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Unter der Haut

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Fidlar-Tattoos haben nicht nur alle Mitglieder der kalifornischen Garagepunks, sondern auch haufenweise ihrer Fans, die sich liebevoll Fidiots nennen. Mit dem neuen Song “New Tattoo” widmen Fidlar denen nun einen Song bzw. ein Video. Im begleitenden Clip sieht man nämlich eigentlich nur etliche eingesendete Bandtattoos auf der Haut von Fans, im bittersüßen Song selbst singt Frontmann Zac Carper schließlich darüber, sich nach einer Trennung ein neues Tattoo spendiert zu haben, um über die verflossene Liebe hinwegzukommen.

“New Tattoo” ist zusammen mit einer schleppenden Demo-Version von “Change” Teil einer heute erschienen Deluxe-Version des aktuellen Albums “Surviving The Dream”. So richtig Deluxe ist die allerdings nicht, da sie nur diese beiden neuen Songs enthält.

Mit “Surviving The Dream” – ihrem ersten Album als Trio – gingen Fidlar in mehrfacher Hinsicht zurück zu ihren Wurzeln: zum einen veröffentlichten sie die Platte komplett unabhängig, zum anderen klingt ihr verkaterter Dissonanz-Surf-Punk so ungezügelt wie zu Zeiten ihres Debüts. Das überzeugte auch uns – daher landete die Platte auf Platz 27 in unserer Bestenliste zu den 50 besten Alben im Jahr 2024.

Mit dem neuen Album und DIY-Spirit im Rücken, geht es für Fidlar diesen Sommer auch endlich wieder nach Europa. Zwar nur für einige Festivalshows, etwa beim Jera On Air, dem Ruhrpott Rodeo und dem Vainstream, aber es werden immerhin ihre ersten Konzerte in Deutschland seit sechs Jahren werden.

Die Alben der Woche

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Album der Woche: Coheed And Cambria – “Vaxis Act III: The Father Of Make Believe”

Coheed And Cambria 2018 (Foto: Jimmy Fontaine) Kopie
Foto: Jimmy Fontaine

60 Minuten echte Gefühle: Auch auf ihrem elften Album ziehen Coheed And Cambria allerlei musikalische Versatzstücke aus dem Hut. Die Band bespielt intensiv das Spektrum zwischen Akustikballade und Prog Metal. Die musikalische Midlife-Crisis haben sie mit Bravour gemeistert: Genug Altes für ein Gefühl von Zuhause, genug Neues, um interessant zu bleiben.

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Steven Wilson – “The Overview”

Steven Wilson The Overview Album Cover

Steven Wilsons achtes Album ist sein bisher wagemutigstes: Mit seinem 42-minütigen Werk, das nur aus den zwei Titeln “Objects Outlive Us” und “The Overview” besteht, kehrt er zur expansiven, progressiven Musik zurück. Es ist vom Overview-Effekt inspiriert, den man erlebt, wenn vom All auf die Erde blickt.

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Courting – “Lust For Life, Or: How To Thread The Needle And Come Out The Other Side To Tell The Story”

Cover Lust For Life Courting

Mit ihrem ungezügelten Debüt spielten sie einst im Lager von Black Midi, zwei Alben später liebäugeln Courting eher mit den Strokes und den Libertines. Sie haben mit ihrem dritten Album eine solide Hommage an den Indierock der 00er Jahre geschaffen – inklusive elektronischer Fährten, Geigen und Industrial-Wave-Wurmlöchern.

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Red Fang – “Deep Cuts”

Red Fang Deep Cuts Cover

Red Fang haben einen Hang zu schrägen Ideen und Mut zur Hässlichkeit. Will man von so einer Band eine 90-minütige Platte mit Ausschussware? Man will. Leicht macht es einem “Deep Cuts” dennoch nicht. Die 26 Songs aus fast 20 Jahre sind unter anderem bereits bekannte Bonustracks, Proberaum- und Heimdemos und frühe Singles.

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Throwing Muses – “Moonlight Concessions”

Throwing Muses Moonlight Concessions Cover

Throwing Muses sind Ikonen des Alternative Rock, Überlebende, als solche aber offenbar mit einer Gelassenheit gesegnet, die der Musik nicht immer guttut. Wären da nicht “Summer Of Love”, “You’re Clouds” oder das an alte Großtaten erinnernde “Albatross”, man hätte es mit der ersten misslungenen Platte in 44 Jahren zu tun.

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Cleopatrick – “Fake Moon”

Cleopatrick - Fake Moon

Die zwei Kanadier hinter Cleopatrick haben sich für ihr zweites Studioalbum ein besonderes Stilmittel ausgesucht, was vor allem Game-Boy-Freund:innen begeistern sollte. Der Großteil der Songs klingt nämlich, als wären sie für oder mit einer Retro-Spielekonsole entwickelt worden. Wie bisher bleibt es bei Cleopatrick textlich kryptisch, aber melodisch-grungy.

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Clipping – “Dead Channel Sky”

Clipping Dead Channel Sky Cover

Wer heute noch keinen Kaffee hatte, braucht ihn dank Clipping auch nicht. Das Album des HipHop-Trios aus LA braucht genau das 51-sekündige Intro, um von 0 auf 100 zur Bestform aufzulaufen. Hyperaktiv flackern Cyber-Punk-Synthesizer zwischen den Raps von Daveed Diggs hin und her und sorgen für elektrisierende Noise-Elemente.

