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    Body Count
    Bloodlust

    VÖ: 31.03.2017 | Label: Century Media
    Text: Jens Mayer
    Platte des Monats
    Body Count - Bloodlust

    Mit seiner lange abgeschriebenen Metalband veröffentlicht Ice-T nicht nur das bestes Album seit dem 25 Jahre alten Debüt, sondern auch eines der wütendsten und wichtigsten Musikerstatements der Gegenwart.

    Dieses Mal ist es kein Spaß, wenn Ice-T mit dem Opener „Civil War“ den Ausnahmezustand ausrufen lässt. „Auf welcher Seite stehst du, wenn die Scheiße wieder hochkocht? Schwarz oder weiß, falsch oder richtig?“ Mit „Copkiller“ gaben Body Count 1992 die ultimative Antwort auf die überbordende Polizeigewalt gegen Afroamerikaner und lieferten damit den Soundtrack zu den L.A.-Riots, die das Land infolge des Rodney-King-Prozess erschütterten. Dass er an dieses Thema auch 25 Jahre später nahezu Eins zu Eins anschließen kann, ist eine der vielen deprimierenden Wahrheiten des Jahres 2017. Denn faktisch scheint sich an den sozialen und politischen Realitäten nichts geändert zu haben, wie die Namen Keith Lamont Scott, Walter Scott oder Michael Brown belegen – drei der bekanntesten schwarzen Opfer von Todesschüssen durch Polizisten aus den vergangenen Jahren. Dass der aktuelle Präsident der USA, Donald Trump, die aufgeheizte Stimmung in dem tief gespaltenen Land mit einer rassistischen und asozialen Politik immer weiter befeuert, ist eine weitere. So ist der zentrale Song des Albums „No Lives Matter“ eine direkte und beeindruckend zielsichere Antwort auf dessen zynische Entgegnung der „Black Lives Matter“-Proteste, dass doch schließlich alle Leben zählten. Es ist die alles überstrahlende Hymne der Platte, die zur Einheit der Entrechteten aufruft, und gegen diejenigen mobilisiert, die von ihrer Armut profitieren: „They can’t fuck with us / Once they realise we’re all on the same side“. Was auf dem Debüt 1992 noch in überzogener und satirisch-provokativer Gewalt-Attitüde präsentiert wurde, ist auf „Bloodlust“ einem bitteren Ernst gewichen, der die Wut kanalisiert und dadurch härter denn je ins Schwarze trifft. Hier wird selbst ein klassisches Gangsta-Rap-Thema wie in „The Ski Mask Way“ zum Gleichnis auf die sozialen Verhältnisse, bei dem sich die Abgehängten ihren Anteil am Wohlstand eben mit der Sturmhaube sichern. Im furiosen Abschlusssong „Black Hoodie“ kann man Ice-T den Kopf schütteln hören: „I’ve been talking to this shit for over 20 years“. Aber nicht nur die Botschaft stimmt auf „Bloodlust“. Wo Body Count früher häufiger wie eine rumpelige Punk- statt wie eine Metalband klangen, haben sie sich nach ihrem künstlerischen Tiefpunkt „Murder 4 Hire“ (2006) dermaßen gesteigert, dass es kaum zu fassen ist, welche Power diese Reinkarnation ausstrahlt, die auf musikalischer Augenhöhe mit den Gästen Dave Mustaine, Max Cavalera und Randy Blythe (Lamb Of God) agiert. Selbst die unnötige, aber sympathische Hommage an Slayer in Form eines Medleys aus „Raining Blood“ und „Postmortem“, ist nicht peinlich. Da wäre es also, das erste große Album, das diejenigen bestätigt, die glauben, dass die beste Kunst in schlechten Zeiten entsteht. Wenn es doch nur nicht um echte Menschen ginge, die darunter leiden müssen.

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