Moloko
Do You Like My Tight Sweater? (Platten der Neunziger)

1995 war ein gutes Jahr für Platten, die mehr oder weniger im elektronischen Bereich angesiedelt waren – rückblickend gesehen vielleicht sogar das Beste. Was macht diese Platte von Mark Brydon und Róisín Murphy nun so besonders, dass sie in dieser Bestenliste auftaucht? Ich würde sagen: Ihre Spleenigkeit, der verstörende Gesamteindruck, den sie nach den ersten Hördurchläufen hinterlässt, und ihre Eigenständigkeit. Zugegeben, „Do You Like My Tight Sweater?“ braucht seine Zeit – wie alle Alben mit ausgeprägter Persönlichkeit – doch wer erst einmal die Hintertür in die Moloko-Welt gefunden hat, den wird es dort immer wieder hinziehen. „Fun For Me“, die Single, die ihren Weg in die Koffer einiger Alternative-DJs fand, war für viele der Schlüssel. Molokos Wunderland ist bunt, abgedreht, voller Seltsamkeiten. Den „Party Weirdo“ trifft man dort, er groovt grinsend an dir vorbei, doch Vorsicht, an der nächsten Ecke lauern schon die bösen „Killer Bunnies“. Mark und Roisin freestylen sich vollkommen unbeeindruckt von herrschenden Konventionen durch ein Konglomerat von Songs, die sich erfrischend unkonventionell aller Elemente bedienen, die passend erscheinen. Der banderfahrene Mark bringt Saiteninstrumente, Schlagzeug, Synthies, Computer und Sampler unter den funky Hut, während Róisín ihren verwirrten Lyrics wahlweise einen lasziven, kindlichen oder schlicht schönen Anstrich verleiht. Eine Paarung, die sich dem unendlichen Ästhetikwahn vieler artverwandter Produktionen entzieht, und sich herrlich dekadent, vulgär, süffisant und nicht zuletzt verdammt groovy eine Schneise schlägt.