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Messer – “Die Unerhörten”

Messer Die Unerhörten Cover

15 Jahre Messer – das Bestehen wird mit einem Mix aus B-Seiten, Outtakes, Demos und Kooperationen, die die Entwicklung der Band dokumentieren, sowie neuen Songs gefeiert. Eindringliche Melodien treffen auf schlackernde Drums, darüber Geschichten der Ohnmacht. Messer machen die Energie hörbar, die sie damals wie heute antreibt

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Derya Yildrim & Grup Simsek – “Yarin Yoksa”

Derya Yıldırım & Grup Şimşek liefern ein hervorragendes Beispiel dafür, wie verschiedene Kulturen in einem Sound zusammenkommen können, ohne ihren jeweiligen Charakter zu verlieren. Neben den teils traditionellen Instrumenten und Einflüssen gibt es immer wieder moderne Psychedelic-Momente und leichte Disco-Grooves.

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Bambara – “Birthmarks”

bambara birthmarks cover

Die Post-Punk-Band aus Athens, Georgia stellt mit ihrem fünften Album eine weitere Ode an die Dunkelheit vor. Wie zuvor bewegen sich Bambara textlich wieder nah am Abgrund. Düsterer Sprechgesang und monotone Post-Punk-Basslines werden dieses Mal durch Darkwave-artige Synthies verstärkt. David Lynch hätte es gemocht.

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Som – “Let The Light In”

som let the light in cover

Selten gehen Schönheit und Brutalität so harmonisch Hand in Hand, wie bei Som. Die sanfte Stimme von Will Benoit geht in der Regel trotz der dichten Shoegaze-Soundstrukturen, die mit schweren Post-Metal-Elementen bestückt werden, nicht unter. Dieses Mal schleppen sich die Songs jedoch nur so eben über die Zielgerade.

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Texte von Fee Briesemeister und Nele Marggraf

Aktivitäten angedeutet

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Am Montag gründeten Radiohead eine Limited Liability Partnership – vergleichbar mit einer deutschen Kommanditgesellschaft – mit dem Namen RHEUK25. Das ermöglicht der Band geschäftliche Angelegenheiten unabhängig zu betreiben, ohne auf Plattenfirmen und externe Unternehmen angewiesen zu sein. Was genau der rechtliche Schritt bedeutet, teilte die Band bislang nicht mit, aber bereits in der Vergangenheit nutzten Radiohead LLPs, um Platten zu veröffentlichen.

Konkret wurde für ihr bislang letztes Album „A Moon Shaped Pool“ von 2016 die LLP Dawn Chorus von Thom Yorke, Jonny Greenwood, Colin Greenwood, Ed O’Brien und Philip Selway registriert. Ebenso wurden Personengesellschaften 2021 für die Reissue „Kid A Mnesia“ und dem Debütalbum von The Smile gegründet.

Radiohead arbeiten seit ihrer Trennung EMI/Parlophone 2003 größtenteils unabhängig. Im Anschluss wurde “In Rainbows” (2007) etwa im “Pay What You Want“-Format über die bandeigene Webseite vertrieben. Seitdem erschienen die physischen Veröffentlichungen ihrer Alben über XL Recordings.

Denkbar wäre mit der neuen Gesellschaft eine Neuauflage von “The Bends” (1995), das gestern 30 Jahre alt wurde. Ein neues Album gilt nach den neuerlichen Aussagen von Sänger und Gitarrist Thom Yorke und seinen Nebenprojekten mit The Smile sowie als Duo mit Produzent Mark Pritchard als eher unwahrscheinlich. Demnach gebe er einen „Scheißdreck“ darauf, ob die Fans eine Rückkehr von Radiohead wollen. Trotzdem probte die Band im September 2024 seit längerem wieder zusammen, wenn auch die einzelnen Mitglieder durch ihre individuellen Projekte eine Reunion in diesem Jahr ausgeschlossen haben – so zumindest Jonny Greenwood.

Boomer vs. Gen Z

Man wird nicht jünger. Das müsste endlich auch Danny Dolinski (Christoph Waltz) einsehen. Der ist beruflicher Attentäter und hält sich für unersetzbar. Schließlich macht er diesen Job fehlerfrei seit vier Jahrzehnten. Der Haken ist nur: Dolinski säuft, schluckt Pillen wie Bonbons und musste zuletzt wegen einer Handverletzung eine Auszeit einlegen. Das löst Bedenken bei seinen Auftraggebern aus. Also stellt man ihm den jungen Wihlborg (Cooper Hoffmann) zur Seite. Der schrill gekleidete Jungspund gilt als Killer-Wunderkind mit Hang zum Kollateralschaden. Dolinski soll ihn schleifen.

Klar, der “Old Guy” weiß natürlich alles besser und will sich gewiss nicht vom Thron stoßen lassen. Besonders nicht von so einem asketisch lebenden Typen mit Crocs und lackierten Fingernägeln. Doch dann müssen die beiden feststellen, dass sie Opfer einer Verschwörung geworden sind.

Die Figuren in “Old Guy” sind leider haarsträubend unterentwickelt. Lucy Lius Anata hat gar keine Funktion, außer als “love interest” herzuhalten. Dabei verlangt die Story gar nicht danach. Die könnte sich besser auf den Kern konzentrieren: die beiden ungleichen Buddys, die sich aneinander reiben und – selbstverständlich – langsam zu respektieren lernen. Das hätte mehr Hintergrund und auch mehr Übertreibung vertragen. Wenn sich Dolinski etwa zwischendurch Mollys schmeißt, hat das keinerlei Auswirkungen. Und hinter Wihlborgs knuddeligem Äußeren steckt ein kaltblütiger Mörder. Wieso er so tickt, wird nicht klar. Da Hoffman – Sohn des großen Philip Seymour Hoffman – und Waltz jedoch darstellerische Schwergewichte sind, kitzeln sie aus ihren Figuren immer noch genug Charisma heraus. Dieser Umstand und ein cooler Soundtrack, schöne Bilder aus Dublin und Dolinskis speckige Lederjacke sorgen dafür, die Profikiller-Komödie über Wasser zu halten.

