten Bands Australiens. Sie verweben Rock’n’Roll, Country und indigene Musik mit voller Kraft und Herz. Sie singen sowohl in ihrer Muttersprache (Luritja und Gumatj) als auch in Englisch und machen mich stolz darauf, Australier zu sein – diese Kombination und Kultur ist das, was ich an Australien schätze. Textlich und symbolisch haben sie die kulturelle und soziale Politik mit dem täglichen Leben in Einklang gebracht. Auf der einen Seite gibt es Stücke wie “From The Bush” und “Jailanguru Pakarnu (Out From Jail)” und auf der anderen Seite “Falling Down” und “Waru (Fire)”.

Was ist deine persönliche Geschichte mit dem Shirt?

Wie man auf dem Foto sehen kann, ist leider ein Loch unter dem Kragen. Ich glaube, als ich das Shirt zum ersten Mal getragen hatte, waren wir in einem Pub in Sydney, der The Duke heißt, um die Band von unserem Kumpel zu sehen – Dicklord. Dieser 200 kg schwere Creep machte der Barmanagerin das Leben schwer, weil sie eine sehr betrunkene und jung aussehende Frau nach ihrem Ausweis gefragt hatte. Das nächste, was ich weiß, ist, dass dieser Typ ausgeholt und ihr eine reingehauen hat. Abijah und ich waren am Tisch direkt daneben. Wir haben ihn am Kragen gepackt und auf seinen Hintern geschmissen. Auf seinem Weg zu Boden hat er allerdings mein Shirt gegriffen und zerrissen. Idiot.

Welche Bedeutung haben Bandshirts ganz allgemein für dich?

Meine Partner wirft mir immer vor, dass ich zu viele T-Shirts besitze. Ich liebe Kunst von Bands und spiele selbst in einigen. Merch auszutauschen und Bands zu unterstützen, die man selbst feiert, ist ein großer Teil des Tourlebens für mich, also haben sich einige angesammelt. Ich trenne mich immer nur ungern von einem, denn für mich ist jedes Shirt ein Zeitstempel für eine bestimmte Geschichte und Zeit in meinem Leben. Bandshirts werden zu einem Teil deiner Identität, zu dem, was dich interessiert, was dich ausmacht, und sie sind auch eine gute Möglichkeit, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die sich für ähnliche Dinge interessieren.

Ben Portney von C.O.F.F.I.N (Foto: Michael Durham)
Ben Portney von C.O.F.F.I.N (Foto: Michael Durham)

Bescheiden bleiben

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The Baboon Show scheinen seit der Veröffentlichung von “God Bless You All” im Januar eine gute Zeit gehabt zu haben, wie sie in ihrem neuen Musikvideo zum Song “Rolling” zeigen. Das zeigt die Punkband auf Festivals wie dem Taubertal, Hütte rockt und Open Flair.

In “Rolling” erklären The Baboon Show im Mid-Tempo, was man im Leben eigentlich braucht: “Friends and love is all that you need/ And food from your mama/ Sunshine, beer, wine and ice cream/ You can go where you gonna”. Obwohl es sich nicht um einen der schnelleren Songs der Band handelt, bietet er offensichtlich genügend Möglichkeiten, um ein paar Runden im Circle-Pit zu drehen, wie man im Video sehen kann.

Ab Ende des Monats spielen The Baboon Show wieder Konzerte in deutschen Clubs. Die erste Show ist in München, Tickets sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online ab 31 Euro erhältlich.

VISIONS empfiehlt:
The Baboon Show

26.09. München, Backstage
27.09. Hannover, Faust
28.09. Nürnberg, Z-Bau
29.09. Dresden, Beatpol
30.09. Lindau, Club Vaudeville
01.10. Karlsruhe, Substage
15.12.23 Saarbrücken, Garage
16.12.23 Oberhausen, Punk im Pott

Zwischen Explosionen und Sonnenschein

Isoscope sehen schwarz – ihre neue Single “Western” widmen sie dem Zerfall der Welt und malen im dazugehörigen Video ein gesellschaftskritisches Bild. Ganz abgeneigt von der Zukunft scheinen sie dennoch nicht zu sein: das Video ließen sie von einer künstlichen Intelligenz erschaffen.

