Eigentlich sollten Spiritbox dieser Tage nichts anderes tun, als den wachsenden Erfolg zu genießen. Das Leben hat andere Pläne und konfrontiert das Kreativ- und Ehepaar Courtney LaPlante und Mike Stringer und ihre Band in den vergangenen Monaten mit allem, was es hergibt – positiv und negativ. Im Juli 2024 verstirbt überraschend Ex-Mitglied Bill Crook, Spiritbox erhalten ihre zweite Grammy-Nominierung, während sich die Band auf ihre bislang größten Headliner-Shows vorbereitet, verwüsten Brände ihre neue Heimat Los Angeles und zerstören das Haus von Bassist Josh Gilbert. Zur Promo gesellen sich deshalb Charity-Aktivitäten, bevor am 7. März mit “Tsunami Sea” eins der wohl meisterwarteten Alben 2025 erscheint. „So ist das Leben“, entgegnet LaPlante pragmatisch, konfrontiert mit den Umständen der vergangenen und kommenden Monate. „Das merkwürdige daran ist eher, wie öffentlich sich inzwischen alles abspielt, wie etwa bei Josh. Ich kann mir kaum vorstellen, was er gerade durchmacht, aber trotz allem will er nicht stehenbleiben und die Tour und die Grammys mitnehmen. Alles, was ihm dabei hilft, dass er sich wieder wie er selbst fühlt. So verrückt es auch ist, das alles hat uns als Band noch enger zusammengeschweißt.“ Bleibt da überhaupt Zeit, alles zu verarbeiten und zu reflektieren? „Ich glaube, wir verarbeiten gerade gar nichts, es kommt immer nur der nächste Schritt“, sagt LaPlante. „Viel mehr kann ein Gehirn auch nicht leisten“, ergänzt Stringer. So bleibt zunächst zu hoffen, dass Spiritbox in Zukunft etwas Zeit und Abstand finden, denn deren Mangel führte bereits zum Niedergang so vieler kometenhaft aufgestiegener Bands. Und dass der Aufstieg sich jetzt erneut beschleunigen könnte, untermauert das zweite Album “Tsunami Sea”.
Von Bergen und Meer
Das Album bestätigt den Eindruck, den bereits die Vorabsingles “Soft Spine” und “Perfect Soul” erweckt haben. Während Spiritbox auf ihrem Debüt “Eternal Blue” noch unterschiedliche Stile und Sound-Ästhetiken vermischten, lotet die Band die bereits etablierten Extreme noch stärker aus. Das liegt auch an der schieren Menge von Ideen, die Mike Stringer für das Album gesammelt hat. „Ich hatte viel Zeit, also habe ich 25, 30 Songs geschrieben, und wir haben die besten elf ausgesucht. Aber weil es so viel Material war, ist die Bandbreite natürlich höher. Deshalb ist auch ein Song auf dem Album, der fast Hyperpop ist. Das war so nicht geplant, ich versuche aber immer, ein möglichst breites Abbild unserer Einflüsse auf einem Album wiederzugeben.“ So finden sich auf “Tsunami Sea” nicht nur Passagen, die im Top-40-Radio nicht weiter auffallen würden, sondern mit Songs wie “Fata Morgana” eben auch das härteste Material, das Spiritbox je aufgenommen haben und bei dem sich die auf F oder F# heruntergestimmten Gitarren von Stringer teilweise wie Dubstep-Bässe anhören. Noch deutlicher fällt die Gratwanderung auf “No Loss No Love” aus, das in der Bridge innerhalb von Sekunden von Brutalo-Spiritbox zu einer Mischung aus Tech House und UK Garage und zurück wechselt. „Den Abwechslungsreichtum wollen wir gar nicht groß vermarkten“, sagt Stringer. „Es ist so unschuldig wie simpel“, ergänzt LaPlante. „Wenn ich Spaß an etwas habe, das Michael macht, verfolgen wir das weiter, egal wie abwegig es gerade erscheint.“