7 / 12

Cole Gilbert von Scowl

Ich habe das Shirt im Juni 2020 auf Ebay gekauft. Ich habe es ausgesucht, weil Weezer meine absolute Lieblingsband ist und dieses Shirt eine Menge Geschichte für die Band beinhaltet.

Es stammt von der letzten offiziellen Performance der Band bis zum Sommer 2000. Es war der letzte Auftritt mit Matt Sharp, dem originalen Bassisten der Band. Ich glaube, es war auch That Dogs letztes Konzert vor ihrer Reunion 2011. Aber am wichtigsten ist, dass es eine Gedenk-Show für Mykel, Carli und Trysta Allen war. Mykel und Carli Allen haben den Weeezer-Fanclub zusammen mit ihrer kleinen Schwester Trysta geführt, bis sie tragischerweise auf dem Weg zu einem Weezer-Konzert ums Leben kamen. Das ist das historischste Merch-Stück in Weezers Geschichte und eins meiner persönlichen Favoriten. Ich hatte Glück, dass ich es zu einem recht günstigen Preis und in einwandfreiem Zustand kaufen konnte.

Ich sammle jetzt schon seit über einem Jahrzehnt Band-Merch und habe eine Leidenschaft für Merch generell, nicht nur Shirts. Ich liebe es, seltene Teile, Bootlegs und alles Mögliche von meinen Lieblingsbands zu sammeln. Um ehrlich zu sein, besitze ich keine normalen Shirts, ich trage nur Band-Shirts. Ich liebe es, meine Leidenschaft und Interessen am Körper zu tragen.

Cole Gilbert von Scowl (Foto: Privat)
Cole Gilbert von Scowl (Foto: Privat)

Zulu werfen Sänger nach Missbrauchsvorwürfen raus

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Eine ehemalige Partnerin des Zulu-Sängers Anaiah Rasheed Muhammad hatte bereits am 8. März via Instagram ein Statement veröffentlicht, das ihn unter anderem der häuslichen Gewalt, des Groomings und des psychischen und sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Sie berichtet von Gewalt, die Muhammad als “spielerisch” abgetan und sie mit merklichen körperlichen und psychischen Schäden zurückgelassen habe.

Sie habe sich daraufhin einer Person anvertraut, die ebenfalls Opfer seines gewalttätigen Verhaltens gewesen sein soll und so ein missbräuchliches Verhaltensmuster aufgedeckt, was weit über sie hinausgehen soll. Daraufhin habe sie angefangen, sich zu wehren. Was folgte, ist nach Angaben des Opfers eine monatelange Hetzjagd – Personen aus Muhammads Umfeld und auch Teile der Band sollen sie auf der Straße, telefonisch und im Internet belästigt haben. Ohne Namen zu nennen, spricht sie außerdem von einem Mitglied der Band, das zu ihr gehalten habe und daraufhin von Muhammad rausgeworfen worden sei. Als besagte Person meldete sich später Don Brown, Zulus Ex-Drummer, mit einer Instagram-Story zu Wort, mit der er die Geschichte des Opfers implizit bestätigte.

 

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“Seine Weigerung, sich zum einen einzugestehen, was er für einen Schaden angerichtet hat und zum anderen, sich zu überlegen, welche Maßnahmen er ergreifen will, damit so etwas nie wieder vorkommt, macht ihn zutiefst toxisch und gefährlich, insbesondere für Schwarze Frauen: Eine Community, die sich als Pro-BIPoC, für Liberalismus und gegen das Establishment positioniert und deren Plattform er sich bedient, verdient Gerechtigkeit und Wiedergutmachung”, so Muhammads ehemalige Partnerin.

Ex-Zulu-Sänger verteidigt sich

Nach dem Statement, das der Sänger zwei Tage später veröffentlichte, kann von Einsicht oder Wiedergutmachung kaum die Rede sein: Er bezeichnete die Anschuldigungen, die gegen in erhoben wurden, als falsch, äußerst bedenklich und rufschädigend. Er wäre nie mit der Frau in einer romantischen Beziehung gewesen, sein vom Opfer dargestelltes Verhalten ginge gegen seine moralischen und religiösen Werte und Vorstellungen und er sei immer zu Gesprächen und Mediationen in angemessenem Rahmen bereit gewesen –kurzum, er streitet jeglichen Vorwurf ab. Auf Browns Ausstieg aus der Band ging er allerdings nicht ein.

 

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Band pausiert, schmeißt Sänger raus

Zulu wollten ursprünglich die geplante Lateinamerika-Tour mit Muhammad spielen, doch die wachsende Sorge von Promotern, Bands und Fans ließ sie umdenken: Die restliche Band veröffentlichte ein weiteres Statement, in dem sie die Trennung von Sänger Muhammad, sowie die Pausierung des gesamten Bandprojekts bekanntgaben und jegliches Wissen über die Härte der Vorfälle abstritten – laut des Posts habe Brown die Band aufgrund von terminlichen Unstimmigkeiten verlassen. Zulus einziges und vorerst letztes Album “A New Tomorrow” erschien 2023.

 

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Bikini Beach über »Cursed«

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Bikini Beach stellen die Songs ihres siebten Albums “Cursed” vor. Die Platte ist am 7. Februar bei La Pochette Surprise Records erschienen.

