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    The Hirsch Effekt
    Holon: Hiberno

    VÖ: 19.03.2010 | Label: Midsummer/Cargo
    Text: Carsten Sandkämper / Nils Klein
    The Hirsch Effekt - Holon: Hiberno

    Vier-Ohren-Test

    Hier ist das Album des Moments, das Debüt einer monströsen Band, ein beängstigend großartiges Spiel ohne Grenzen. Das erste Mal Refuseds „The Shape Of Punk To Come“, das Erweckungserlebnis von King Crimsons „Red“, die Schönheit von Delbos „Havarien“, das Zucken im Hirn bei „Hide The Kitchen Knives“ von The Paper Chase, das diebische Vergnügen bei Mr. Bungles „Mr. Bungle“ – alles vergleichbar mit der Euphorie, die „Holon: Hiberno“ entfacht. Von der Kette gelassen, wild rotierend zwischen den Polen Hardcore und Experiment, nehmen sich drei Hannoveraner nicht weniger vor als die größtmögliche Verbindung von Kunst und Radau. Dabei endet ihr Verständnis von Kunst jedoch nicht in Abstraktem, sondern in ernst gemeinter künstlerischer Auseinandersetzung mit Tonsatz und Arrangement. So changieren die Songs immer wieder zwischen Metal-Blasts, Screamo-Passagen, groß angelegten Streicher-, Bläser- oder Chor-Arrangements und verbindenden Elektro-Intermezzi. The Hirsch Effekt trauen sich, deutsche Texte aus der Vorhölle zwischenmenschlicher Unmöglichkeiten hinauszuschreien und nehmen weder stimmlich noch inhaltlich Blätter vor den Mund. Schnell wird einem schwindelig bei so viel Input, selten freute man sich so darüber. Wenn dann der Kammerchor Hannover das Ende ganz für sich alleine hat – mit den ebenso zentralen wie enervierenden Textzeilen „Und siehst du nicht, dass sie uns gar nichts anhaben können, wenn wir wollen?“ –, wirkt die Gänsehaut seltsam erlösend. Der Rest ist Schweigen.
    11/12 Carsten Sandkämper

    Alles außer Tiernahrung: Sonst gibt es nichts, was The Hirsch Effekt nicht wenigstens mal anzetteln würden. Die kapriziöse Geschichte des deutschsprachigen (Post-)Emocore ist eine voller Missverständnisse und Fallstricke, zumindest, wenn man „Holon: Hiberno“ betrachtet. Denn: Nein, es entspricht keiner höheren Raketenwissenschaft, wahllos unzählige Versatzstücke zu horten und zu schichten. Was diesem eher technisch gelagerten Prozedere abgeht, ist die Verdichtung zu etwas, das eine Richtung verfolgt und Druck auf Seiten des Hörers erzeugt: Nachdruck. Oder: Eindruck. Wenn es nur darum ginge, in einem Excel-Sheet abzuhaken, was man bei Don Caballero, The Mars Volta, The Dillinger Escape Plan, Klez.E, Fugazi, The Fall Of Troy oder The Paper Chase schon immer imitierenswert fand, stünden hinter diesem Album nur grüne Häkchen. So aber bleibt es ein Flickenteppich, der keinen Halt bietet. Nicht falsch verstehen: Selbst wenn sich wegen des exaltierten Out-of-Tune-Gesangs und der krakeligen Gebrüll-Passagen Haare mitsamt ihrer Wurzeln aufstellen – handwerklich ist hier alles im Soll und hinterlässt keine Zweifel daran, dass bei The Hirsch Effekt Potenzial vorhanden ist. Aber der Weg allein kann eben noch nicht das Ziel sein, er muss auch gegangen werden. Niemand will das einer jungen Band schon jetzt zum Vorwurf machen, aber für einen Beutel voller Streberpunkte kann man sich halt im richtigen Leben keine Freunde kaufen.
    5/12 Nils Klein

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