Multi-Instrumentalist Mac DeMarco hat auf dem Instagram-Account seines Labels ein Video veröffentlicht, in dem er ein neues Album für August ankündigt sowie eine Tour, die im Oktober und November auch in Deutschland Halt machen wird – in Hamburg, Berlin und Köln. Der allgemeine Vorverkauf startet am 11. April um 10 Uhr an allen bekannten Verkaufsstellen.
Die aktuellen Alben des Indie-Slackers sind die Instrumental-Platte “Five Easy Hot Dogs” und das neunstündige “One Wayne G”, bestehend aus 199 Demo-Tracks und einigen fertigen Songs. Beide hat er 2023 veröffentlicht. Das letzte vollwertige Studioalbum “Here Comes The Cowboy” liegt bereits sechs Jahre zurück.
Live: Mac DeMarco
21.10. Amsterdam – Paradiso
22.10. Rotterdam – Maassilo
25.10. Paris – Salle Pleyel
27.10. Prag – Lucerna Velky Sal
28.10. Hamburg – Docks
30.10. Kopenhagen – VEGA
03.11. Berlin – Columbiahalle
04.11. Köln – Carlswerk
05.11. Brüssel – Cirque Royal
Wenn der Slipknot-/Stone-Sour-Frontmann Songs covert, dann stammen sie selten von weiblichen Pop-Stars in ihren 20ern, sondern eher aus den Reihen von Nine Inch Nails, Pink Floyd oder er nimmt sich dem “Spongebob Schwammkopf”-Titelsong an. Doch wie Sängerin Chappell Roan selbst sagt: “Ich bin die Lieblingskünstlerin deiner Lieblingskünstler:in” – am Wochenende coverte Taylor ihren Song “Pink Pony Club”. Die Zuschauer:innen schien nicht so recht zu wissen, womit sie es zu tun hatten und zeigten sich dementsprechend verhalten. Blink-182 spielten bei ihrer Headline-Show auf dem Lollapalooza zuletzt ebenfalls ein paar Zeilen aus dem Pop-Song und vermischten ihn mit “Dammit”.
Ein mittlerweile gelöschtes Video von Tim Lambesis soll zeigen, wie er seinen Hund mehrfach schlägt und tritt. Als Reaktion darauf wurde eine Petition gestartet, die Lambesis zu einer “intensiven psychologischen Beratung” verpflichten will, indem die Zuständigen in seinem Heimatstaat Kalifornien dazugezogen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt haben bereits über 69.000 Personen die Petition unterschrieben.
Nicht die einzige neue Entwicklung um Lambesis: Gestern wurde eine neue Episode des “Brewtally Speaking”-Podcasts veröffentlicht, in dem Ex-As I Lay Dying-Gitarrist Ken Susi in Tiefe über seine persönlichen Erfahrungen mit Lambesis und damit einhergehend seinem Ausstieg aus der Band spricht. Dabei berichtet er vor allem, dass er die Stille, die das gesamte Thema um Lambesis behandelt, brechen möchte: “Meiner Meinung nach hat er für seine Fangemeinde eine Art Reality-TV-Persönlichkeit geschaffen, indem er sich als Mann der Erlösung und der Rehabilitation dargestellt hat.”
Lambesis wird häusliche Gewalt vorgeworfen
Susi teilt in dem Podcast eine längere Erzählung über einen Zwischenfall zwischen Lambesis und seiner Ehefrau Danny, die sich in seinem Haus zugetragen haben soll: Seine ehemaliger Kollege und seine Ehefrau sollen bei Susi während eines Festivals untergekommen sein, in der Nacht soll Lambesis seine Ehefrau dann in der Küche bedrängt und angespuckt haben, bevor er eine Art Zusammenbruch gehabt und selbst um Hilfe gerufen haben soll. Da in seinem Haus Kameras installiert sind, hat Susi Aufnahmen von dem Zwischenfall: “Als ich die Band verließ, schickte [Tim] mir eine Nachricht […] in der er sagte, dass er mich verklagen würde, wenn ich das Material jemals veröffentlichen würde.”