01. “Birth of the Curse”

Die Idee war, einen düsteren Anfang für “Cursed” zu haben und ist spontan im Proberaum entstanden. Parker Griggs hat die Gitarre über einen Leslie und einen Gitarren Amp gleichzeitig eingespielt. Später hat Flip noch Kesselpauken und Becken-Sounds hinzugefügt.

02. “Cursed”

Eine Gitarre bedeutet immer neue Songs und so kam aus einer hässlichen 90er-Jahre Ibanez Strat das böseste Riff in E-Standard. Ein “Hyper Fuzz” Clone, den ein Freund eines Freundes gebaut hat, deutet hier den Weltuntergang an. Wir sind nicht gläubig, aber wie will man bei so einem Szenario Gott aus dem Spiel lassen?

03. “Last Words”

Das Monster unter deinem Bett. Der Song macht durch die einfache Härte bei Konzerten großen Spaß zu spielen.

04. “I Feel”

Die Anbetung der ersten zwei Alben von The Von Bondies kommt hier am meisten zur Geltung. Inspiriert vom Motor City Blues Rock.

05. “Family”

Der verdrehte Faden, der in einem steckt, wird aufgedröselt. Auch dieser Song ist durch eine neue Gitarre entstanden, in den zwei Minuten stecken viele Emotionen, viele private Gedanken drinnen. Vor allem live kickt der Song immer und immer wieder.

06. “Liar, Liar”

“Tischlein deck dich” im Garage-Rock-Format. Das Outro ist inspiriert von Son House’ “Grin In Your Face”, ursprünglich war der Part als Bridge des Songs gedacht, war am Schluss dann doch stimmiger.

07. “Until You Die”

Dick Dale auf Steroide oder so – hier kommt das ganze Bikini-Beach-Spektrum zusammen. Der Song startet mit einem Surf-Lick, geht über in Garage Punk und endet mit einem Black-Metal-Riff, was braucht es noch?

08. “Blue”

Ab und zu kommt über uns die Aussage, dass wir klingen wie Sonic Youth, auch wenn wir das selber gar nicht so sehen. Aber es war mal an der Zeit, auszuprobieren, ob wir so klingen könnten. Unser Versuch ist dieser Song.

09. “Miles From My Mind”

Schwer inspiriert vom Iguana-Death-Cult-Debütalbum. Das Intro war eine Idee aus der Ära des Vorgänger-Albums “Appetizer” und staubte zwei Jahre lang auf einer Festplatte vor sich hin, wurde aber nie vergessen. 2023 wieder ausgegraben und auf einmal ging es sehr schnell.

10. “Beg For Mercy”

2023 hat sich Nils eine gebrauchte Danelectro ‘59 12-String gekauft und auch hier ergab ein neues Instrument einen neuen Song. Der misslungene Versuch, einen klassischen 60s Garage-Pop-Song zu schreiben.

11. “Introvert”

Ein Song für alle, die gerne allein sind. Mit dem Song wollten wir vom Style back to the roots zu unserem zweiten Album “Guzzler” gehen.

12. “1986”

Kurzbeschreibung des Vorjahres, in dem Nils geboren wurde. Wer musikalisch dafür Modell gestanden hat, kann jeder hören.

13. “Cursed Country”

Der vielleicht untypischste Bikini-Beach-Song bisher: Flip wünschte sich eine Art “Ballade” für das Album. Wochenlang dokterte Nils auf seiner 12-String und Akustikgitarren herum, bis er auf einmal ein Riff entdeckte, daraufhin sofort in den Proberaum fuhr und in wenigen Stunden das Demo für den gesamten Song aufnahm.

Die Zukunft ist jetzt

Eigentlich sollten Spiritbox dieser Tage nichts anderes tun, als den wachsenden Erfolg zu genießen. Das Leben hat andere Pläne und konfrontiert das Kreativ- und Ehepaar Courtney LaPlante und Mike Stringer und ihre Band in den vergangenen Monaten mit allem, was es hergibt – positiv und negativ. Im Juli 2024 verstirbt überraschend Ex-Mitglied Bill Crook, Spiritbox erhalten ihre zweite Grammy-Nominierung, während sich die Band auf ihre bislang größten Headliner-Shows vorbereitet, verwüsten Brände ihre neue Heimat Los Angeles und zerstören das Haus von Bassist Josh Gilbert. Zur Promo gesellen sich deshalb Charity-Aktivitäten, bevor am 7. März mit “Tsunami Sea” eins der wohl meisterwarteten Alben 2025 erscheint. „So ist das Leben“, entgegnet LaPlante pragmatisch, konfrontiert mit den Umständen der vergangenen und kommenden Monate. „Das merkwürdige daran ist eher, wie öffentlich sich inzwischen alles abspielt, wie etwa bei Josh. Ich kann mir kaum vorstellen, was er gerade durchmacht, aber trotz allem will er nicht stehenbleiben und die Tour und die Grammys mitnehmen. Alles, was ihm dabei hilft, dass er sich wieder wie er selbst fühlt. So verrückt es auch ist, das alles hat uns als Band noch enger zusammengeschweißt.“ Bleibt da überhaupt Zeit, alles zu verarbeiten und zu reflektieren? „Ich glaube, wir verarbeiten gerade gar nichts, es kommt immer nur der nächste Schritt“, sagt LaPlante. „Viel mehr kann ein Gehirn auch nicht leisten“, ergänzt Stringer. So bleibt zunächst zu hoffen, dass Spiritbox in Zukunft etwas Zeit und Abstand finden, denn deren Mangel führte bereits zum Niedergang so vieler kometenhaft aufgestiegener Bands. Und dass der Aufstieg sich jetzt erneut beschleunigen könnte, untermauert das zweite Album “Tsunami Sea”.