Der rote Faden von “Tsunami Sea” ergibt sich weniger aus den eklektischen Einflüssen, sondern vielmehr aus Sounddesign und Konzept. Obwohl kein Konzeptalbum im klassischen Sinne, ziehen sich wie bereits auf dem ersten Album Bilder und Wörter mit Bezug zu Wasser und Meer durch Songs wie “Ride The Wave”, “Deep End”, “A Haven With Two Faces” und den Titelsong. Im Hintergrund rollt der Sound, bricht, ebbt auf und ab, fließt vor und zurück. Größe, Epik und Erhabenheit sind in der Musik von Spiritbox durch die Heimat von LaPlante und Stringer, Vancouver Island, tief verankert. „Das ganze Album ist wie ein Liebesbrief an eine misshandelnde Ex“, sagt Stringer. Denn jahrelang haben sich LaPlante und Stringer in ihrer Heimat an der kanadischen Westküste hauptsächlich gefangen und unverstanden gefühlt. Der Traum von der Musik war für die meisten Menschen in ihrem Umfeld nicht nachvollziehbar. „Die meisten Leute dort werden Ärzte und Anwälte, gründen Familien und kaufen Häuser“, ergänzen sich Stringer und LaPlante gegenseitig. „Und wenn sie wissen wollen, was du tust, und du sagst: ‚Ich spiele in einer Band‘, fragen sie nur: ‚Wie? Unten in der Kneipe?‘ Das war damals einerseits eine große Motivation für uns, andererseits führte es zu lähmenden Zweifeln und Depression.“

Auch wenn Spiritbox inzwischen auf ausverkaufte Touren, Chartplatzierungen, ein großes Publikum, Merchandise-Verkäufe mit Millionenumsatz und Grammy-Nominierungen zurückblicken können, vor der Verwandt- und Bekanntschaft muss man sich immer für etwas rechtfertigen. Etwa die Kinderlosigkeit. Oder den Umzug nach Los Angeles. Dort erntet man auf den Satz „Ich bin Musiker*in“ eben keine verständnislosen Blicke. Andererseits kann man aufgrund der majestätischen Landschaft von Vancouver Island aus Bergen und Meer nur vor Ehrfurcht erstarren und kreative Energie aus der atemberaubenden Natur schöpfen. Auch nach dem Umzug nach Kalifornien verlassen LaPlante und Stringer Vancouver Island, das sie so wie alle Einheimischen nur „die Insel“ nennen, mental nicht. „Es ist eine Art gestoppte Entwicklung. Wir finden uns oft in dem Gefühl wieder, das wir hatten, als wir dort Spiritbox gestartet haben“, sagt LaPlante. So verwundert es nicht, dass sie auf “Tsunami Sea” einige ihrer beeindruckendsten Texte geschrieben hat: „I hope you still have a hideaway for me/ Under the mountain floating on the sea/ Swear I saw an island there/ Washed away by a temporary stream/ I hope it still flows back to me/ This haven has two faces, one is to create and one is to replace it/ A forest I can fade in, with roots you’ll never see flowing back to me“. “A Haven With Two Faces” ist eine bittersüße Ode an „die Insel“ und deren Hauptstadt Victoria. Dennoch ist die zentrale Aussage des Songs universell: „Mit dieser Hassliebe zur eigenen Heimatstadt können sich schließlich alle identifizieren“, sagt Stringer.
Hauptsache zeitgemäß
Hassliebe ist auch ein Wort, das viele Puristen mit der Musik von Spiritbox verbinden dürften. Auch “Tsunami Sea” ist von einer extrem wuchtigen, fast klinischen Produktion im Stil von Will Putney, Misha Mansoor oder Josh Wilbur geprägt. Darüber hinaus suchen Spiritbox vor allem im Klargesang noch stärker den Anschluss an zeitgenössische Pop- und R&B-Konventionen. Was in der Rockmusik der 90er und 2000er das Nölen von Eddie Vedder, Scott Stapp oder Chad Kroeger war, ist heute, vor allem im Umfeld von Hyperpop und R&B, ein zum Jaulen tendierender weiblicher Gesang, untermauert von einer langen Vocal Chain aus Kompression, Reverb, Delay, Autotune und weiteren Effekten. Im Vergleich zu “Tsunami Sea” wirkt LaPlantes Klargesang auf ihrem Einstand, dem Iwrestledabearonce-Album “Late For Nothing” von 2013, geradezu analog und pur.