Zuvor spricht Susi allerdings darüber, dass er nach Lambesis Freilassung aus dem Gefängnis zunächst an eine Besserung geglaubt hatte und ihm eine zweite Chance geben wollte, auch da sich die Spannweite seiner privaten Probleme zunächst nicht im Bandkontext äußerten: “Ich mochte diese Person, bevor sie inhaftiert wurde. Ich habe viele Freunde, die im Gefängnis waren und wieder herausgekommen sind und heute hervorragende Menschen sind.”
Nach den aktuellsten Entwicklungen sieht Susi aber keine Zukunft mehr für eine freundschaftliche Beziehung zu Lambesis: “Es gibt keinen Raum für eine Versöhnung zwischen uns beiden. Ich respektiere nicht, was er getan hat, und ich werde es nie respektieren.” Persönlich sieht Susi auch keine Zukunft mehr für die Band oder deren Fans: “Er kann sich verdammte YouTube-Gitarristen und Schlagzeuger und so einen Scheiß besorgen und sie dazu bringen, NDAs zu unterschreiben […]. Nur zu, Kumpel. Ich weigere mich zu glauben, dass dich irgendjemand nach dem vierten oder fünften Streich noch unterstützt. So sehr können sie die Band nicht lieben.”
Lambesis als einziges Mitglied von As I Lay Dying
Im vergangenen November waren Susi, sowie Bassist Ryan Neff, Schlagzeuger Nick Pierce und Gitarrist Phil Sgrosso aus der Band ausgetreten und hatten Lambesis als einziges Mitglied zurückgelassen. Als Grund nannten sie moralische Herausforderungen und besorgniserregende Verhaltensmuster, die sie in Hinblick auf ihr eigenes Wohlergehen nicht länger dulden wollten. Kurze Zeit später wurden Videos anonym veröffentlicht, in denen Lambesis durch aggressive Verhaltensweise auffällt und auch selbstverletzendes Verhalten an den Tag legt. Wenig später gaben Lambesis und seine Ehefrau ihre Scheidung bekannt. Lambesis beschuldigte seine Ehefrau weiter der häuslichen Gewalt und emotionalem Missbrauch. Diese bestreitet die Vorwürfe und wirft dagegen Lambesis mehrfachen Missbrauch vor.
Wegen Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau wurde Lambesis 2014 zu sechs Jahren Haft verurteilt, 2016 bereits auf Bewährung freigelassen. 2018 reaktivierte er seine Band.
Geboren wird Johann Scheerer 1982 in Henstedt-Ulzburg im Süden Schleswig-Holsteins. Seitdem lebt und arbeitet er in Hamburg.
1996, als er gerade 13 Jahre alt ist, wird sein Vater Jan Philipp Reemtsma entführt und erst nach Zahlung von vielen Millionen DM wieder freigelassen. Die Ereignisse verarbeitet Scheerer später in den Romanen „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ und „Unheimlich nah“.
Seit den 90ern spielt Scheerer immer wieder in Bands und beginnt, zu produzieren und aufzunehmen. 2005 gründet er das Hamburger Tonstudio Clouds Hill.
Scheerer arbeitet außerdem als Verleger, hat mehrere Dokumentationen und Musikfilme mitproduziert und ist Vater von vier Kindern.
Im April ist sein drittes Buch „Play“ erschienen, das, mit autobiografischer Prägung, die Geschichte eines Musikmanagers erzählt, der zwischen Tourleben, Kunstarbeit und Familie balanciert.
In der aktuellen Podcast-Folge bezeichnet Scheerer sein Elternhaus als eher unmusikalisch: Früheste Erinnerungen beinhalten gelegentliche Cream- und Eric-Clapton-Hörsessions des Vaters. Scheerer selbst entdeckt im Plattenregal der Eltern den österreichischen Komponisten und Pianist Georg Kreisler, der mit seinen humorvoll misanthropischen Texten eine Faszination auf den jungen Scheerer ausübt.
