Der Jazz-Virtuose ist von seinem Engagement am Rhein selbst überrascht. Der Auftritt an der Oper, spät abends um 23 Uhr, wird relativ spontan anberaumt, von einer 18-jährigen Bookerin mit wenig Erfahrung aber viel Enthusiasmus. Vera Brandes ist ihr Name, und eigentlich dreht sich “Köln 75” vor allem um sie und ihre Selfmade-Karriere als “Jazz-Hase”, basierend auf der im Kino gern bemühten wahren Geschichte. Brandes (Mala Emde) muss sich nicht nur gegen ihre strengen Eltern behaupten, sondern auch gegen die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft, die Frauen im Musikbusiness recht abschätzig belächelt.
Mit emanzipatorischen Fragen hält sich der rasante und Pril-Blumen-bunte Film aber nicht lange auf, im Vordergrund steht die Begeisterung für den Zeitgeist und für die Musik, was sich auch durch die Rolle des knuffigen Musikjournalisten Michael Watts (Michael Chernus) sehr schön vermittelt. Jarrett ans Klavier zu bekommen ist am Ende ein Wettlauf gegen die Zeit, fast schon krimimäßig inszeniert und gleichzeitig mit der Verve einer gekonnten Instrumental-Improvisation. Das Resultat ist anfangs holprig, am Ende aber sehr charmant, humorvoll und vor allem kurzweilig. Da erlebt man nicht nur ein Stück Musikgeschichte mit, sondern in erster Linie ein direkt undeutsch anmutendes Stück Popcorn-Kino. Vielleicht sollte man doch mal Jazz hören ab und zu.
Metallica kündigen im Rahmen der “Apple Immersive”-Reihe einen neuen VR-Konzertfilm an: “Bahnbrechend ist wohl noch untertrieben”, sagt Metallica-Drummer Lars Ulrich zur Ankündigung. “Unser Konzert so zu sehen, zusammen mit der Energie der Fans in Mexiko-Stadt – das ist sehr beeindruckend und macht super viel Spaß. Wir waren schon immer daran interessiert, Grenzen zu überschreiten, und Metallica auf der Apple Vision Pro macht genau das.”
Als Grundlage wurde das ausverkaufte Finale der Metallica-Welttour als immersiver Konzertmitschnitt aufgenommen. Der deckt die Klassiker “Whiplash”, “One” und “Enter Sandman” ab. Um die gesamte Performance der Band sowie die über 65.000 leidenschaftlichen Metallica-Fans einzufangen, hat Apple ein maßgeschneidertes Bühnenlayout mit 14 Videokameras gebaut. Das neue Format bietet ultrahochauflösende 3D-Videos mit einem 180-Grad-Sichtfeld und 3D-Audio, um den Zuschauer:innen einen exklusiven Zugang zu James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Robert Trujillo zu ermöglichen – vom Snake Pit bis hin zu Weitwinkelaufnahmen.
Das Erlebnis erscheint am 14. März bei Apple TV+, man benötigt allerdings ein Apple Vision Pro-Headset. Interessierte können sich in Apple-Stores eine Vorschau ansehen.
Die drei Live-Songs werden auch als neue EP, “Metallica Live from Mexico City”, auf Apple Music diesen Freitag erhältlich sein.
Jack White machte seinem Unmut über US-Präsident Donald Trump schon kurz nach der Präsidentschaftswahl deutlich Luft, indem er ein vernichtendes Statement auf Instagram teilte. Zuvor verklagte er den amtierenden Präsidenten bereits wegen unerlaubter Nutzung des White Stripe-Songs “Seven Nation Army” für ein Wahlkampfvideo – den Foo Fighters erging es mit “My Hero” ähnlich.
Am 18. Februar gab White dann ein Konzert in Boston, wo er eine alternative Version von “Corporation” spielte, die scharfe Kritik gegenüber Trump und seinem “besonderen Regierungsangestellten” Elon Musk enthielt. Obwohl besagte Show bereits über einen Monat her ist, gerieten Aufnahmen des Sets erst kürzlich in Umlauf.