Von Bergen und Meer

Das Album bestätigt den Eindruck, den bereits die Vorabsingles “Soft Spine” und “Perfect Soul” erweckt haben. Während Spiritbox auf ihrem Debüt “Eternal Blue” noch unterschiedliche Stile und Sound-Ästhetiken vermischten, lotet die Band die bereits etablierten Extreme noch stärker aus. Das liegt auch an der schieren Menge von Ideen, die Mike Stringer für das Album gesammelt hat. „Ich hatte viel Zeit, also habe ich 25, 30 Songs geschrieben, und wir haben die besten elf ausgesucht. Aber weil es so viel Material war, ist die Bandbreite natürlich höher. Deshalb ist auch ein Song auf dem Album, der fast Hyperpop ist. Das war so nicht geplant, ich versuche aber immer, ein möglichst breites Abbild unserer Einflüsse auf einem Album wiederzugeben.“ So finden sich auf “Tsunami Sea” nicht nur Passagen, die im Top-40-Radio nicht weiter auffallen würden, sondern mit Songs wie “Fata Morgana” eben auch das härteste Material, das Spiritbox je aufgenommen haben und bei dem sich die auf F oder F# heruntergestimmten Gitarren von Stringer teilweise wie Dubstep-Bässe anhören. Noch deutlicher fällt die Gratwanderung auf “No Loss No Love” aus, das in der Bridge innerhalb von Sekunden von Brutalo-Spiritbox zu einer Mischung aus Tech House und UK Garage und zurück wechselt. „Den Abwechslungsreichtum wollen wir gar nicht groß vermarkten“, sagt Stringer. „Es ist so unschuldig wie simpel“, ergänzt LaPlante. „Wenn ich Spaß an etwas habe, das Michael macht, verfolgen wir das weiter, egal wie abwegig es gerade erscheint.“

Der rote Faden von “Tsunami Sea” ergibt sich weniger aus den eklektischen Einflüssen, sondern vielmehr aus Sounddesign und Konzept. Obwohl kein Konzeptalbum im klassischen Sinne, ziehen sich wie bereits auf dem ersten Album Bilder und Wörter mit Bezug zu Wasser und Meer durch Songs wie “Ride The Wave”, “Deep End”, “A Haven With Two Faces” und den Titelsong. Im Hintergrund rollt der Sound, bricht, ebbt auf und ab, fließt vor und zurück. Größe, Epik und Erhabenheit sind in der Musik von Spiritbox durch die Heimat von LaPlante und Stringer, Vancouver Island, tief verankert. „Das ganze Album ist wie ein Liebesbrief an eine misshandelnde Ex“, sagt Stringer. Denn jahrelang haben sich LaPlante und Stringer in ihrer Heimat an der kanadischen Westküste hauptsächlich gefangen und unverstanden gefühlt. Der Traum von der Musik war für die meisten Menschen in ihrem Umfeld nicht nachvollziehbar. „Die meisten Leute dort werden Ärzte und Anwälte, gründen Familien und kaufen Häuser“, ergänzen sich Stringer und LaPlante gegenseitig. „Und wenn sie wissen wollen, was du tust, und du sagst: ‚Ich spiele in einer Band‘, fragen sie nur: ‚Wie? Unten in der Kneipe?‘ Das war damals einerseits eine große Motivation für uns, andererseits führte es zu lähmenden Zweifeln und Depression.“

Spiritbox (Foto: Jonathan Weiner)

Auch wenn Spiritbox inzwischen auf ausverkaufte Touren, Chartplatzierungen, ein großes Publikum, Merchandise-Verkäufe mit Millionenumsatz und Grammy-Nominierungen zurückblicken können, vor der Verwandt- und Bekanntschaft muss man sich immer für etwas rechtfertigen. Etwa die Kinderlosigkeit. Oder den Umzug nach Los Angeles. Dort erntet man auf den Satz „Ich bin Musiker*in“ eben keine verständnislosen Blicke. Andererseits kann man aufgrund der majestätischen Landschaft von Vancouver Island aus Bergen und Meer nur vor Ehrfurcht erstarren und kreative Energie aus der atemberaubenden Natur schöpfen. Auch nach dem Umzug nach Kalifornien verlassen LaPlante und Stringer Vancouver Island, das sie so wie alle Einheimischen nur „die Insel“ nennen, mental nicht. „Es ist eine Art gestoppte Entwicklung. Wir finden uns oft in dem Gefühl wieder, das wir hatten, als wir dort Spiritbox gestartet haben“, sagt LaPlante. So verwundert es nicht, dass sie auf “Tsunami Sea” einige ihrer beeindruckendsten Texte geschrieben hat: „I hope you still have a hideaway for me/ Under the mountain floating on the sea/ Swear I saw an island there/ Washed away by a temporary stream/ I hope it still flows back to me/ This haven has two faces, one is to create and one is to replace it/ A forest I can fade in, with roots you’ll never see flowing back to me“. “A Haven With Two Faces” ist eine bittersüße Ode an „die Insel“ und deren Hauptstadt Victoria. Dennoch ist die zentrale Aussage des Songs universell: „Mit dieser Hassliebe zur eigenen Heimatstadt können sich schließlich alle identifizieren“, sagt Stringer.

