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    Built To Spill
    Ancient Melodies Of The Future

    VÖ: 16.07.2001 | Label: WEA
    Text: Tanja Stumpff
    Platte des Monats
    Built To Spill - Ancient Melodies Of The Future

    Versorgten uns Built To Spill bislang meist im Winter mit der für die Jahreszeit nötigen Herzenswärme, so überrascht der Veröffentlichungstermin des offiziell sechsten Studioalbums. Ansonsten stellt „Ancient Melodies Of The Future“ aber keine Ausnahme im Kosmos des Built-To-Spill-Kopfs Doug Martsch dar.

    Die Band besinnt sich einmal mehr auf die Wurzeln des Gitarrenrocks, und der Sound von Neil Young erhält seine Existenzberechtigung für das dritte Jahrtausend. Dass Martsch und Co. sich dabei gängigen Stilen und Trends konsequent verweigern, spielt keine Rolle, ganz im Gegenteil: Selten haben Gitarren zeitloser geklungen. Ernest Hemingway beurteilte sein Schreiben, in dem er die Texte seiner Frau vorlas. Reagierte sie mit Gänsehaut, war er mit seinem Schaffen zufrieden. Manchmal frage ich mich, ob Martsch ähnlich vorgeht. Alle zehn Stücke vermitteln ein warm-wohliges Gefühl, Dynamik und Komplexität der Platte steigern sich mit jedem Durchlauf. Melodien, die oberflächlich nett erscheinen, werden zunehmend komplexer und entwickeln sich im Kopf zu einer dichten, aber auch eingängigen Popmusik, die im Ohr bleibt. Schon der Opener „Strange“ erzeugt eine seltsame Gelassenheit, wie sie in etwa ein Sommergewitter am Abend hinterlässt, ohne dabei die unterschwellige Spannung und Erwartung vollständig zu lösen. Dougs hohe, säuselnde und dennoch kraftvolle Stimme wirkt als eigenständiges Instrument, dessen Lautmalerei im Vordergrund steht und einen Kontrapunkt zu den Gitarren-Soli setzt. Wie schon beim Vorgängeralbum „Keep It Like A Secret“ hält sich Martsch meist an die Vier-Minuten Grenze; einzige Ausnahme stellt das fünfminütige „Trimmed And Burning“ dar, und die epische Breite des 97er Album „Perfect From Now On“ lässt grüßen. Textlich wird hier auf die „Ancient Melodies“ verwiesen, nur um sie direkt zu widerlegen, und dem beiläufig zitierten Smiths-Titel „There’s A Light That Never Goes Out“ folgt die Zeile „…burning a hole inside of me“. Auch wenn „Ancient Melodies…“ nicht ganz dem Versprechen (von) „Perfect From Now On“ gerecht wird, gelingt es Martsch, mit Herzenswärme einen Zufluchtsort zu schaffen, der einen den manchmal grauen Alltag vergessen lässt. Entdecken kann man auf dem Album mit Sicherheit viel, das Schöne ist jedoch: Man kann es auch einfach sein lassen, sich in die Hängematte knallen und unbeschwert genießen. Auch im Sommer.

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