White machte sich zunächst über den reichsten Menschen der Welt und Tesla-Chef Elon Musk lustig, der von Trump zu seinem Chefberater ernannt wurde: “Ich denke darüber nach, staatliche Subventionen in Anspruch zu nehmen und ein Unternehmen für Elektroautos zu gründen – wer ist dabei?”, sang White. “Ich denke darüber nach, niemals gewählt zu werden, nie ein öffentliches Amt zu bekleiden, nie auch nur einen Tag Militärdienst zu leisten, aber trotzdem die Macht zu haben, Teile der US-Regierung zu kontrollieren – Wer ist dabei?”
Während er noch über Musk herzog, schaffte er es auch einen Seitenhieb gegen Trump in seinen Song einzubauen: “Ich denke darüber nach, dass ich nicht ordnungsgemäß vom Obersten Gerichtshof oder vom Kongress überprüft werde und tun kann, was immer ich will, weil ein aufgeblasenes Arschloch, ein orangefarbener Gorilla, der bei jedem Unternehmen, das er je geleitet hat, gescheitert ist, mich als Beifahrer in seinem Golfcart haben will.”
Musikwelt gegen Rechts
Jack White ist nicht der erste Musiker, der seine Songtexte mit Kritik gegen die Trump-Administration versieht: Green Day änderten beispielsweise den Text von “American Idiot” um und verspotteten so Vizepräsident JD Vance auf einem ihrer Konzerte oder stellten eine Maske mit Trump-Konterfeit zur Schau. Generell reagierte die Musikwelt zuletzt immer häufiger auf die politische Situation in den Vereinigten Staaten, unter anderem gaben Musiker:innen Statements zum Eklat im Weißen Haus ab oder unterstützten den scharfen Trump-Kritiker Bernie Sanders als Opener bei seiner “Fighting Oligarchy”-Tour.
So ziemlich jede:r, der dem Phänomen Hardcore schon mal einigermaßen nahe gekommen ist, weiß: Traditionen sind in der Szene eine wichtige Sache. Und dass Madball im Rahmen der Rebellion Tour nach Essen kommen, ist inzwischen definitiv eine solche. Seit 2011 ist die Stadt als Anlaufpunkt des Szene-Wanderzirkusses fast immer fester Bestandteil und auch die Weststadthalle als Austragungsort – mit einigen Ausnahmen – lange etabliert. Kein Wunder, dass Frontmann Freddy Cricien sie an diesem Abend als eine seiner Lieblingsstädte für Konzerte bezeichnet. Auf der diesjährigen Ausgabe der Rebellion Tour ist Essen der vorletzte Halt, seit Ende Februar sind Madball gemeinsam mit Speed, Guilt Trip, Death Before Dishonor und Lies! unterwegs – wie jedes Jahr ein knüppeldickes Line-up.
Mittlerweile Tradition: Die Rebellion Tour in der Weststadthalle (Foto: Frido)
Pünktlich um 18 Uhr wird die Manege freigegeben, die Niederländer Lies! spielen vor noch eintrudelndem Publikum ein starkes, aber wenig überraschendes Set. Bei Death Before Dishonor fliegen gute 50 Minuten später schon die ersten Windmühlenfäuste durch die Luft und man merkt, wie die Fangemeinde wärmer wird. Und ein gutes Warm-up braucht es auch, denn der Rest des Abends soll noch sportlich werden.
Zwar sind einige der Besucher:innen auch bei den ersten Bands schon ordentlich motiviert und brüllen textsicher mit, als um kurz vor acht Guilt Trip loslegen, ist aber das erste Mal richtig Bambule im Saal. Der Vorderteil der Bühne wird ab hier zum Laufsteg, den alle 20 Sekunden angestachelte Zuschauer:innen im Berserkergang überqueren, nur um sich anschließend mit einem möglichst großen Satz in die Menge zu verabschieden. Das Set der fünf aus Manchester ist aber auch besonders garstig und durchzogen von scheppernden Metal-Momenten. Nur konsequent, dass sie zum Abschluss noch Machine Heads „Davidian“ covern.
Am 8. März die einzige Frau auf der Bühne: Lily Kilcoyne von Guilt Trip (Foto: Luan Sandkühler)
Auf dieses Set folgen mit Speed als vorletzte Band quasi die neuen Jethro Tull des Hardcore Punk, die Querflöte von Frontmann Jem Siow bekommt aber nur einen kurzen Auftritt im Viralhit „The First Test“. Dafür redet der Australier umso schöner über die Kraft von Hardcore und Gemeinschaft und prügelt sich – gemeinsam mit dem Publikum – durch ein weiteres giftiges Set aus Moshpit-Hits.