LaPlante und Stringer sind sichtlich erfreut über die technischeren Aspekte der Musikproduktion und ihren Sound zu sprechen. „Wir sind totale Nerds, wenn es um solche Themen geht. Wir lieben aber beides: rohe, düstere Sounds und makellose Produktionen“, sagt LaPlante. „Wir haben uns vor kurzem auch nochmal die ‘Rotoscope’-EP und deren Stems (einzelne Tonspurgruppen einer Aufnahme, etwa von Gitarren und Schlagzeug) angehört und uns gefragt: War das alles wirklich so verzerrt oder haben wir das nur falsch exportiert?“, so Stringer. „Für mich sind viele der aktuellen Gesangsproduktionen in Pop und HipHop, aber auch Country, die besten des Planeten. Es gibt einen Grund, warum das überall so klingt. Und natürlich klingt das heute anders als ein Album von vor zehn Jahren. Wir lieben Aufnahmen die ‚larger than life‘ klingen. Manche Menschen mögen das nicht, finden es zu fake oder schal. Ich liebe große und saubere Sounds.“ Als Beispiel führt er “Crystal Roses” an, den wohl untypischsten Song des neuen Albums. Dessen Gesang und Vocal Chain waren stark von The 1975 und Hyperpop inspiriert. Der Kern von LaPlantes Stimme ist hier kaum mehr auszumachen, dennoch passt es gerade deshalb, weil die um einen Breakbeat gebaute Musik mit fast abwesenden Gitarren und Drops stark an den melodischen Drum’n’Bass um das Jahr 2010 erinnert. Diese Electronica-Schlagseite ist nicht neu, wird aber auf “Tsunami Sea” ebenfalls leicht ausgebaut. „Wir lieben Bands wie
The Prodigy oder Chase & Status und den Sound der 2000er und 2010er“, sagt LaPlante. „Für mich ist die Art wie wir Gesang produzieren auch nicht schockierend“, ergänzt Stringer, der auch Co-Produzent von Tsunami Sea ist. „Im Gegenteil. Ich finde, mehr Metalbands sollten so experimentieren, sonst macht man doch nur wieder und wieder den gleichen Scheiß.“
Erweitert wird LaPlantes Gesang außerdem vom 2022 zur Band gestoßenen Bassisten Josh Gilbert (ehemals bei As I Lay Dying). Aus Zeitgründen spielt Stringer den Bass auf “Tsunami Sea” selbst ein, Gilbert prägt das Album an anderer Stelle. Er bringt seinerseits seine Stimme an ihre Grenze und singt teilweise so hoch im Hintergrund, dass es klingt, als hätte sich LaPlante gedoppelt. „Es ist so cool zu sehen, wie die zwei zusammensitzen und über Harmonien und bestimmte Zeilen reden“, sagt Stringer. „Courtney versucht, ihn immer aus der Komfortzone zu holen, und ihre Stimmen anzugleichen.“ „Ich liebe es, mit ihm zu singen“, so LaPlante, „durch ihn klingt meine eigene Stimme besser. Und als Songwriter und Produzent versteht er immer das große Ganze.“ Das große Ganze klingt auf dem neuen Album so zeitgeistig wie nie. Unabhängig davon, wie man zur Ästhetik von Hyperpop-Vocals steht, erschwert deren Produktion allerdings das Verstehen von LaPlantes Texten. Dabei sind die eine große Stärke von “Tsunami Sea”.

»Das ganze Album ist wie ein Liebesbrief an eine misshandelnde Ex.«
Mike Stringer
Nicht nur “A Haven With Two Faces”, auch vielen weiteren Texten von LaPlante haftet etwas fast Prosaisches an. „I am alone again/ An island separates me from my home and then you pull me closer/ And you tell me to control myself/ An inlet with no shore/ Temper the glass again/ We speak in metaphors/ If the sentence is right why does my body interfere?/ Like a thief in the night, to steal the stars when they appear“ singt LaPlante im an Evanescence erinnernden “Ride The Wave”. „Viele Autoren, die mich inspirieren, assoziiert man nicht unbedingt mit einem poetischem Schreibstil“, sagt sie. „Ich bin in Bangor, Maine geboren, der Heimat von Stephen King. Er schreibt zwar nicht poetisch, aber viele außergewöhnliche Traumsequenzen, bei denen man das Gefühl hat, dass er etwas sehr Altes, fast Spirituelles, Heidnisches oder Psychedelisches referenziert. Das inspiriert mich beim Texten mehr als eigentliche Poesie. Das liegt auch an dem ganzen ‚World Building‘ und der Lore, die sich durch die Werke zieht.“ – „Ich weiß nicht, worum es in den Songs geht, sie verrät es mir auch nie“, fügt Stringer lachend hinzu.