Folgerichtig entdeckt er kurz darauf die Musik der Prinzen und der Ärzte für sich. Als die Eltern ihn zum Klavierunterricht zwingen, den Scheerer hasst und als freudlos beschreibt, wechselt er heimlich das Instrument und lernt Gitarre, um Songs spielen zu können, die ihm gefallen.
Der Hamburger HipHop-Hype, geht an ihm vorbei, um die Strokes kommt man Anfang der 00er Jahre, wenn man in Hamburger Rock-Clubs feiern geht allerdings nicht herum und da ist auch Scheerer keine Ausnahme.
Wie es dazu kam, dass Scheerer als Teenager von Farin Urlaub zum Ärzte-Konzert eingeladen wurde und welchen Krautrock-Pionier er durch ein schräges Zufallstreffen im Fahrstuhl kennenlernte, hört ihr in der aktuellen Folge – exklusiv vorab mit VISIONS+:
Arcade Fire kündigen mit der Single “Year Of The Snake” und dem dazugehörigen Musikvideo ihr erstes Album seit 2022 an: “Pink Elephant” erscheint am 9. Mai über Columbia und ist der Nachfolger des Albums “We”, das den Kanadier:innen eine Nominierung für den “Best Alternative Grammy” einbrachte.
Das Album ist ab sofort über die Band-Website vorbestellbar.
Die Albumankündigung der Indie-Größen folgte auf kryptische Updates auf Social-Media: Sie änderten ihre Bio zu “Don’t think about Pink Elephant”, löschten jeglichen Content und fingen letzte Woche an neue Bilder zu teilen, was bereits bei einigen Fans zu Spekulationen über neues Material führte. Wie auch schon Brand New, deren Sänger Jesse Lacey ebenfalls in Missbrauchsvorwürfe verwickelt ist, deaktivierte die Band auf ihrem Instagram-Kanal die Kommentarfunktion unter ihren Beiträgen.
Missbrauchsvorwürfe gegen Win Butler
Ende 2022 wurde Arcade-Fire-Frontmann Win Butler von vier Personen sexuell übergriffiges Verhalten und Machtmissbrauch vorgeworfen. Butler äußerte sich diesbezüglich in einer schriftlichen Stellungnahme, in der zwar einräumte, mit jeder der vier Personen sexuelle Kontakte gehabt zu haben, allerdings auch behauptete, dass diese einvernehmlich waren und nicht von ihm initiiert wurden. Weiterhin beteuerte er in seinem Statement, dass es ihm “sehr leid tut für jeden, den [er mit seinem] Verhalten verletzt habe.” Er habe “Mist gebaut” und er wolle “heilen” und “aus den vergangenen Erfahrungen lernen.” Gleichzeitig widersprach, beziehungsweise entschärfte er Aussagen der vermeintlichen Opfer. Indie-Pop-Sängerin Feist, die zu dieser Zeit mit Arcade Fire tourte, brach die Tour ab. “Ich nehme meine Verantwortung wahr und gehe nach Hause”, äußerte sie sich zu ihrer Entscheidung.
Im Zuge der Albumankündigung gab es keine weiteren Äußerungen der Band zu den Vorwürfen, die vorab veröffentlichten Songtitel, wie beispielsweise “Circle Of Trust” (ebenfalls Name der Fan-App mit Bonusinhalten der Band) oder “She Cries Diamond Rain”, lesen sich im Lichte der ihm zu Last gelegten Beschuldigungen allerdings mit einem bitteren Beigeschmack.
Arcade Fire – “Pink Elephant”
01. “Open Your Heart Or Die Trying”
02. “Pink Elephant”
03. “Year Of the Snake”
04. “Circle Of Trust”
05. “Alien Nation”
06. “Beyond Salvation”
07. “Ride Or Die”
08. “I Love Her Shadow”
09. “She Cries Diamond Rain”
10. “Stuck In My Head”
“Instant Holograms On Metal Film” wird am 23. Mai in Zusammenarbeit mit dem bandeigenen Label Duophonic UHF Disks und Warp erscheinen und kann ab sofort vorbestellt werden. Die erste Single, “Aerial Troubles”, ist bereits gestern veröffentlicht worden.