Speed – die Jethro Tull des Hardcore-Punk (Foto: Luan Sandkühler)
Die Headliner Madball stehen dann um kurz nach zehn auf der Bühne und machen trotz der vielschichtigen starken Eindrücke zuvor direkt klar, dass sie ohne jeden Zweifel die Chefs im Laden sind. Freddy Cricien wird dieses Jahr 50, fegt aber durch die Halle wie ein 17-Jähriger und scheint den Spaß seines Lebens zu haben. Einen besonderen Anlass gibt es dieses Jahr mit dem 25-jährigen Jubiläum des zweiten Madball-Albums “Hold It Down”, das auch ihn einmal mehr dazu veranlasst, die Power und Leidenschaft der Szene emotional zu beschwören. Denn Tradition lebt ja auch davon, dass man sie als solche immer wieder hervorhebt. Und so mag es zwar sein, dass die New Yorker hier jedes Jahr ein bisschen das Gleiche abziehen, zwei Dinge zeigen sich aber. Erstens: Die Szene ist lebendig. Zweitens: Die Leute kommen sicher auch deshalb immer wieder, weil hier ein echtes Hardcore-Fest stattfindet, das fast schon klischeehaft die Underground-Romantik im größtmöglichen Rahmen zelebriert.
Junggeblieben: Freddy Cricien von Madball (Foto: Anna Borisova)
Der Zufall will es aber, dass auf diesen Samstag noch ein anderes Fest fällt, nämlich der internationale Frauenkampftag. Und so klasse vieles an diesem Abend ist, ist es doch auffallend, wie sehr die ganze Sache doch eine Männerveranstaltung ist. Geschenkt, dass von 24 Musiker:innen auf der Bühne 23 männlich gelesen sind und nach der Hälfte ihres Sets zwei Fünftel von Speed keine Shirts mehr tragen, zumindest vor der Bühne wäre es aber schön gewesen, wenn man ein paar Räume für Nicht-Männer geschaffen hätte. Dinge wie FLINTA*-Pits und das Fordern einer gewissen Etikette, um bei Konzerten sicherere Räume für alle zu schaffen, sind generell Sachen, die gerade in der Hardcore- und Metal-Welt sehr zuträglich wären und ständig gefordert werden sollten. Dass sowas an einem 8. März im Jahre 2025 nicht mal für einen einzigen Song in sechs Stunden Konzertabend passiert, ist am Ende etwas enttäuschend.
Eine Zusammenarbeit von Rapper Finch und Feine Sahne Fischfilet hatte sich in den letzten Wochen bereits abgezeichnet. Der Rapper hatte die Leadsingle des neuen Albums der Polit-Punks aus Mecklenburg-Vorpommern über Instagram geteilt und sich daraufhin öffentlich mit einigen Kommentaren wie etwa “linker Clown” darauf auseinandersetzen müssen.
Zuvor hatte Finch mit seiner Single „Wenn du dumm bist“ Kritik an AfD-Wähler:innen geübt. Eine Gruppe von rechten Rappern hatte daraufhin eine Parodie des Songs veröffentlicht. Finch ließ das nicht auf sich sitzen und postete als Antwort darauf wiederum ein Reel bei Instagram, in welchem er erklärt, dass er aufgrund von GEMA-Richtlinien an ebendieser Parodie mitverdient. Die Einnahmen wolle er nun an Feine Sahne Fischfilet spenden. “Weil ich weiß, dass es euch Holzköpfe richtig schön triggert”, so Finch.
Nun wollen Finch und Feine Sahne Fischfilet sogar gemeinsame Sache machen. Heute Mittag teaserten sie den Song “Manchmal finde ich dich Scheisse (feat. Finch)” mit einem kurzen Video an, worin sie im Atzen-Style in Einkaufswägen vor einer Hauswand sitzen. Weitere Infos zur Veröffentlichung des Songs gibt es bisher noch nicht.
