0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra
    Kollaps Tradixionales

    VÖ: 08.02.2010 | Label: Constellation
    Text:
    9 / 12

    Geburt und Tod, Zugang und Abgang von Mitgliedern, dazu ein zehnter Bandgeburtstag. Das Leben rund um das kanadische Postrock-Kollektiv schlägt hohe Wellen, musikalisch wird dennoch Kurs gehalten.

    Nichts ist mehr wie es war in Montreal. Mitte 2008 trennt sich die ehemalige Godspeed-You!-Black-Emperor-Abspaltung von drei Mitgliedern und dem Namenszusatz „Tra-La-La Band“. David Payant kommt als neuer Drummer hinzu, die Band spielt beim New Yorker ATP und nimmt mit Hüsker-Dü-Drummer Grant Hart dessen viertes Soloalbum auf. Im Frühjahr beginnen schließlich die Aufnahmen der nächsten Silver-Mt.-Zion-Platte, an deren Ende die Violinistin Jessica ein Kind von Efrim Menuck, dem Bandleader wider Willen, empfängt.

    Die Gruppe ist nun zehn Jahre alt, und im eigenen Land kennt sie nach wie vor keine Sau. Kurz bevor das neue Album nun erscheinen soll, trifft die Nachricht vom Tod des Songwriters Vic Chesnutt ein, mit dem Thee Silver Mt. Zion zwei intensive Alben aufgenommen haben. Es kollabiert schon so einiges in der Welt dieser Band, deren Besetzung so wandelbar scheint wie ihr Name, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind die Entwicklungen auf musikalischer Seite eher bedacht. Zumindest zur Hälfte ist Kollaps Tradixionales über die Straße geschleift worden, beim Vorgänger 13 Blues For Thirteen Moons waren alle vier Songs tourerprobt. Der Gesang ist präsent, und angeblich singen wieder alle, auch wenn allein Menucks brüchige Stimme im Vordergrund wirkt.

    Und auch diesmal liegen Texte in der wie immer handverpackten Platte. Texte wie „Though we’ve been denied too much hope in our lives let tonight be the night when it ends“, die endlich klarmachen sollen, dass Menuck eben nicht der notorische Schwarzseher ist, der ihm immer angedichtet wird. Neuzugang Payant ist noch nicht vollständig in den Kommunengezeiten, dem gemeinsamen Atmen der Musik, angekommen, und nicht allein deshalb gilt das von Menuck geschrieene „C’mon!“ am Ende von „There’s A Light“ vor allem ihm. Aber wenn „I Fed My Metal Bird The Wings Of Other Metal Birds“ in der zweiten Minute einem Nebel aus Psychedelik und Neuer Musik entsteigt, schraubt sich alles von einem dieser unverwüstlichen Riffs angefeuert kerzengerade in die Höhe und bringt die Gewissheit, dass auch das sechste Album nicht als Lückenbüßer enden wird. Am Ende, und das spricht für diese Band, war bis jetzt jede Platte größer als man in der ersten Woche dachte. „Kollaps Tradixionales“ bringt das bisher Errichtete nicht zum Einsturz, stellt auch kein Weltbild auf den Kopf, vielmehr ist es eine für den Moment notwendige Konsolidierung einer Band, deren leidenschaftlich freigeistiger Sound wohl auf ewig unterbewertet bleiben wird.

    weitere Platten