Neben dem Musikvideo hat die Band auch einen Trailer zum Album veröffentlicht.
Am 2. April erhielten Fans in Großbritannien ein Paket mit der Aufschrift “Unsolicited Stereolab Material” (dt. unaufgefordertes Stereolab-Material). Darin befand sich eine Seven-Inch mit dem Song “Aerial Troubles” auf der A-Seite und einem Instrumentalstück auf der B-Seite, sowie eine Wortsuche. Damit erschien “Aerial Troubles” auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankündigung der Band auf unbestimmte Zeit zu pausieren.
Das bislang letzte Album der Brit:innen ist “Not Music” von 2010.
Stereolab – “Instant Holograms On Metal Film”
01. Mystical Plosives
02. Aerial Troubles
03. Melodie Is A Wound
04. Immortal Hands
05. Vermona F Transitor
06. Le Coeur Et La Force
07. Elektrifizierter Teenybop!
08. Transmutierte Materie
09. Esemplastic Creeping Eruption
10. If You Remember I Forgot How To Dream Pt. 1
11. Flashes From Everywhere
12. Farbfernsehen
13. If You Remember I Forgot How To Dream Pt. 2
Live: Stereolab
26.05. Köln – Gloria
28.05. Hamburg – Grünspan
29.05. Berlin – Huxleys Neue Welt
30.05. Frankfurt – Zoom
31.05. Amsterdam – Paradiso
01.06. Nimwegen – Doornroosje
11.06. Zürich – Volkshaus
12.06. München – Hansa 39
16.06. Wien – WUK
19.06. Schorndorf – Manufaktur
Uns Frauen wird ja nachgesagt, dass wir die Fähigkeit zur Verletzlichkeit schon mit der Muttermilch aufgesogen haben. Dass wir eh schon weinerliche Tanten sind, die sich fortwährend einander anvertrauen und deswegen eleganter mit den eigenen Dämonen verhandeln. Wenn ich so darüber nachdenke und mein eigenes Verhalten reflektiere, komme ich zu dem Schluss:
NEE.
Wir Frauen haben vor allem gelernt: bloß keine Welle machen.
Nicht wütend den Raum verlassen. Keine Barrikaden stürmen.
Wir sind darauf trainiert, zu löschen, wenn irgendwo ein Flämmchen lodert. Ich, die einzig krampfig-grinsende Person im Raum („alles nicht so schlimm!“), während sich der Rest seinen Wutergüssen hingibt.
Solch ein mausiges Verhalten aufsummiert, endet irgendwann in Durchfall. Bestenfalls. Auch auf Tour kann so eine defensive und sich selbstverleugnende Haltung schwere Folgen haben. Beispielsweise leiden circa 30 Prozent der performenden Musikmenschen an Bühnenangst. Also nicht die Art „freudige Schmetterlinge im Bauch“, sondern eher der „Ich kann nichts und bin nichts wert“-Typ. Wenn man sich eher in Letzterem wiederfindet und nicht irgendwann unfreiwillig seinen Dienst quittieren will, sollte man also dem Rat der Gen Z folgen – und mal jemandem davon erzählen.
Wir Frauen sind dazu erzogen, den Raum nicht einzunehmen, sondern ihn zu lesen – und Bedürfnisse anderer zu erspüren. Dabei vergessen wir oft die eigenen, wenn wir sie denn überhaupt jemals richtig wahrnehmen. Behandelt uns jemand von der lokalen Crew scheiße? Schlucken wir runter. Menstruieren wir und haben eigentlich gar keinen Bock auf Smalltalk? „Na klar, können wir noch ein paar Fotos machen.“ Der Mensch am Mischpult raucht beim Soundcheck Kette? Jetzt nicht zugeben, dass einem das die Stimme versaut. In keinem Fall Peters, Marios, Berts… Vorurteile bestätigen. Unter keinen Umständen zickig oder affektiert rüberkommen.