Das Album “Wir kommen in Frieden” gibt es ab dem 30. Mai zu hören. Es kann bereits vorbestellt werden. Im Sommer spielen Feine Sahne Fischfilet am 19. Juli ihre bisher größte Headline-Show in Berlin und haben vorher mit Rock am Ring, Rock im Park und dem Vainstream noch ein paar Festivals auf dem Plan.
VISIONS empfiehlt:
04.06.2025 AT-Wien – Arena Open Air
19.07.2025 Berlin – Parkbühne Wuhlheide
Festivals:
06.06.2025 Rock am Ring
08.06.2025 Rock im Park
28.06.2025 Vainstream
14. – 17.08.2025 Open Air Gampel (CH)
Fast wie Fabelgeschichten klingen die Erinnerungen und Verknüpfungen, die die Familie der Sängerin mit Südafrikas Jazzpionieren verbindet. Die legen den Grundstein für Joy Denalanes eigenen musikalischen Werdegang.
Ihr Vater kommt aus Südafrika und verliebt sich während des Studiums in Deutschland in eine Heidelbergerin. Die beiden haben sechs Kinder – Joy Maureen Denalane ist das dritte, kommt 1973 in Berlin-Schöneberg zur Welt und wächst in Kreuzberg auf.
Dort hat sie schon früh Zugang zur stetig wachsenden Plattensammlung des Vaters, der, wie Denalane im Gespräch berichtet, „absolut unpedantisch“ mit den musikalischen Schätzen umgeht: Freunde und Familie haben Zugriff und generell ist Musik der „Familienklebstoff“, eine Verbindung, die die Musikerin auch mit ihren eigenen, bereits erwachsenen Söhnen und Partner Max Herre fortführt.
In ihrer Kindheit und Jugend hört sie viel Soul und Jazz von Billy Holiday bis Earth, Wind And Fire, aber auch südafrikanische Künstler wie Hugh Masekela und Miriam Makeba, mit denen der Vater gut befreundet ist.
Ebenfalls prägend ist der Musikgeschmack der beiden älteren Brüder, die Depeche Mode und The Cure sowie frühen New Yorker HipHop wie Afrika Bambaataa hören.
Mit 14 fängt Denalane an, in Clubs zu gehen und bereits mit 16 zieht sie zu Hause aus. Mit 19 überredet sie ihr damaliger Freund zu einem Vorsingen. Sie bekommt die ersten Engagements und wandelt seitdem als Sängerin zwischen Soul und R’n’B, zwischen Deutsch und Englisch.
1999 wirkt sie bei Freundeskreis als Sängerin im Duett „Mir dir“ mit. Denalane und Freundeskreis-Rapper Max Herre verlieben sich. Sie heiraten, werden Eltern.
Zuletzt haben die beiden als Max & Joy das Liebeslied-Konzeptalbum „Alles Liebe“ aufgenommen. Als Solokünstlerin debütiert Denalane bereits 2002 mit dem Album „Mamani“. Fünf weitere folgen bis 2023.
Weshalb die Bühne ein Ort der Sicherheit für die Sängerin ist und wie es zur Beteiligung von US-Rapper Lupe Fiasco und Wu-Tang ClansRaekwon auf ihrem zweiten Soloalbum „Born & Raised“ kam, hört ihr in der aktuellen Folge:
Seit 2024 bestehen Sex Beat aus Mitgliedern von unter anderem Hall, Herpes, Noem, Surfnazis Must Die und UV Glaze. “Crack” ist nach “Call me” das zweite Album der Punkband, die nach eigenen Angaben DIY nicht als Gimmick, sondern als alternativlose Notwendigkeit versteht: “‘Crack’ entstand ohne Studio, ohne Produzent und ohne Ahnung.” “This Machine Kills No One” heißt die erste Auskopplung des angekündigten Albums und kommt stilecht mit Musikvideo im 90er-DIY-Stil daher.
Sex Beat interpretieren Punk geschichtsbewusst mit weitgefächerten Einflüssen, die von Oblivians über Suicide bis hin zu Hot Snakes reichen. Klanglich orientieren sie sich am 90er-Jahre Sound des Dischord-Katalogs: Bass und Drums drücken nach vorne, Gitarre und Gesang drängen sich dazwischen. Die Songs klingen mal stark fragmentiert und mechanisch, mal detailliert ausgearbeitet, aber immer direkt und unverblümt.
