Platte der Woche: Young Fathers – “Heavy Heavy”
Das schottische Trio Young Fathers schraubt mit seinem vierten Album “Heavy Heavy” weiter an seinem eigensinnigen Sound. Ihr Ansatz, HipHop mit Bibelmetaphern auszukleiden und mit Elementen aus Gospel, Rap und Pop zu vermischen, geht auf. “Heavy Heavy” gleicht einer einzigen Reizüberflutung aus Sound und Message. Ihre Texte haben – abgesehen von einem Song über die Black-Lives-Matter-Bewegung – meist nicht explizit politische Aussagen, auch wenn die drei Musiker schon öfter mit der Organisation BDS, die Israel kulturell, wirtschaftlich und politisch isolieren will, sympathisiert haben. So ist eine Trennung zwischen Werk und Künstler nicht ohne weiteres möglich und bleibt eine Gradwanderung. Klanglich hat die Platte aber viel zu bieten.
Donots – “Heut ist ein guter Tag”
Die Donots präsentieren auf “Heut ist ein guter Tag” ein Punk-Feuerwerk, das sich einer Welt in Schieflage in den Weg stellt: während sie sich musikalisch unverfänglich geben, schaffen sie textliche Abhilfe. Neben aufbauenden Hymnen zeigen sie auch mit dem Zeigefinger auf die Probleme der Gesellschaft. Die Donots holen das Beste aus der Apokalypse.
The Waeve – “The Waeve”
Auf ihrem Debütalbum widmen sich Blur-Gitarrist Graham Coxon und Rose Elinor Dougall all ihren Lieblingsgenres zwischen englischem Folk und vertracktem Indie-Prog. The Waeve wollen Musik machen, die man so noch nie gehört hat – dafür schrecken sie auch nicht vor bombastischen Streicher-Arrangements zurück.
DeWolff – “Love, Death & In Between”
Für die Aufnahmen haben sich DeWolff in ein altes Studio in der Bretagne zurückgezogen: Die Inspiration für die Songs hat sich Gitarrist Pablo van de Poel während eines Besuchs der Kirche von Soul-Legende Al Green geholt. Das bildet auch das Grundgerüst der meisten Songs auf “Love, Death & In Between”.
Eyes – “Congratulations”
Eyes schaffen mit ihrem zweiten Studioalbum “Congratulations” etwas, das schon viele Bands versucht haben: Dem Metalcore eine neue Facette hinzuzufügen. Die Dänen setzen zwar auch auf den bekannten Mix aus harten Gitarren und Hardcore-Shouts, ergänzen aber auch erfrischend aggressive und noisige Sounds.
The Psychotic Monks – “Pink Colour Surgery”
Mit ihrem dritten Studioalbum schälen The Psychotic Monks weiter ihren Signature-Sound zwischen Noise, Punk, Psych und Jazz-Improvisation heraus. Dabei stellen sie mal eben die Post-Punk-Szene um Black Midi und Black Country, New Road in ihren Schatten – ihr Hang zum Abstrusen und dreckigem Techno-Versatzstücken machts möglich.
Überyou – “Silver Lining”
Das Schweizer Quintett Überyou setzt auf Bewährtes: Eingängige Melodien, warme Gitarrenriffs und immer die Faust zum Mitsingen in der Luft. Thematisch traut sich die Band auch schwere Themen, behält sich aber immer ein Stück Hoffnung bei. Auf „Silver Linings“ wird keinesfalls das Rad neu erfunden, aber solide weitergedreht.
WuW – “L’Orchaostre”
Wuw liefern uns auf ihrer dritten Platte eine wahre Doom-Symphonie. Die fünf Instrumentalsongs spielen mit zyklischen Aufbauten und springen damit auch mal über die Grenzen des Post-Rocks. Die Platte bleibt unvorhersehbar, es hapert nur an Kleinigkeiten, die “L’Orchaostre” zu einem großen Album fehlen.