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    Mount Washington
    Rouge/Noir (als Washington)

    VÖ: 31.10.2008 | Label: Glitterhou/Indigo
    Text: Benjamin Adler
    8 / 12
    Mount Washington - Rouge/Noir (als Washington)

    Mit ihrem dritten Album beschreiten die norwegischen Naturkundler nur wenige neue Wege. Auf den plattgetretenen Pfaden gibt es unter sternenklarem Himmel aber noch genug zu entdecken.

    Und wieder gelingt der Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und zupackenden Melodien, als hätten sich Thom Yorke, Chris Martin und Mark Hollis über den Winter in einer zugeschneiten Holzhütte eingesperrt, um mit diesen neun Songs zurück ans Tageslicht zu treten. Tatsächlich haben Washington monatelang in einem kleinen Bergdorf bei Außentemperaturen von Minus 20 Grad an „Rouge/Noir“ gearbeitet, das Ergebnis suhlt sich ähnlich tief in melancholischem Songwriting, wie es bereits die beiden Vorgänger taten. Mal schimmert wie im nach Luft ringenden „Andante“ ein Bombast-Piano durch die Eisdecke, ohne den atmosphärisch dichten Brocken von einem Song zum Kollaps bringen zu können, dann beweint im schleichenden „Last Of Eve“ eine einsame Trompete den sterbenden Tag. Das Album leuchtet auch in seinen dunkelsten Momenten in so bunten Farben, dass sich selbst Ausflüge in simplere Gitarrenpop-Gefilde („Something Of A Voyage“) ohne Probleme in den Kontext einfügen. Waren das Debüt „A New Order Rising“ noch ein Wunderwerk der großen Denker-Songs und der Nachfolger „Astral Sky“ eine Lehrstunde in tiefgehendem Pop, nimmt sich „Rouge/Noir“ die eindringlichsten Momente beider Werke zur Brust, um sie in eine neue Form zu gießen. Innovativ ist das sicherlich nicht, und so sind lediglich der Titelsong, der nach sprödem Beginn plötzlich mitten in einem Radiohead-Groove landet, und „Appendix 1: As Waves Shape The Sea“, das fünf Minuten lang ein stürmisches Finale verspricht und dann nur mit einem lauen Lüftchen endet, wirklich als überraschend anzusehen. Ansonsten bleibt fast alles beim Alten: Sänger Rune Simonsen ist immer noch der blutrote Paradiesvogel in grauer Nacht, der mit glasklarer Stimme seine Melodiebögen zelebriert, während die Außenwelt bedrohlich ins Wanken gerät. „No light has made its way onto the ocean“, singt er einmal zu sich anschleichenden Gitarrenwänden, bevor sich das Desaster offenbart: „I see another sunken ship/ Dead among the dead/ Changes come to last.“ Und so fügt diese Platte zumindest dem Kopfkino einige neue Episoden hinzu. Washington haben vielleicht nicht ihr bestes Album gemacht, wohl aber mit fein eingewobenen Experimenten die Weichen für alles Kommende in die richtige Richtung gestellt. Im Rückblick könnte das Gold wert sein.

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