Hauptsache zeitgemäß

Hassliebe ist auch ein Wort, das viele Puristen mit der Musik von Spiritbox verbinden dürften. Auch “Tsunami Sea” ist von einer extrem wuchtigen, fast klinischen Produktion im Stil von Will Putney, Misha Mansoor oder Josh Wilbur geprägt. Darüber hinaus suchen Spiritbox vor allem im Klargesang noch stärker den Anschluss an zeitgenössische Pop- und R&B-Konventionen. Was in der Rockmusik der 90er und 2000er das Nölen von Eddie Vedder, Scott Stapp oder Chad Kroeger war, ist heute, vor allem im Umfeld von Hyperpop und R&B, ein zum Jaulen tendierender weiblicher Gesang, untermauert von einer langen Vocal Chain aus Kompression, Reverb, Delay, Autotune und weiteren Effekten. Im Vergleich zu “Tsunami Sea” wirkt LaPlantes Klargesang auf ihrem Einstand, dem Iwrestledabearonce-Album “Late For Nothing” von 2013, geradezu analog und pur.

LaPlante und Stringer sind sichtlich erfreut über die technischeren Aspekte der Musikproduktion und ihren Sound zu sprechen. „Wir sind totale Nerds, wenn es um solche Themen geht. Wir lieben aber beides: rohe, düstere Sounds und makellose Produktionen“, sagt LaPlante. „Wir haben uns vor kurzem auch nochmal die ‘Rotoscope’-EP und deren Stems (einzelne Tonspurgruppen einer Aufnahme, etwa von Gitarren und Schlagzeug) angehört und uns gefragt: War das alles wirklich so verzerrt oder haben wir das nur falsch exportiert?“, so Stringer. „Für mich sind viele der aktuellen Gesangsproduktionen in Pop und HipHop, aber auch Country, die besten des Planeten. Es gibt einen Grund, warum das überall so klingt. Und natürlich klingt das heute anders als ein Album von vor zehn Jahren. Wir lieben Aufnahmen die ‚larger than life‘ klingen. Manche Menschen mögen das nicht, finden es zu fake oder schal. Ich liebe große und saubere Sounds.“ Als Beispiel führt er “Crystal Roses” an, den wohl untypischsten Song des neuen Albums. Dessen Gesang und Vocal Chain waren stark von The 1975 und Hyperpop inspiriert. Der Kern von LaPlantes Stimme ist hier kaum mehr auszumachen, dennoch passt es gerade deshalb, weil die um einen Breakbeat gebaute Musik mit fast abwesenden Gitarren und Drops stark an den melodischen Drum’n’Bass um das Jahr 2010 erinnert. Diese Electronica-Schlagseite ist nicht neu, wird aber auf “Tsunami Sea” ebenfalls leicht ausgebaut. „Wir lieben Bands wie
The Prodigy oder Chase & Status und den Sound der 2000er und 2010er“, sagt LaPlante. „Für mich ist die Art wie wir Gesang produzieren auch nicht schockierend“, ergänzt Stringer, der auch Co-Produzent von Tsunami Sea ist. „Im Gegenteil. Ich finde, mehr Metalbands sollten so experimentieren, sonst macht man doch nur wieder und wieder den gleichen Scheiß.“

Erweitert wird LaPlantes Gesang außerdem vom 2022 zur Band gestoßenen Bassisten Josh Gilbert (ehemals bei As I Lay Dying). Aus Zeitgründen spielt Stringer den Bass auf “Tsunami Sea” selbst ein, Gilbert prägt das Album an anderer Stelle. Er bringt seinerseits seine Stimme an ihre Grenze und singt teilweise so hoch im Hintergrund, dass es klingt, als hätte sich LaPlante gedoppelt. „Es ist so cool zu sehen, wie die zwei zusammensitzen und über Harmonien und bestimmte Zeilen reden“, sagt Stringer. „Courtney versucht, ihn immer aus der Komfortzone zu holen, und ihre Stimmen anzugleichen.“ „Ich liebe es, mit ihm zu singen“, so LaPlante, „durch ihn klingt meine eigene Stimme besser. Und als Songwriter und Produzent versteht er immer das große Ganze.“ Das große Ganze klingt auf dem neuen Album so zeitgeistig wie nie. Unabhängig davon, wie man zur Ästhetik von Hyperpop-Vocals steht, erschwert deren Produktion allerdings das Verstehen von LaPlantes Texten. Dabei sind die eine große Stärke von “Tsunami Sea”.

Spiritbox (Foto: Alex Bemis)

»Das ganze Album ist wie ein Liebesbrief an eine misshandelnde Ex.«

Mike Stringer

Nicht nur “A Haven With Two Faces”, auch vielen weiteren Texten von LaPlante haftet etwas fast Prosaisches an. „I am alone again/ An island separates me from my home and then you pull me closer/ And you tell me to control myself/ An inlet with no shore/ Temper the glass again/ We speak in metaphors/ If the sentence is right why does my body interfere?/ Like a thief in the night, to steal the stars when they appear“ singt LaPlante im an Evanescence erinnernden “Ride The Wave”. „Viele Autoren, die mich inspirieren, assoziiert man nicht unbedingt mit einem poetischem Schreibstil“, sagt sie. „Ich bin in Bangor, Maine geboren, der Heimat von Stephen King. Er schreibt zwar nicht poetisch, aber viele außergewöhnliche Traumsequenzen, bei denen man das Gefühl hat, dass er etwas sehr Altes, fast Spirituelles, Heidnisches oder Psychedelisches referenziert. Das inspiriert mich beim Texten mehr als eigentliche Poesie. Das liegt auch an dem ganzen ‚World Building‘ und der Lore, die sich durch die Werke zieht.“ – „Ich weiß nicht, worum es in den Songs geht, sie verrät es mir auch nie“, fügt Stringer lachend hinzu.