Zukunftsmusik
Spiritbox werden oft in einem Atemzug mit Sleep Token und Bad Omens und sogar Knocked Loose als die „Breakout-Stars“ des modernen Metal genannt. Sie alle folgen in den Fußstapfen von Bring Me The Horizon, Ghost, Parkway Drive und Architects als die Metalbands, die sich in den 2020ern als Festival-Headliner und Arena- bis Stadion-Acts etablieren könnten. Auf ihrer anstehenden Europatour werden Spiritbox eine ausverkaufte Show im Londoner Alexandra Palace spielen. Die nächstgrößere Halle wäre die jüngst von Sleep Token gefüllte Wembley Arena. Auch in Deutschland stehen im ausverkauften Palladium Köln und der Columbiahalle in Berlin die bisher größten Headliner-Shows an. „Ich sage immer, dass wir die ‚Good Guys‘ sind“, sagt LaPlante und lacht. „Auch wenn Bad Omens und Sleep Token einen unfassbaren kommerziellen Erfolg haben, sind wir in unserer Metal-Welt doch so sehr in einer Nische, dass wir vergessen, dass für die durchschnittlichen Hörer*innen eine Band wie Sleep Token die seltsamste Musik ist, die sie je gehört haben. Für die ist Sleep Token, was Rush für uns ist.“ „Nicht dass Verkaufszahlen oder Awards wirklich Erfolg symbolisieren, aber Metal hat nie den Respekt bekommen, den er verdient hat. Wenn du Metal machst, weil du erfolgreich sein willst, bist du in der falschen Musik“, so Stringer.
Dennoch fühlen sich Spiritbox in der Rolle des zukünftigen Mainstream-Metal-Flaggschiffs hörbar wohl. „Ob es Gojira sind, die die Olympischen Spiele eröffnen, Knocked Loose bei Jimmy Kimmel oder unsere Grammy-Nominierungen, das könnte alles Türen zu dieser Musik für so viele Menschen öffnen“, so Stringer. „Was daran besonders cool war, ist, dass diese Musik einerseits mit offenen Armen angenommen wurde, gleichzeitig aber immer noch kontrovers war und Leute verärgert hat. Genau das wünscht man sich doch“, sagt LaPlante. „Manche dieser Bands kenne ich gar nicht persönlich, aber ich glaube, dass wir alle eine ähnliche Einstellung haben. Wir alle wollen dasselbe: Die beste Musik machen, die wir machen können und uns von der konservativen Hardrock- und Heavy-Metal-Bewegung entfernen, die es in den USA gibt.“ Für sie fühlt es sich an, wie beim Baseball. Alle Bases sind besetzt, die neuen Bands sind am Schlag – und wenn der erste Homerun kommt, setzt sich das ganze Feld in Bewegung.
Und das für LaPlante das ganze Feld mal in Bewegung kommen sollte, ist kein Geheimnis. Sie spricht sich schon lange gegen die immer noch vorherrschende Dominanz der alten Platzhirsche und die zu große Toleranz gegenüber unangenehmen bis kriminellen Protagonisten in der Metal-Welt aus. Rechenschaftspflicht ist für LaPlante das zentrale Thema, wenn es um ihre Szene geht. 2023 machte die Band einen Rückzieher von einer geplanten Tour mit Falling In Reverse aufgrund deren kontroversen Bandkopfes Ronnie Radke – allerdings erst nach der Ankündigung der Tour und entsprechenden Reaktionen. Mit zunehmender Größe werden die Ansprüche an Spiritbox steigen. Ende 2024 begleiteten Spiritbox Bring Me The Horizon bei deren monumentaler Stadionshow in São Paulo. Gegen Frontmann Oli Sykes wurden in der Vergangenheit bereits diverse Anschuldigungen erhoben. Dieses Jahr stehen Konzerte mit Linkin Park an, die wegen der Scientology-Verbindung der neuen Sängerin Emily Armstrong in der Kritik standen.
