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    Melvins
    Nude With Boots

    VÖ: 20.06.2008 | Label: Ipecac/Soulfood
    Text:
    9 / 12
    Melvins - Nude With Boots

    Bei den Melvins muss man bekanntlich immer auf alles gefasst sein, von gepflegter Langeweile bis zum amtlichen Gehörsturz ist alles möglich.

    Doch diesmal sind sie ja nicht mit Jello Biafra oder Herrn Lustmord unterwegs, sondern als die Band, die nun seit bald einem Vierteljahrhundert Rockfans begeistert oder vor den Kopf stößt. Nach dem dezent am eigenen Klassiker „Houdini“ orientierten letzten Werk „A Senile Animal“ können sich die Fans auch diesmal wieder über einen ordentlichen Brocken aus der typischen Melvins-Schule freuen. Allein mit dem Riff und dem heftig groovendem Beat der Eröffnung „The Kicking Machine“ kann man selbst einen Sabbath-Fan hinterrücks erschlagen. Mit „Dies Iraea“ wird mal eben nebenbei das jüngste Gericht eingeläutet und mit der fies malmenden Gehirnwaschwalze „The Savage Hippy“ die Festplatte neu formatiert. So geht brachialer Derb-Blues-Rock, aber das wissen wir und die Melvins nicht erst seit gestern. Und diese Platte verdient sich ja auch ihr Lob, nur fragt man sich, wie die Reaktionen ausfallen würden, wäre das Album weniger inspiriert. Warum bitteschön gehören die Melvins zu den glaubwürdigsten Rockbands dieses Planeten, wo sie es einem doch so einfach machen, sie blöd zu finden? Einen Song wie den Rausschmeißer „It Tastes Better Than The Truth“ dürfte man nämlich auch guten Gewissens als kruden Unfug abtun. Und da fragt man sich selbst als Liebhaber dieser göttlichen (Live-)Band, warum sich kaum wer was zu sagen traut gegen die schwächeren – oder sagen wir vielleicht besser willkürlicheren – ihrer weit über 20 Platten. Denn das ist schon ein kleines Mysterium für sich. Mag man die Band so, weil King Buzzo und Dale Crover allen Stylingprodukten schon immer den Mittelfinger gezeigt haben? Weil sie sich nie um Trends geschert haben, sondern wenn überhaupt ihre eigenen gesetzt haben? Oder steht eine Melvins-Army vor der Tür, wenn man sich negativ zu äußern wagt? Ich werde es wieder nicht erfahren, denn auf „Nude With Boots“ präsentieren sich die Melvins so, wie der Fan es haben möchte. Da hämmern und rollen die Drums, die Gitarren mäandern fröhlich oder auch trübsinnig durch die Gegend, und gesungen wird nur, wenn die Notwendigkeit besteht, ansonsten vertraut die Band ganz auf die Wucht ihres Spiels. Das macht Spaß und schreit nach mehr, ganz anders als vor Jahren, als uns Osborne & Co. gerne mal mit drei abgedrehten Querschlägern auf einmal überforderten. Bei „Nude With Boots“ drückt man ganz ohne Zwang auf die Repeat-Taste.

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