Instrumental von Gitarre und Drums begleitet, ist das AI-generierte Video mit seiner Egoperspektive eine Fülle an Reizen. Beinahe fühlt es sich so an, als würde man durch das Video schweben: Die Reise beginnt gemächlich und beschaulich auf dem Land, eine auf den ersten Blick idyllisch wirkende Welt. Der Twist überrennt uns jedoch schnell, als wir durch Baumhäuser in teils kahlen Bäumen in eine apokalyptische, düstere Realität entführt werden. Es ist schnell kaum mehr möglich, sich auf eines zu konzentrieren, weil die gesamte Welt zu zerfallen scheint. Zum Ende des Videos wirkt es, als würden mehrere Explosionen uns verfolgen – zurück in die Idylle, in der die bedrohlichste Explosion manchmal wie der schönste Sonnenaufgang aussehen kann.

Ihr Debütalbum “Ten Pieces” haben Isoscope im März letzten Jahres veröffentlicht, sein Nachfolger “Conclusive Mess” erscheint am 3. November und kann noch vorbestellt werden. Mitte November spielt die Band außerdem eine Releaseshow in Berlin, Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Live: Isoscope

11.11. Berlin – B.L.O Atelier

Omar & Cedric: If This Ever Gets Weird

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Es gibt sie immer wieder mal, diese Quasi-Künstlerehen. Sie sind rar, aber sie fördern grandiose, herausfordernde Kunst zutage. Richards/Jagger, Lennon/MacCartney – und eben auch Bixler-Zavala/Rodríguez-López.

Cedric Bixler-Zavala gründet 1993 die Post-Hardcore-Band At The Drive-In. Zu der stößt Omar Rodríguez-López 1996 dazu. Die beiden erleben einen steilen Aufstieg und ein abruptes Ende, experimentieren kurz mit Dub und Reggae in Defacto, aus denen The Mars Volta werden.

Auf sechs Alben zwischen 2003 und 2012 nehmen einen die beiden mit ihrer Band auf einen irren Trip durch Psych, Prog, Jazz, Experimental und verschiedene lateinamerikanische Stile. Während sich beide auch in Nebenschauplätzen austoben und ausprobieren, finden sie 2014 als Antemasque zusammen, um 2017 tatsächlich At The Drive-In wiederzubeleben und nach zehn Jahren Stille 2022 auch The Mars Volta in neuem Sound zurückzubringen.

Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López sind Kulturverarbeitungsmaschinen. Beide neigen dazu, sich durch Kunst und Literatur, Filme und Musik zu fräsen, um sich von diversem für ihre Werke beeinflussen und inspirieren zu lassen. Dabei verlangen sie sich geistig und körperlich alles ab – über Jahre.

Der Dokumentarfilm “Omar & Cedric: If This Ever Gets Weird” (via Clouds Hill) versucht, diese bewegten und bewegenden Künstlerleben nachzuzeichnen. Der 70-sekündige Trailer verspricht eine wirre, wilde Collage aus verwackelten Videoaufnahmen. Es ist nur ein Teaser, aber der fängt den manischen Geist der beiden gut ein.

Seine Premiere feiert der Film beim diesjährigen Raindance Film Festival, das vom 25. Oktober bis zum 4. November in London stattfindet. Am 28. Oktober soll der Film uraufgeführt werden. Er fasst Aufnahmen aus über 20 Jahren und hunderten Stunden Material zusammen, die vornehmlich aus der Hand von Rodríguez-López stammen.

Die Regie hat Nicolas Jack Davies übernommen. Davies hat bereits diverse Preise für seine Webespots und Dokumentationen gewonnen, zu denen etwa “Mumford & Sons: The Road To Red Rocks” (2013) und “Rudeboy: The Story Of Trojan Records” (2018) gehören.

Halloween Mixtapes gehen in die zweite Runde

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Mit ihren Alben “Bakus Revenge” und “Halloween Mixtape” lieferte die BIPOC-Band aus Orlando soundmäßig eine Mischung aus Blink 182 und Lil Peep. Magnolia Park haben in der Vergangenheit schon häufig mit anderen Künstler:innen kooperiert und bewiesen, wie offen sie für die Entdeckung neuer musikalischer Facetten sind. Doch mit ihrer neuen Single “Animal” und der Zusammenarbeit mit Rapper Ethan Ross, begibt die Band sich in neue Sphären. Der Sound ist härter, lauter, eindringlich und der Schmerz hinter dem inneren Konflikt spürbar, der im Mittelpunkt steht: “My mind’s unstable / My mood just swings/ It’s painful as you would think/ My face full of putrid things/ Dark angels until it sinks”.

Am 27. Oktober erscheint mit “Halloween Mixtape II” das dritte Album von Magnolia Park und kann bereits vorbestellt werden. Neben Ethan Ross arbeitete die Band auf dem Album unter anderem mit Nothing, Nowhere zusammen.