Wir Millennial-Frauen? Wir gehen nicht ungeschminkt auf die Bühne. Wir hauen nicht auf den Tisch, wenn uns jemand Unrecht tut oder nervt. Wir klären Dinge, wenn überhaupt, „diplomatisch“, überschreiten dabei unsere eigenen Grenzen – und fühlen uns hinterher mies. Warum? Weil es uns wichtig ist, was andere von uns denken. Jetzt, wo wir einen Füßchen in der Tür haben, müssen wir beweisen, dass es sich für die Jungs gelohnt hat, uns reinzulassen – und uns mit gutem Benehmen bedanken. Natürlich gibt es auch besonders toughe Exemplare unter uns, mit resilienten Genen und Eltern, die es besser schaffen, auf sich zu achten. Und nicht mit gesenktem Kopf um den heißen Brei schleichen. Die begegnen mir in meinem Alter allerdings selten. Und dann gibt es noch die besonders Rüpelhaften unter uns, die hoffen, so irgendwann ebenbürtig zu sein.
Die Hoffnung liegt nun auf all den frischen Menschleins, denen man erlaubt, sich zu behaupten. Die es safe okay finden, sich verletzlich zu zeigen und Nein zu sagen. Die sollen dann mal stellvertretend für uns Kettenraucher-Klaus vor die Tür setzen, sich Hilfe für die Bühnenangst holen und sich trauen, das nicht perfekte – dafür komfortable – Outfit für die Show zu wählen. Einfach, weil’s sich geiler anfühlt. Und letztendlich gesünder für den Magen-Darm-Trakt ist.
Ich für meinen Teil kann es kaum abwarten, das mitzuerleben.
“Pink Floyd At Pompeii” entstand vor der Veröffentlichung von “The Dark Side Of The Moon” und dokumentiert eine Phase der Bandgeschichte, bevor Pink Floyd zu absoluten Genre-Größen wurden.
Gedreht in den eindrucksvollen Ruinen des antiken römischen Amphitheaters in Pompeji, Italien, fängt dieser immersive Film ein intimes Konzert von Pink Floyd ohne Publikum ein. Die im Oktober 1971 gefilmte Performance war das allererste Live-Konzert in Pompeji und enthält legendäre Stücke wie “Echoes, A Saucerful of Secrets” und “One of These Days”. Die Tag- und Nachtaufnahmen des Amphitheaters verstärken diese Magie dieses besonderen Erlebnisses.
Der Film wurde aufwendig restauriert – basierend auf dem originalen 35mm-Kameranegativ, das in fünf unscheinbar beschrifteten Filmrollen im Archiv von Pink Floyd entdeckt wurde. Die neu restaurierte Version zeigt erstmals eine vollständige 90-Minuten-Fassung, die die ursprüngliche 60-minütige Performance mit zusätzlichen Dokumentaraufnahmen aus den Abbey Road Studios kombiniert. Steven Wilson hat außerdem den Kino- und Heimkino-Mix beigesteuert.
Tickets und Infos zu den Vorstellungen gibt es auf der Webseite des Films.
VISIONS verlost 3×2 Tickets für das Pre-Screening-Event am 23. April in Berlin, inklusive jeweils einer Vinyl-LP und Totebag.
Schlechte Zeiten für Hoffnung oder Experimente, die Hamburger Doom-Punks Kavrilaversuchen es trotzdem. Als Überbrückung zur dritten Platte gibt sich das Quartett ergebnisoffen einer EP-Trilogie und etwas Dogma hin: Vier-Spur-Recorder, alles direkt auf Kassette aufnehmen, keine mutwillige Architektur – nicht lang schnacken, Knüppel in den Nacken, sich selbst überraschen. Ähnlich wie ihre tolle “Mor”-Platte geht auch “Heretics I” (Supreme Chaos, 28.03.) rundum niederschmetternd in seinen Gefühlswallungen auf und macht das Elend und den Schmutz zwischen Mantar, Darkthrone und, äh, poppigen Hellhammer förmlich greifbar. In “Embers” oder “Chains” greifen Kavrila kurz nach den Sternen, holen aber stattdessen wehmütige Melodien vom Himmel. Geiler Move.