Stadionshows mit großen Rockstars sind für Spiritbox aktuell eine große Chance. Wie navigiert man also die eigene Karriere und die Erwartungen, die Fans stellen, dass das eigene Verhalten nach Möglichkeit unfehlbar ist? Wo zieht man die eigenen Grenzen? Mit wem kann man sich umgeben? „Ich persönlich finde nicht, dass es unser Job ist, jemanden anzuprangern“, sagt Stringer. „Unsere Band ist auch kein Vehikel, um die ganze Zeit online Leute anzuschreien. Wir müssen das auch gar nicht. Denn schlechte Menschen werden sich immer selbst entlarven.“ „Ich möchte lieber hinter den Kulissen Dinge ändern“, sagt LaPlante. „Mir ist klar geworden, dass das öffentliche Kritisieren von Menschen etwas ist, das ich nur aus Eigennutz gemacht habe, damit alle jubeln: ‚You go, girl!‘ Jetzt versuche ich, informiert zu bleiben und sicherzustellen, dass ich mich mit den Menschen, mit denen ich Umgang habe, auch wohl fühle. Dazu gehört mehr, als nur die Überschriften zu lesen.“ So kommt man zu einem differenzierteren Bild über Menschen in der Musikindustrie, das letzten Endes doch negativ ausfallen kann. „Wir benutzen für diese Menschen immer die Metapher von Des Kaisers neue Kleider“, sagt LaPlante. „Diese Menschen sind einfach Loser. Normale Leute würden sie mit dem Kopf ins Klo stecken. Sie sind nackt und stolzieren die Straße runter. Und es braucht nur eine Person, die sagt: ‚Du bist nackt‘ – und alle werden verstehen, was sie sind. Es bleibt uns also nur, mehr Einfluss zu sammeln und die Dinge von innen heraus zu verändern. Denn da beginnt dieser ganze Mist. Bei Menschen, die so ein Verhalten ermöglichen. Wir und andere Bands können das vielleicht ändern. Es wird nur etwas Zeit in Anspruch nehmen.“

»Mir ist klar geworden, dass das öffentliche Kritisieren von Menschen etwas ist, das ich nur aus Eigennutz gemacht habe, damit alle jubeln: ›You go, girl!‹«
Courtney LaPlante
Bei dem Momentum, dass Spiritbox aufgebaut haben, könnte es schneller gehen als gedacht, immerhin passieren für die Band jetzt schon viele Dinge gleichzeitig. „Eigentlich ist es uns immer noch unangenehm, über unsere Leistungen und Meilensteine zu sprechen“, sagt LaPlante. „Ich meine, diese Woche baut Michael unsere Liveshow für die nächste Tour zusammen, er hat Regie bei einem Musikvideo geführt, morgen wird er seine neuen Signature-Gitarren und Pickups enthüllen, und bis jetzt hat er über 50.000 Dollar für Menschen, die von den Bränden betroffen sind, gesammelt – aber er würde das nie an die große Glocke hängen“, sagt LaPlante, während Stringer fast betreten zu Boden schaut und seinen Nacken reibt. „Das ist mir jetzt schon unangenehm“, sagt er lachend. „Ich kann eigentlich immer nur an das Hier und Jetzt denken, sonst bekomme ich einen Nervenzusammenbruch vom Stress. Es ist ein Trip. Aber ich will nicht mit 50 aufwachen und mich fragen: Was wäre, wenn ich es damals einfach gemacht hätte?“ Im Gespräch wird deutlich, dass hinter der Band, Idee und Marke Spiritbox auch nur Menschen stecken. Für die steigt mit zunehmendem Erfolg spürbar der Druck. „Wir wollen das hier wirklich für den Rest unseres Lebens machen, denn nur so haben wir das Gefühl, wirklich wir selbst sein zu können“, sagt LaPlante. „Und das bedeutet, dass alles, was wir machen, das Beste sein muss, das wir je gemacht haben.“ Auch, wenn die Zukunft teilweise so fern und weit ist wie der Horizont von Vancouver Island, scheint eins sicher: 2025 wird mit “Tsunami Sea” das bisher beste Jahr für LaPlante, Stringer und ihre Band.