Eines vorweg: Dass der Urheber dieser feinen Platte von Hause aus Schlagzeuger ist, hätte man auch ohne Begleitschreiben gewusst. Der Mann hat in der Vergangenheit u.a. für Swirlies, die Dylan Group, múm und David Grubbs die Sticks fliegen lassen. Wo ähnliche Unterfangen indes meist nur beweisen, dass Drummer selten mehr sind als technisch versierte Wasserträger, entfacht Adam Pierce ein opulentes, völlig eigenständiges Feuerwerk aus Flamenco-Klampfen, verschrobenen, aber luftigen Rhythmen und gleichsam beiläufig tönendem Gesang. “Bem-Vinda Vontade” (was Portugiesisch ist und soviel heißt wie “Willkommen, Wille”) ist nach dem ebenfalls herausragenden Vorläufer und Schwesteralbum “Obrigado Saudade” bereits sein fünfter Wurf unter dem Moniker Mice Parade – doch nie zuvor war soviel Zug zum Tor. Den Anfang macht “Warm Hand In Farmland”, und schon bekommt man den Mund kaum mehr zu: Ergreifendere Dinge wurden selten angestellt mit einem geschickt übereinander montierten Heer von gezupften Nylongitarren! Dazu ein gegen den Strom fließender, komplexer Swing-Groove, etwas Elektronik sowie Pierces nahe Stimme – die Segel für eine Musik von im Wortsinne unerhörter Faszination sind gesetzt. Die flotte “Nights Wave” sowie das düstere “The Boat Room” bekommen ihre Extraportion Suggestionskraft durch den ätherischen Gastgesang von Múms Kristin Anna Valtysdóttir, “Steady As She Goes” schafft allein mithilfe dieser unnachahmlichen Saitenarbeit eine subtil bedrohliche Atmosphäre und “Passing & Galloping” überrascht nach einer Minute Geplingel mit einer derart dröhnenden Zerrgitarren-Wand, dass selbst Bob Mould sich ein Grinsen kaum verkneifen könnte. Am Ende fragt man sich verdutzt: Ist das noch Postrock? Indie-Flamenco? Groove-Core? Egal! Eine Perle, die der Entdeckung harrt.
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