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    Sleater-Kinney
    Little Rope

    VÖ: 19.01.2024 | Label: Concord/Universal
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 371
    Schönheit
    Sleater-Kinney - Little Rope

    Trauer kann einen entweder emotional in die Knie zwingen oder zum Rückgrat großartiger Musik werden. Sleater-Kinney haben sich für den zweiten Weg entschieden und damit die vielleicht persönlichste Platte ihrer rund 30-jährigen Bandgeschichte aus der Taufe gehoben.

    2022 erhält Carrie Brownstein einen Anruf von Bandkollegin Corine Tucker. Diese ist gleichzeitig ihr Notfallkontakt und muss ihr die schlimmstmögliche Nachricht überbringen: Während eines Urlaubs in Italien sind Brownsteins Mutter und Stiefvater mit dem Auto tödlich verunglückt. Aus den Bruchstücken dieser Tragödie setzt sich ein Teil der Kulisse zusammen, vor der „Little Rope“ entstanden ist.

    Auf dem Nachfolger von „Path Of Wellness“ (2021) schwört einen die frühere Riot-Grrrl-Band aus Olympia auf einen Weg ein, der mit Verlust- und Aggressionsbewältigung sowie Trennungsschmerz gepflastert ist. Eine Odyssee, der man als Hörer:in über zehn Songs hinweg beiwohnt. Einzige Voraussetzung: Man muss sich auf den langwierigen Prozess zwischen Trauer und Emanzipation einlassen, dessen Takt das US-Duo mal behutsam, mal mit der stampfend-pochenden Energie seines Schlagzeugs vorgibt.

    Mit den Worten „Hell don’t have no worries/ Hell don’t have no past/ Hell is just a signpost when you take a certain path/ Hell needs no invitation/ Hell don’t make no fuss/ Hell is desperation“ setzt Gitarristin und Sängerin Brownstein nach der Hälfte des Openers „Hell“ zur Alternative-Rock-Explosion samt Bleached-Charme an und entfacht damit die Nachwehen der Hölle menschlicher Verlusterfahrung, die sie während des Aufnahmeprozesses durchlebt hat.

    Von den zahlreichen Abschieden und Neuanfängen, die einem das Leben ohne Vorankündigung beschert, erzählen auch das instrumental zurückgenommene „Say It Like You Mean It“ und „Untidy Creature“. „Could you love me if I was broken?“, fragt letzteres und öffnet damit die Schleusen für all die sensiblen Zwischentöne und verdrängten Gefühle, die ihren Platz inmitten quälender Ungewissheit, Dringlichkeit und Unruhe suchen und ihn letztendlich in der Wucht scheppernder Gitarrenriffs und kraftvoller Gesangsausbrüche finden.

    Anstatt sich in Pathos und Selbstmitleids-Bekundungen zu verlieren, setzen Sleater-Kinney ihre Stimmen wie in „Dress Yourself“ als Beth Ditto-eske Kraftinstrumente ein und verarbeiten ihre stellenweise reduzierten Indie-Punk-Klänge zu einer perfekten Soundcollage. Bevorzugtes Mantra: Selbstliebe in Zeiten zunehmender Selbstinszenierung, Loslassen statt Eskapismus – oder wie es im dreckig gegniedelten „Crusader“ heißt: „Forget the pain and let the drum bang out!“

    Das steckt drin: Bleached, The Donnas, Gossip

    weitere Platten

    Path Of Wellness

    VÖ: 11.06.2021

    The Center Won't Hold

    VÖ: 16.08.2019

    Live In Paris

    VÖ: 27.01.2017

    No Cities To Love

    VÖ: 20.01.2015

    Start Together (Boxset)

    VÖ: 24.10.2014

    The Woods

    VÖ: 24.05.2005

    One Beat

    VÖ: 20.08.2002

    All Hands On The Bad One

    VÖ: 02.05.2000

    The Hot Rock

    VÖ: 19.02.1999

    Dig Me Out

    VÖ: 08.04.1997

    Call The Doctor

    VÖ: 25.03.1996

    Sleater-Kinney

    VÖ: 30.11.1995