Magnolia Parks – “Halloween Mixtape II”

Magnolia Park- Mixtape II" (Epitaph)
Magnolia Park- Mixtape II” (Epitaph Records)

01. “The End: Emo Nite Rhapsody”
02. “Antidote ft. Kailee Morgue”
03. “Breathing ft. Nothing, Nowhere”
04. “Do or Die ft. Ethan Ross”
05. “Dreams ft. Jake Hill and Viper”
06. “Halloween Tip 1”
07. “Haunted House”
08. “Candles”
09. “Dead On Arrival”
10. “Halloween Tip 2”
11. “Animal ft. Ethan Ross”
12. “Loved By You”
13. “Halloween Tip 3”
14. “Life in the USA ft. TX2”
15. “Manic”
16. “Halloween Tip 4”
17. “Fell In Love on Halloween”

Reunion nach über 20 Jahren

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Seit ihrem letzten Konzert im Jahr 2002 hatte man Talking Heads nicht mehr zusammen gesehen – bis zum 40-jährigen Jubiläum ihres Konzertfilms “Stop Making Sense”(1983) Anfang der Woche. Für ein Interview im Rahmen des Toronto International Film Festival fand die Band wieder zusammen.

Moderator Spike Lee führte David Byrne, Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison durch ihr erstes gemeinsames Interview seit über zwei Jahrzehnten und bezeichnete “Stop Making Sense” wenig zurückhaltend als “den besten Konzertfilm aller Zeiten”. Frantz äußerte seine Freude über das Wiedertreffen: “Es tut gut, heute mit meinen Bandmitgliedern hier zu sein. Das letzte Mal ist ewig her.” Bassistin Tina Weymouth zeigte sich vor allem emotional gegenüber der Neuauflage des Konzertmitschnitts: “Ich liebe diese Show, sie war magisch. Alles an ihr war so besonders.” Insgesamt fokussierte sich das knapp 30-minütige Interview jedoch rein auf den Konzertfilm, Andeutungen auf eine mögliche wirkliche Reunion gab es keine.

In einem Promo-Clip zu der anstehenden Premiere hatte Byrne allerdings schon mal seinen ikonischen Oversized-Anzug aus der Reinigung geholt, den er damals im Film getragen hatte und über dessen Ursprung er ebenfalls im Interview spricht.

Auch der Instagram-Account der Band kündigte die 4K-Version des Films zum Jubiläum an. Talking Heads bis dato letzte Zusammenkunft war der Auftritt zu ihrer Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame 2002 gewesen.

 

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In einem Interview mit Wired sprach Byrne bereits im vergangenen Jahr über eine Reunion der Heads, zuvor musste er sich zuletzt für ein nicht gut gealtertes Promo-Video aus der Zeit um den Release von “Stop Making Sense” entschuldigen. Ihr bislang letztes Album “Naked” haben Talking Heads 1988 veröffentlicht. Aufgelöst hatten sie sich 1991.

 

 

Neue Folge mit Niels Frevert

Frevert kommt 1967 in Hamburg zur Welt, wo er bis heute lebt.
Nachdem der klassische Gitarrenunterricht nicht das einlöst, was Frevert sich unter coolem Gitarrenspiel vorstellt, wird er mit 13 Vorstadtpunk und bringt sich autodidaktisch Gitarre bei. Die E-Gitarre, die er sich zu diesem Zweck heimlich kauft, versteckt er bei einem Freund in der Garage.

Mit 19 gründet er mit drei Mitmusikern in Hamburg-Niendorf die Band Nationalgalerie. Zwischen 1991 und 1995 veröffentlichen sie vier Alben. Frevert singt auf Deutsch, der Sound ist von US-College-Rock und britischem Indie geprägt und mit “Evelin” vom dritten Album “Indiana” landet die Band 1993 einen Überraschungserfolg.

Unter seinem Namen bringt Frevert 1997 sein erstes Songwriter-Soloalbum heraus. Mit „Pseudopoesie“ ist Ende März das siebte erschienen.

In der aktuellen Folge beschreibt er, welche Wirkung Künstler wie die Beatles, Elvis Costello und die Smiths auf seine musikalische Entwicklung hatten und wie er einst Elliot Smith traf.

