Fehlfarben
?0??

„Wen hat es denn nicht erwischt, die letzten drei Jahre?“, fragt Peter Hein in einem Vorstellungstext zur neuen Platte. Das hat einen Punkt, und dieser erklärt auch den kryptischen Albumtitel: „?0??“ – alles ist jetzt, aber, was ist jetzt, und wo ist hier? Was ist das für eine Gegenwart, die der Zukunft den Weg zu versperren droht? Es ist allemal eine gute Zeit für Fehlfarben, denn aus der allgemeinen Verwirrung heraus furiosen Rock und eckig-elegante Poesie zu erschaffen, das können die Düsseldorfer, seit sie mit ihrer Debüt-LP „Monarchie und Alltag“ das, was deutschsprachiger Post-Punk leisten kann, um ein paar Dimensionen erweitert haben, etwa um das Recht auf schlechte Laune. Wobei, auf den neuen Fotos lacht Sänger und Texter Peter Hein und im ersten Song „In die Welt geworfen“ klingt er in seiner Verzweiflung sogar optimistisch: „Ich fühle mich in die falsche Welt gestellt/ Ich fühle mich trotzdem eins mit dir.“ Weil die Band dazu einen bedrohlichen Sound spielt, erinnert dieser Auftakt in seiner sinistren Stimmung an die Mönchengladbacher Verweigerungs- und Dunkel-Punks EA80. Während der gesellschaftspolitische Song „Nachhaltig“ trotz Gang-Of-Four-Gedächtnis-Sound bemüht wirkt, und Hein bei hektischen Stücken wie „Innenstadtfront“ arg ins Knödeln gerät, gelingt den Post-Punk-Veteranen der sich in den Wahnsinn steigernde Electro-Shuffle „3 Kapitäne“ bemerkenswert gut.