Zukunftsmusik

Spiritbox werden oft in einem Atemzug mit Sleep Token und Bad Omens und sogar Knocked Loose als die „Breakout-Stars“ des modernen Metal genannt. Sie alle folgen in den Fußstapfen von Bring Me The Horizon, Ghost, Parkway Drive und Architects als die Metalbands, die sich in den 2020ern als Festival-Headliner und Arena- bis Stadion-Acts etablieren könnten. Auf ihrer anstehenden Europatour werden Spiritbox eine ausverkaufte Show im Londoner Alexandra Palace spielen. Die nächst­größere Halle wäre die jüngst von Sleep Token gefüllte Wembley Arena. Auch in Deutschland stehen im ausverkauften Palladium Köln und der Columbiahalle in Berlin die bisher größten Headliner-Shows an. „Ich sage immer, dass wir die ‚Good Guys‘ sind“, sagt LaPlante und lacht. „Auch wenn Bad Omens und Sleep Token einen unfassbaren kommerziellen Erfolg haben, sind wir in unserer Metal-Welt doch so sehr in einer Nische, dass wir vergessen, dass für die durchschnittlichen Hörer*innen eine Band wie Sleep Token die seltsamste Musik ist, die sie je gehört haben. Für die ist Sleep Token, was Rush für uns ist.“ „Nicht dass Verkaufszahlen oder Awards wirklich Erfolg symbolisieren, aber Metal hat nie den Respekt bekommen, den er verdient hat. Wenn du Metal machst, weil du erfolgreich sein willst, bist du in der falschen Musik“, so Stringer.

Dennoch fühlen sich Spiritbox in der Rolle des zukünftigen Mainstream-Metal-Flaggschiffs hörbar wohl. „Ob es Gojira sind, die die Olympischen Spiele eröffnen, Knocked Loose bei Jimmy Kimmel oder unsere Grammy-Nominierungen, das könnte alles Türen zu dieser Musik für so viele Menschen öffnen“, so Stringer. „Was daran besonders cool war, ist, dass diese Musik einerseits mit offenen Armen angenommen wurde, gleichzeitig aber immer noch kontrovers war und Leute verärgert hat. Genau das wünscht man sich doch“, sagt LaPlante. „Manche dieser Bands kenne ich gar nicht persönlich, aber ich glaube, dass wir alle eine ähnliche Einstellung haben. Wir alle wollen dasselbe: Die beste Musik machen, die wir machen können und uns von der konservativen Hardrock- und Heavy-Metal-Bewegung entfernen, die es in den USA gibt.“ Für sie fühlt es sich an, wie beim Baseball. Alle Bases sind besetzt, die neuen Bands sind am Schlag – und wenn der erste Homerun kommt, setzt sich das ganze Feld in Bewegung.

Und das für LaPlante das ganze Feld mal in Bewegung kommen sollte, ist kein Geheimnis. Sie spricht sich schon lange gegen die immer noch vorherrschende Dominanz der alten Platzhirsche und die zu große Toleranz gegenüber unangenehmen bis kriminellen Protagonisten in der Metal-Welt aus. Rechenschaftspflicht ist für LaPlante das zentrale Thema, wenn es um ihre Szene geht. 2023 machte die Band einen Rückzieher von einer geplanten Tour mit Falling In Reverse aufgrund deren kontroversen Bandkopfes Ronnie Radke – allerdings erst nach der Ankündigung der Tour und entsprechenden Reaktionen. Mit zunehmender Größe werden die Ansprüche an Spiritbox steigen. Ende 2024 begleiteten Spiritbox Bring Me The Horizon bei deren monumentaler Stadionshow in São Paulo. Gegen Frontmann Oli Sykes wurden in der Vergangenheit bereits diverse Anschuldigungen erhoben. Dieses Jahr stehen Konzerte mit Linkin Park an, die wegen der Scientology-Verbindung der neuen Sängerin Emily Armstrong in der Kritik standen.

Stadionshows mit großen Rockstars sind für Spiritbox aktuell eine große Chance. Wie navigiert man also die eigene Karriere und die Erwartungen, die Fans stellen, dass das eigene Verhalten nach Möglichkeit unfehlbar ist? Wo zieht man die eigenen Grenzen? Mit wem kann man sich umgeben? „Ich persönlich finde nicht, dass es unser Job ist, jemanden anzuprangern“, sagt Stringer. „Unsere Band ist auch kein Vehikel, um die ganze Zeit online Leute anzuschreien. Wir müssen das auch gar nicht. Denn schlechte Menschen werden sich immer selbst entlarven.“ „Ich möchte lieber hinter den Kulissen Dinge ändern“, sagt LaPlante. „Mir ist klar geworden, dass das öffentliche Kritisieren von Menschen etwas ist, das ich nur aus Eigennutz gemacht habe, damit alle jubeln: ‚You go, girl!‘ Jetzt versuche ich, informiert zu bleiben und sicherzustellen, dass ich mich mit den Menschen, mit denen ich Umgang habe, auch wohl fühle. Dazu gehört mehr, als nur die Überschriften zu lesen.“ So kommt man zu einem differenzierteren Bild über Menschen in der Musikindustrie, das letzten Endes doch negativ ausfallen kann. „Wir benutzen für diese Menschen immer die Metapher von Des Kaisers neue Kleider“, sagt LaPlante. „Diese Menschen sind einfach Loser. Normale Leute würden sie mit dem Kopf ins Klo stecken. Sie sind nackt und stolzieren die Straße runter. Und es braucht nur eine Person, die sagt: ‚Du bist nackt‘ – und alle werden verstehen, was sie sind. Es bleibt uns also nur, mehr Einfluss zu sammeln und die Dinge von innen heraus zu verändern. Denn da beginnt dieser ganze Mist. Bei Menschen, die so ein Verhalten ermöglichen. Wir und andere Bands können das vielleicht ändern. Es wird nur etwas Zeit in Anspruch nehmen.“

