Diesen Monat feiert Beats & Rhymes Wiedersehen mit einigen bekannten Namen, wenn auch in anderen Zusammenhängen. Da wäre etwa Yukimi Nagano. Normalerweise steht die Sängerin der schwedischen Band Little Dragon vor, aber nach mehr als 25 Bandjahren hat sich genug Material für ein Soloalbum angehäuft. “For You” (Ninja Tune, 28.03.) verfügt vordergründig über die gleiche Qualität wie Platten von Naganos Hauptband: Wenn sie singt, ist die Welt gleich ein bisschen heller. Wobei “For You” deutlich dunkler gefärbt ist als etwa das aktuelle Little-Dragon-Album. Deren Quirligkeit tauscht Yukimi mit Gästen wie Lianne LaHavas oder Posdnuos von De La Soul gegen eine tiefgründige Erhabenheit ein. Das letzte Wort auf der Platte hat Naganos Vater Yosuke, ehe er in Tränen ausbricht.
Musikalisch in ähnlichem Terrain unterwegs ist Greentea Peng. “Tell Dem It’s Sunny” (Greentea Peng, 21.03.) ist ihr zweites Album und erneut rauchverhangen. Denn Grün ist nicht nur die Hoffnung, sondern auch das Kraut, von dem sich Greentea Peng gerne inspirieren lässt. Was nicht bedeutet, dass ihr Gefühle wie Wut unbekannt wären. Gerade die Single “Tardis (Hardest)” macht trotz blubbernder Bassline, TripHop-Beat und Dub-Vibe keinen Hehl aus Greentea Pengs Unzufriedenheit, während sie mit dem folgenden “One Foot” an Adele denken lässt, nur um im brummenden “Nowhere Man” ins Gedächtnis zu rufen, dass sie auch rappen kann. Es ist dieser Abwechslungsreichtum, der sie zu einer besonderen Künstlerin macht.
Mit Abwechslungsreichtum kann sich auch Mathias Modica alias Kapote identifizieren. Anfang der 00er Jahre war er mit dem Duo Munk und dem Label Gomma ein Pionier des Disco-Punk, inzwischen betreibt er mit Toy Tonics eines der spannendsten House-Labels und mit dem Label Kryptox schreibt er die Geschichte von Krautrock mit neuen Acts weiter. Und dann ist da noch Kapote, sein aktuelles Alias, mit dem er stärker seiner italienischen Seite frönt. “Para Mytho Disco” (Toy Tonics, 28.03.) bietet Italo Disco und lasziven House oder setzt mit dem Oldschool-Electro von “Jerks Of Neukölln” seiner aktuellen Wahlheimat ein Denkmal. Wie bei allen Veröffentlichungen von Modica lebt auch “Para Mytho Disco” von seinem Witz. Er hat keine Scheu vor Käsigkeit, ist aber viel zu clever, dass es je kitschig werden könnte.
Daniel Brandt war zuletzt mit seiner Band Brandt Brauer Frick hier zu Gast. “Without Us” (Erased Tapes, 21.03.) ist sein dritter Alleingang. Unverkennbar ist Brandts Hauptinstrument das Schlagzeug. Für viele der Tracks hat er in Kalifornien Percussion aufgenommen, aber auch sonst ist er viel mit dem Diktiergerät in der Hand unterwegs gewesen, etwa um für einen Track wie “PNK” den Sound der größten Mall Europas mitzuschneiden. “Without Us” soll eine Reflexion über die Klimakrise sein und was sie jedem einzelnen von uns aufbürdet. Dass die Platte trotzdem eher uplifting ist als niederschmetternd, ist der Verdienst von Brandt, der das Album demnächst in London zur Aufführung bringen wird – inklusive eines zu Musik und Thema passenden Films.
Rapper:in Backxwash ist hingegen schon beim fünften Soloalbum. 2022 schloss sie mit “His Happiness Shall Come First Even Though We Are Suffering” eine preisgekrönte Trilogie ab, nun orientiert sie sich mit “Only Dust Remains” (Ugly Hag, 28.03.) neu. Geblieben ist die enorme Dringlichkeit in Backxwashs Stimme, die sich vor allem im programmatischen Wake Up in eine Art freies Fließen der Gedanken steigert. Ästhetisch ist Backxwash in einem ähnlichen Universum unterwegs wie Clipping, musikalisch eröffnet “Wake Up” allerdings neue Räume, ohne dass die Rapper:in auch nur ein Jota nachgiebiger wäre.