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    Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra
    This Is Our Punk-Rock

    VÖ: 01.09.2003 | Label: Constellation/EFA
    Text: Patrick Großmann
    7 / 12

    Das bedächtiger agierende Kammerorchester um Godspeed-Vordenker Efrim entdeckt den Gesang, oder besser: die menschliche Stimme. Hätte nicht zwingend sein müssen.

    Binnen weniger Jahre hat sich das Weirdo-Kollektiv aus Kanada eines der außergewöhnlichsten Klang-Universen der Gegenwart errichtet. Dort finden Klassik und Indie-Schräge, Hintergrundgeräusch, sonischer Orgasmus und friedlicher Wohlklang zusammen, halten sich mit ernsthafter Miene an den Händen. Freilich sind und bleiben die Muster (ausufernde, zyklische Grundstruktur, kontinuierliches An- und Abschwellen) dieselben. Doch wo Godspeed You! Black Emperor mit schierer Brachialität die Welt aus den Angeln zu heben trachten (und das ja auch manchmal gelingt), bleiben derartige Extreme am Berge Zion außen vor. Es gibt Gitarren, aber nur minimalistische, dem Fragilen zuneigende. Es wird mehr gezupft und gestrichen als zerfetzt. Vor allem aber wird im Rahmen der vier neuen Kompositionen erstmals gesungen – und genau dort liegt der Hund begraben: Das erste Stück der Platte, bei dem ein vielkehliger Chor einen dadaistischen Kanon anstimmt, findet erst nach Verebben desselben zu echter Größe. Was schon bei der mit Lorbeeren zu Unrecht überhäuften Kutten-Rotte The Polyphonic Spree arg hippieesk roch, kann auch hier bloß bedingt entzücken. Komplett fragwürdig wird es indes erst, wenn sich später Efrim im Luftraum über samtenen Celli, Kontrabass und Violinen zum vielfach gedoppelten Solo-Vokalisten aufschwingt. Leider nämlich erweist sich der Mann als äußerst unsicherer Kantonist: Er jault, klagt zittrig, überschlägt sich, greint – und verhagelt damit immer wieder eine an sich respektable Ernte. Und die Message? Laut Waschzettel soll es um das lokale wie universelle Verschwinden „unkontrollierter“, d.h. dem natürlichen Lauf der (gesellschaftlichen/topografischen) Dinge überlassener Landschaften gehen. Anders formuliert: Die Unschuld ist futsch. So sieht’s mal aus, Erde.

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