Spiritbox (Foto: Alex Bemis)

»Mir ist klar geworden, dass das öffentliche Kritisieren von Menschen etwas ist, das ich nur aus Eigennutz gemacht habe, damit alle jubeln: ›You go, girl!‹«

Courtney LaPlante

Bei dem Momentum, dass Spiritbox aufgebaut haben, könnte es schneller gehen als gedacht, immerhin passieren für die Band jetzt schon viele Dinge gleichzeitig. „Eigentlich ist es uns immer noch unangenehm, über unsere Leistungen und Meilensteine zu sprechen“, sagt LaPlante. „Ich meine, diese Woche baut Michael unsere Liveshow für die nächste Tour zusammen, er hat Regie bei einem Musikvideo geführt, morgen wird er seine neuen Signature-Gitarren und Pickups enthüllen, und bis jetzt hat er über 50.000 Dollar für Menschen, die von den Bränden betroffen sind, gesammelt – aber er würde das nie an die große Glocke hängen“, sagt LaPlante, während Stringer fast betreten zu Boden schaut und seinen Nacken reibt. „Das ist mir jetzt schon unangenehm“, sagt er lachend. „Ich kann eigentlich immer nur an das Hier und Jetzt denken, sonst bekomme ich einen Nervenzusammenbruch vom Stress. Es ist ein Trip. Aber ich will nicht mit 50 aufwachen und mich fragen: Was wäre, wenn ich es damals einfach gemacht hätte?“ Im Gespräch wird deutlich, dass hinter der Band, Idee und Marke Spiritbox auch nur Menschen stecken. Für die steigt mit zunehmendem Erfolg spürbar der Druck. „Wir wollen das hier wirklich für den Rest unseres Lebens machen, denn nur so haben wir das Gefühl, wirklich wir selbst sein zu können“, sagt LaPlante. „Und das bedeutet, dass alles, was wir machen, das Beste sein muss, das wir je gemacht haben.“ Auch, wenn die Zukunft teilweise so fern und weit ist wie der Horizont von Vancouver Island, scheint eins sicher: 2025 wird mit “Tsunami Sea” das bisher beste Jahr für LaPlante, Stringer und ihre Band.

Praktikumsplatz ab Herbst 2025 zu vergeben!

Du brennst für Musik, steckst dein ganzes Geld in Platten, verbringst normalerweise deine Abende auf Konzerten und deine Wochenenden auf Festivals? Metal, Hardcore, Punk, Alternative, Prog und Indie sind für dich keine Fremdwörter, sondern Labels an deinem Plattenschrank? Du bringst außerdem Schreibtalent, Teamfähigkeit, Engagement und Belastbarkeit mit und interessierst dich für ein Praktikum im Musikjournalismus?

Dann komm zu uns! Wir vergeben ab Oktober oder September 2025 bei VISIONS einen Praktikumsplatz in Vollzeit in unserer Dortmunder Redaktion, für sechs Monate. Das Praktikum umfasst die aktive Mitarbeit an unserer Webseite visions.de und auch in den verschiedenen Bereichen des Magazins sowie der Mitarbeit an weiteren Publikationen unseres Verlags wie MINT, GALORE, BUDDY und FESTIVALPLANER. Du lernst die Abläufe in unserer Redaktion kennen, nimmst an den Redaktionssitzungen teil, unterstützt die Redaktion bei Postversand und weiteren organisatorischen Aufgaben und schreibst im Idealfall schon während des Praktikums deine ersten Texte für Hefte und die Webseite. Und eine Vergütung gibt es selbstverständlich auch.

Wenn du dich angesprochen fühlst, schick deine Bewerbung inklusive

– kurzem Anschreiben (Was verbindet dich mit VISIONS? Warum brennst du für Musik und willst darüber schreiben? Mit welchen Bands und Genres kennst du dich aus?)*
– Lebenslauf (gerne mit Foto, aber kein Muss)
– Top 20 Alben für die Ewigkeit (unkommentiert)
– zwei bis drei passenden Arbeitsproben (mindestens eine Newsmeldung)**

in Form einer einzigen PDF-Datei per E-Mail an Redakteur Jonas Silbermann-Schön (silbermann-schoen@visions.de). Wir sichten dann die Bewerbungen und verschicken kurz darauf Absagen und Einladungen zu Bewerbungsgesprächen, die wir bei entsprechender Entfernung auch gerne übers Internet führen.

Wichtig: Damit wir dir einen Praktikumsplatz anbieten können, müsste sichergestellt sein, dass du den gesamten Praktikumszeitraum als Student:in eingeschrieben bist und uns eine entsprechende Immatrikulationsbescheinigung vorlegen kannst.


* Schreib uns bitte auch dazu, ob du bereits einen (ersten) Studienabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung hast, und ob du für die Dauer des Praktikums als Student:in eingeschrieben sein wirst – beziehungsweise, ob du das für diesen Zeitraum ermöglichen kannst.

** Du hast bisher nur für den Lokalteil der Zeitung über Karnevalskaninchen berichtet oder überhaupt noch nichts veröffentlicht? Kein Problem. Am aussagekräftigsten ist sowieso, was du extra für uns schreibst. Schnapp dir ein halbwegs aktuelles Album aus dem VISIONS-Umfeld, erinnere dich ans letzte Konzert zurück, auf dem du warst, schreib eine Newsmeldung zu einer aktuellen Neuigkeit von deiner Lieblingsband – und dann los!

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