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    Mount Washington
    A New Order Rising (als Washington)

    VÖ: 04.07.2005 | Label: Glitterhouse/Indigo
    Text:
    Mount Washington - A New Order Rising (als Washington)

    Stellen wir uns vor, Coldplay kämen aus der Abgeschiedenheit Norwegens, wären noch mal richtig inspiriert und müssten keine Zugeständnisse an Millionen machen: Dies könnte ihr neues Album sein.

    In Tromsø ist es dunkel. Sehr dunkel. Sieben Monate im Jahr – am Stück. Nördlicher als der nördliche Polarkreis, also dermaßen am Arsch der Welt, dass man nur verrückt, eigenbrötlerisch oder komischer Musiker werden kann. Washington wählten Letzteres und legen nach sechsjähriger Arbeit, nun gerade mal 23-jährig, ein Album vor, das dermaßen abgehangen und zwingend klingt, als sei es das geniale Spätwerk von CostelloCaveCashCohen – zu je gleichen Teilen. Sie gehen geradezu verschwenderisch um mit der schwelgenden Schönheit ihrer Songs und erreichen das körpereigene Gefühlszentrum ohne Umwege mit dem klassischsten aller Stilmittel: hemmungsloser Melancholie. Das beginnt bei den mal nach Amifolk, dann wieder nach mitreißenden Britpop-Momenten klingenden Arrangements, geht über die vorherrschenden Moll-Akkorde im instrumentalen Schleichgang und endet bei Rune Simonsens sehnsüchtiger Trauerkloß-Stimme, die klingt wie ein über Jahrzehnte geschulter Suizidsong-Profi mit der theatralischen Inbrunst eines Thom Yorke. In epischer Präzision dehnen sich zarte Fender Rhodes, Streicher und verzückende Slide-Gitarren aus, atmen tief und wohlig erschöpft wie ein Bison nach dem Zeugungsakt. Überhaupt: Hier klingt nichts nach 23, erster Platte oder nordlichtender Provinzialität – „A New Order Rising“ ist vielmehr eine bis ins kleinste Detail zu Ende gedachte Blaupause balladesker Kammermusik, eine in Lieder gegossene Nonchalance, die mit subtiler Brachialwucht Zugang zu unseren Ängsten und Traurigkeiten findet. Kein Wunder, dass die schöne Stimme Ane Brun und der soeben wieder (Motorpsycho-)freie Håkon Gebhardt unbedingt mitwirken wollten. Kein Wunder, dass sie in eine ähnlich außergewöhnliche Kerbe hauen wie die ebenfalls von ganz dort oben kommenden Schtimm oder Midnight Choir. Kein Wunder, dass in dieser unwirtlichen Gegend Musik entsteht, die man am besten mit dem Wort „außerweltlich“ beschreibt. Ein einziges Wunder ist hingegen dieses Album: Das wohl beste Debüt einer jungen Band, das dieses Jahr bisher sah.

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