Caligula’s Horse – „Bloom“
Sanft wie eine im Wind wogende Knospe setzt Caligula’s Horse-Sänger Jim Grey im titeltragenden Intro von „Bloom“ ein. Dabei wird er von einem lebendigen Instrumental begleitet, das im Laufe des Tracks an Masse gewinnt, um dann im bestimmten Ausruf „Wake up!“ zu einer richtigen Blüte zu keimen und fließend zur Ringelblume („Marigold“) überzugehen. Die australischen Alternative-Progger bieten auf ihrem dritten Album schon auf den ersten Blick durch Songtitel wie „Bloom“, „Marigold“, „Firelight“ und „Dragonfly“ ein farbenfrohes und blumiges Album. Dennoch dominiert niemals nur die simple Ästhetik der lebenden Natur, sondern auch die Ambivalenz aus Leben und Vergänglichkeit wie in „Rust“. „Bloom“ ist poppiger und massentauglicher als sein Vorgänger „The Tide, The Thief & Rivers End“, klingt oft wie eine Mischung aus Opeth und Between The Buried And Me und hat trotzdem die teils schon djent-mäßige Härte von Periphery.
Album-Stream: Caligula’s Horse – „Bloom“
Indian Handcrafts – „Creeps“
Eine Mischung aus Kyuss und den frühen Metallica -Tracks mit einer Prise rotzigen Punk und dröhnenden Sludge-Doom aus der Sleep-Ecke – danach klingen Indian Handcrafts auf ihrem zweiten Album „Creeps“. Eröffnet wird die Platte von einer tiefen Bassline, die in einem grollenden Sludge-Opener übergeht und schließlich in ein Stonerriff mündet. Schon der erste Track „Down At The Dock“ wirft alle Einflüsse des Duos in einen Topf und rührt kräftig durch. Daniel Allens und Brandyn Aikins Gesang wirkt bei den neuen Tracks bissiger als auf dem Vorgänger „Civil Disobedience For Losers“ von 2012. Abgemischt wurde die Platte von Toshi Kasai, der unter anderem auch schon für Tool und Melvins arbeitete. Dies erklärt auch die weitaus härtere musikalische Richtung, die die Kanadier eingeschlagen haben.
Album-Stream: Indian Handcrafts – „Creeps“
Beach House – „Thank Your Lucky Stars“
Ihre letzte Platte „Depression Cherry“ ist gerade mal zwei Monate alt, schon schiebt das Dream-Pop-Duo Beach House das nächste Album hinterher. „Thank Your Lucky Stars“ passt mit seinen sanften Klängen, die sich um Victoria Legrands Stimme ranken, perfekt zur langsam Einzug haltenden Herbststimmung. Trotzdem wird bei vereinzelten Songs ein eher düsterer, aber immer noch verträumter Weg eingeschlagen. „One Thing“ und „Elegy To The Void“ bieten die gewohnten verhallten Gitarrensounds, die von einer dichten Synthie-Pop-Wolke ummantelt werden. Stimmungsmäßig könnte man die Tracks wunderbar in David Lynchs Kultserie „Twin Peaks“ unterbringen: melancholisch mit einem Hauch von verklärtem „Heile Welt“-Gefühl.
Album-Stream: Beach House – „Thank Your Lucky Stars“
Shining (NOR) – „International Blackjazz Society“
Es ist immer angenehm, wenn eine Band zusätzlich zu den üblichen Konventionen des Business noch ihren eigenen Mythos befeuert. Zur Promotion von „International Blackjazz Society“ wurde selbstinszeniertes Found-Footage-Material von rituellen Aufnahmen in eine gleichnamige sektenartige Gemeinschaft veröffentlicht. Schlimm, wenn die Musik dazu öde ist. Von Mehrwert, wenn nicht. Glücklicherweise sind die Norweger Shining (NOR) lange genug dabei, um keine halben Sachen zu machen. Als selbsternannte Begründer des „Blackjazz“, einer Mischung aus technischem Metal, progressiven Sounds und Jazz (das solierende Saxophon) überlassen sie auf ihrem mittlerweile siebten Studioalbum nichts dem Zufall. Den an frühe Filter und Nine Inch Nails angelehnten Sound ließ man dementsprechend auch von Urgestein Tom Baker mastern. Tracks wie der Quasi-Opener „The Last Stand“ oder die Single „Last Day“ illustrieren am besten, wie gut das originäre Gemisch auch live funktionieren dürfte.
Video: Shining (NOR) – „Last Day“
Unsere aktuelle Platte der Woche, „The Color Before The Sun“ von Coheed And Cambria , und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.