Auch eine Art Move: Norwegens Purified In Bloodraffen sich nach grob zwölf Jahren wieder zu einer Platte auf. Auf dem nun vierten Schlag “Primal Pulse Thunder” (Indie Recordings, 14.03.) hat das Quintett aus Stavanger keimfreien Metalcore und das Sologegniedel größtenteils zugunsten von aufgeräumtem und fast episch melodischem Death Metal eingedampft. Der Rest: Brecheisen, weil man damit schneller von A nach B kommt als mit dem Schlüsselbund. Herzallerliebst sind die elf Minuten von “Portal”, in denen die Norweger ihre ganze Wucht auf den Tisch hauen – und sogar den Eso-Post-Metal-Krampf von “Spiritual Thirst” wieder wett machen.
Oha, Flensburgs Black-Metal-Ästheten Verheerergönnen einem auf ihrer dritten Platte mehr Humanismus als jede “Tagesschau”-Meldung der vergangenen Monate. Auf “Urgewalt” (Vendetta, 04.04.) gibt’s zwar auch Krieg ohne Ende, aber eben mit dem Wissen, dass dabei Menschen sterben und das selten gut ist. Viel besser: Flirrende Melodien, Punkschmiss, ergreifende Dynamik und der wunderbare grimmige Sprechgesang von Bastian Hinz machen den breit aufgestellten Black Metal von “Totenvolk” oder das wunderbare “Grabenwurm” zu einer stilsicheren Abreibung, in der selbst die Sprachsamples nicht nerven. “Arsonist” und “Kriegstreiber” überraschen derweil mit windschiefem Klargesang und geschmackvoller Tiefe. Fantastisch ist das – vom wunderschönen Artwork bis zum letzten Ton.
Kurzer Newsflash: Der Award für den albernsten Bandnamen des Monats geht an die Herren von Industrial Puke aus dem Großraum Göteborg. Preis: ein Boss HM2-Verzerrer. Von der nostalgischen HM2-Brut, die in den vergangenen Jahren alles mit der “Buzzsaw” schreddert, hebt sich das Quintett freundlicherweise trotzdem ab. Auf ihrer zweiten Platte “Alive To No Avail” (Suicide, 28.03.) bleiben die Schweden eng genug am Juz-Hardcore, aber eben mit grobkörniger Verzerrung und trotz fiebrigem Überschwang beängstigender Präzision. Zwölf Schlägereien in einer halben Stunde – und jede davon scheint von ganzem Herzen zu kommen. Wenn dann noch “Rational Asshole” zum ehrlichen Lächeln verführt, nicken sich auch die letzten Bescheidwisser zu: Der Frühling kann kommen. Raus auf die Straße. Faschismus zerschlagen.
Aber dabei bitte nicht über die Unordnung stolpern, die Portugals Visceral auf ihrer zweiten Platte “Eyes, Teeth & Bones” (Raging Planet, 04.04.) hinterlassen. Klar, das Gegurgel von Gitarrist und Sänger Bruno Joel Correia ist in etwa so übertrieben wie Chris Barnes’ Gekasper bei Six Feet Under, aber ansonsten grenzt das hier an Impressionismus. Das Trio umreißt übermächtige Landschaften aus dissonantem Death Metal, anstrengendem Grindcore, seltsamen Melodien und von hinten links kommt irgendwo ein großer Schatten aus Noise und anderen Störgeräuschen auf. Vielleicht auch etwas viel Schlimmeres. Monster oder so. Man weiß es nicht, fühlt es nur. Ungefähr da wird dieses bösartige Getöse zu toller Kunst.