Außerdem erinnert sich Frevert daran zurück, wie er mit Nationalgalerie einst zum Feindbild der Hamburger Schule wurde und wie aus der Rivalität mit den Genrekollegen Selig später sogar eine Zusammenarbeit mit Selig-Gitarrist Christian Neander hervorging.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

Geschäftspartner in Punk

“Wie habt ihr es eigentlich geschafft, an Karten zu kommen? Glasfaser, oder wie?!” Bela B spricht nach fast drei Stunden voller losgelöster Stimmung (und einiger Rohrkrepierer) das Offensichtliche an. Die Ärzte im “Herbst des Lebens” heißt auch: Eine Tour in kleinen bis mittelgroßen Hallen. Weil sie es können, ist klar. Ankündigung, Vorverkauf und Ausverkauf innerhalb weniger Stunden beziehungsweise Minuten. Die nächsten großen Shows kommen dann im Sommer 2024. Laut Tourplakat dann auch mit Katzen. Ob das der Grund ist, weshalb heute aus der ersten Reihe mehrere Tafeln der antiquierten Schoko-Leckerei “Katzenzungen” auf die Bühne gereicht werden, bleibt ein Geheimnis zwischen den Ärzten und ihren treuesten Fans.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Geringes Sehvermögen: Bela B, stehend wie immer. (Foto: Markus Ebbert)

Ohne Leckerei, aber dafür mit gekritzelter Botschaft schafft es der Pappteller eines Crowdsurfers kurz vor dem letzten Zugabenblock endlich auf die Bühne. Sein Verfasser hält den Teller zunächst aus der Ferne hoch, was Bela dazu veranlasst, sein hohes Alter mit seinem geringen Sehvermögen in Relation zu setzen. Als der Teller schließlich auf der Bühne landet, gerät Bela kurz aus der Fassung und zeigt seinem alten Kumpel und heutigen “Geschäftspartner” (O-Ton Bela) Farin Urlaub die Nachricht. “Das ist ein bisschen süß. Ich dachte, der will einen Stick oder so.” Stattdessen steht “Paul” auf dem Pappteller-Wunschzettel. Wohlwissend, dass die Ärzte den von ihnen selbst verhassten und verbannten Song hin und wieder auf ihre Setlist packen, zuletzt vor zehn Jahren. Ein paar ausgetauschte Blicke später startet Bela mit dem Trommelwirbel-Intro. Wenn Bruce Springsteen das Spiel mit den spontan erfüllten Fanträumen auf der aktuellen Tour schon nicht mehr mitmacht, müssen die Ärzte halt liefern.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Der “Geschäftspartner” von Bela B: Farin Urlaub (Foto: Markus Ebbert)

So oder so bleibt die Setlist wie immer spannend. Von den offensichtlichen Klassikern fehlen mindestens “Westerland” (ist zu verkraften) und “Zu spät”, letzteres eine absolute Seltenheit. Dafür kristallisiert sich “Himmelblau” als jüngerer Publikumsliebling sowie “Für uns” als Farins Lieblingssong von Bela heraus. Und natürlich gibt es viel Obskures. Was dazu führt, dass später in der Nacht einigen jüngeren Anwesenden erklärt werden muss, was ein “Tamagotchi” war und was es mit der “Banane” auf sich hat. Doch das Spannendste ist, wie sich die Ärzte an diesem zu heißen Montagabend ihr Publikum immer wieder erspielen müssen – was ihnen stets gelingt, aber nicht immer ohne Mühen. Das Hinsetz-Spielchen bei “Unrockbar” scheitert phänomenal – ironischerweise bei einem Song, der mit den Beatsteaks die Erfinder dieses Spielchens feiert. Gröl-Aufforderungen à la “Jetzt nur die, die sich als männlich definieren” kommen zwar mit politisch bewusster Sprache, verlaufen aber spätestens im Sande, als Bela Farin darauf hinweist, dass sich die Ersten gelangweilt wegdrehen.

Die Ärzte, Halle Münsterland (Foto: Markus Ebbert)
Auch Rod (links) darf zwei Rockstarmomente mit einbringen. (Foto: Markus Ebbert)

Neben all der Tradition bei den Ärzten steht dies auch sinnbildlich für eine Bereitschaft zum Wandel. Nicht alles, was in den letzten 41 Jahren auf der Bühne funktioniert hat, funktioniert auch heute noch. Nicht alles, was in den großen Arenen (oder den kleinsten Läden in Berlin) funktioniert, muss auch in einer mittelgroßen Halle funktionieren. Womit sie ihr Publikum heute stattdessen kriegen: mit guten Songs, egal ob Aktuelles, wie Farins textliche und musikalische Glanzleistungen “Ich, am Strand” und “Leben vor dem Tod”, Zeitloses wie “Kopfüber in die Hölle” undHurra” oder Rods Rockstarmomente “½ Lovesong” und “Dinge von denen”. Und zum Schluss gibt es – wenig überraschend, aber immer wieder gelungen – mit “Dauerwelle Vs. Minipli” eine Minute lang straighten Metal über gelockte Haare mitten in die grinsende Fresse rein.

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