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    Jamie Lidell
    Compass

    VÖ: 07.05.2010 | Label: Warp/Rough Trade
    Text:
    5 / 12

    Jamie Lidell ist ein talentierter Soul-Innovator mit ungewöhnlichen Ideen. Wie man sich seinem Publikum auf emotionaler Basis mitteilt, weiß er leider nicht.

    Jedes Mal, wenn die Rede auf Lidell kommt, werden dieselben Fakten rezitiert wie technische Daten beim Autoquartett: Der Sänger, unerhört, sampelt sich selbst, scheut kein musikalisches Genre und erschließt Soul für neue, anspruchsvolle Hörerschichten. Tatsächlich hat „Compass“ nichts von der weichgespülten, fernsehkompatiblen Vokalakrobatik und der Xavier-Naidoo-Wichtigtuerei, die heutzutage so oft mit dieser Musik assoziiert wird. Dafür gehören Lovin’ und Needin’ und der ganze Rest auch weiterhin zum Vokabular der Songs, die in vielerlei Hinsicht den Eklektizismus auf die Spitze treiben. Lidell wirkt wie ein musikalischer Messie, der nichts wegschmeißen kann und dessen Sound wiederholt auf eine multiple Persönlichkeit schließen lässt.

    Bei all dem wird man freilich den Verdacht nicht los, dass Lidells Experimenten eher ein Bücherwissen zugrunde liegt als emotionale Zwanghaftigkeit, denn für so viel Besessenheit ist „Compass“ merkwürdig distanziert und unkommunikativ. Das Album hat die Tendenz, die Palette vor lauter Farben nicht mehr erkennen zu lassen, und die einzelnen Songs werden von einer hektischen und nervösen Darbietung regelrecht filetiert. Da merkt man dann kaum noch, dass der Sänger mit Beck, Gonzales, Feist und Grizzly Bears Chris Taylor gleich einen ganzen Schwung Indie-Prominenz mit an Bord hat, deren Beiträge irgendwo auf dem Album versickern. Live ist das vermutlich noch einmal eine ganz andere Sache, denn Lidell kann durchaus lustig sein, wenn er sich mitten im Song selbst loopt.

    Artverwandte

    Beck„The Information“
    Mayer Hawthorne – „A Strange Arrangement“
    Stevie Wonder – „Innervisio“

    weitere Platten

    Jamie Lidell

    VÖ: 15.02.2013