Pissed Jeans
Why Love Now

Da man aus dem Blickwinkel von Pissed-Jeans-Sänger Matt Korvette nahezu ausschließlich von Arschlöchern umgeben ist, muss man heutzutage unweigerlich jede Menge Scheiße schlucken. Sexistische Kackscheiße zum Beispiel, die das Quartett aus Allentown, Pennsylvania gleich mehrfach auf seinem fünften Album „Why Love Now“ zynisch anprangert. Sowohl in Form der auf eine Büroangestellte projizierten Dominanzfantasie „I’m A Man“, als auch im Stück „It’s Your Knees“, in der die wahrgenommene „Fickbarkeit“ einer Frau durch ihre sonderbaren Knie geschmälert wird: „I admit that the rest of you is fine/ Unwillingly judged by the criteria in my mind“. In seinen bitterbösen und im besten Sinn provokanten Texten entlarvt der stimmlich zwischen Ausnüchterungszelle und Folterkammer schwankende, mal röchelnde, mal keifende, mal heiser grölende Korvette nicht nur die Widerlinge, Egozentriker und gescheiterten Existenzen um uns, sondern auch und vor allem in uns. So auch in „Love Without Emotion“, dem wohl eindringlichsten Punk-Porträt einer gescheiterten Beziehung seit Dackelbluts „Nichts“ ist für immer. Abgerundet wird „Why Love Now“ durch eine diffuse, aber dennoch druckvolle Produktion, dank der die rabiaten, stumpfen und polternden Beiträge der Instrumentalisten zu diesem morbiden Schauerspiel ins rechte, schlechte Licht gerückt werden. Das macht die neueste Pissed-Jeans-Platte nicht nur zu einem packenden Gesamtkunstwerk, sondern auch zum idealen Soundtrack für eine Werkschau des Malers Francis Bacon.

Für Fans von: Metz, Melvins, Shellac