Camera Obscura
Let's Get Out Of This Country

Wenn twangende Gitarren, kullernde Orgeln oder luftleichte Streicher durch die Straßen von Glasgow schwirren, sind die meisten Menschen bisher davon ausgegangen, dass Stuart Murdoch mal wieder bei offenem Fenster musiziert. Ab sofort wird es dem Stalker von heute nicht mehr so leicht gemacht. Twangende Gitarren, kullernde Orgeln und luftleichte Streicher gehören nämlich auch zur Standardausrüstung von Camera Obscura, einer weiteren Band aus Schottlands Musikhauptstadt, die mit ihrer dritten Platte aus dem Untergrund herauswachsen könnte. Der entscheidende Unterschied zu Belle & Sebastian: Bei Camera Obscura sind singende Frauen nicht bloß die Kirsche auf dem Kuchen, hier dreht sich alles um eine von ihnen. Tracyanne Campbell hat die Songs auf „Let’s Get Out Of This Country“ geschrieben, eingesungen und dabei vermutlich die ganze Zeit über in einer Hollywoodschaukel gesessen. Es hat schließlich etwas ausgesprochen Gemütliches, wie sich ihr feister Sixties-Pop im Walzertakt wiegt, von kirchengleich breitgewalzten Orgeln unterbrechen lässt oder an blumigen Bläsern hängen bleibt. Die Kehrseite: Campbell singt zu herzlich jubilierenden Melodien hinter missglückten Romanzen her, zuckt dabei nicht mal mit der akkurat gezupften Wimper und impft ihren Songs somit doch noch einen bittersüßen Beigeschmack ein. Fragen Sie mal bei Murdoch nach: Reiner Schönwetterpop ist mit Glasgow einfach nicht zu machen.