Textlich geht es um alles, was nervt: kaputte Politik, kaputte Gesellschaft und all die kleinen, kaputten Dinge in einem selbst. “Crack” erscheint Mitte April auf This Charming Man Records.
Limp Bizkit waren vergangenen Sommer in den USA auf “Loserville”-Tour mit einem Haufen Gäste. Im März bringen die Nu-Metal-Antihelden ihre Konzertreihe auch nach Deutschland. In Hamburg, Leipzig, Dortmund und Frankfurt stehen jeweils ein großes Hallenkonzert an. Mit dabei haben sie gleich wieder einen Haufen Special Guests: Experimental-Rapper Bones, die in Australien lebende Punk-Rapperin Ecca Vandal, Electro-Soloprojekt N8 Noface und Riot-Grrrl-Solokünstlerin Karen Dió.
Bei uns gibt es noch jeweils 2×2 Tickets für die Shows in Hamburg und Dortmund zu gewinnen!
Erst Mitte Februar hat Sam Fender sein neues Album “People Watching” veröffentlicht, entsprechend liegt der Fokus des Sets auf seinem dritten Album. Gleich sieben der 15 Songs sind erst wenige Monate alt – so auch “Tyrants”, das bislang denen vorenthalten ist, die nur im Besitz der “People Watching”-Einfachvinyls sind. Dazu gibt sich Fender redefreudig, was wohl auch am wild durchmischten Publikum liegt. Auf die Frage, wer aus Newcastle und wer aus Köln stammt, scheinen sich ähnlich viele Stimmen zu erheben. Entsprechend dürfte zumindest ein Teil des Palladiums keine Probleme damit haben, Fenders Geordie-Dialekt zu verstehen.
Spielt im ausverkauften Kölner Palladium: Sam Fender (Foto: Nicola Drilling)
Alle, die keine Verständnisprobleme haben, kommen in den Genuss von Fenders Abhandlung über Religion als Einleitung für das epische “Little Bit Closer”. Im Song spricht Fender über seine persönlichen Erfahrungen mit Religionsorganisationen, die ihm in seiner Kindheit ein emotionales Trauma verpasst haben. In Köln hält er fest: “Es ist nicht Gott selbst, sondern nur die organisierte Religion. Sorry, falls ihr Jesus liebt.”
Zu wem Fender betet? Vielleicht zum Boss Bruce Springsteen höchstpersönlich. Zumindest hat er es sich zur Aufgabe gemacht, den Heartland-Rock auch einem jüngeren Publikum schmackhaft zu machen. Im punkigen “Howdon Aldi Death Queue” macht er dem Palladium Feuer unter den Hintern und erinnert an Zeiten von Mindestabständen und limitiertem Einlässen in Supermärkte. Das wird live mit einem bunten Strobo-Gewitter unterlegt. Sein Fazit zum kurzzeitigen Stilwechsel: “Ich liebe es, Folkmusik zu spielen, aber das war auch ganz nett.”
Großer Fan von Folk Music: Sam Fender (Foto: Nicola Drilling)
Den Folk-Zusatz erfüllt mindestens die emotionale Seite von Fenders Songs – ob “People Watching”, das sich auf die letzten Lebenstage seiner verstorbenen Mentorin Annie Orwin bezieht, “TV Dinner”, das die toxischen Seiten der Musikindustrie verhandelt oder “Spit Of You”, in dem Fender die Beziehung zu seinem Vater thematisiert. Das wird auf der Bühne passend unterlegt mit Bildern von Fender und seinem Vater, die auf den großen Bildschirm projiziert werden. Ansonsten ist das Bühnenbild recht schlicht gehalten: Fenders Supportband steht erhöht auf einem Podest, im Hintergrund laufen simple Farbspiele auf dem Bildschirm oder Fender selbst wird in Großformat live übertragen, was den hinteren Reihen zugutekommt.
Zuvor eröffnet die irische Singer/Songwriterin Cmat den Abend solo, nur mit einer Akustikgitarre bewaffnet. Die Allgemeinheit kann sie nur bedingt mitreißen, zumindest das vordere Drittel des Palladiums hängt aber an den Lippen der Musikerin.
Eröffnet den Abend: Cmat in Köln (Foto Nicola Drilling)