Built To Spill
Keep It Like A Secret

Die Menschen frieren, die Tage sind kurz und trübe, die Bundesliga hat Winterpause. Was tun? Kamin anwerfen? Vorsicht Zimmerbrandgefahr. Glühwein schlürfen? Macht Kopfweh. Kuscheln? Wenn man denn einen Partner hat… Na ja. Besser: Auf Doug „Warmumsherz“ Martsch vertrauen. Das hilft immer, ist cool und macht nicht jeder. Doch was macht man als Band, wenn man sein Meisterstück schon abgeliefert hat und einem die Schultern vor lauter Draufklopferei schon schmerzen? Der Titel des letzten Werks „Perfect From Now On“ kreist als riesengroße Bürde über den Köpfen der Band, war er doch nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Retter des Indie-Gitarrenrocks, nicht von dieser Welt, College-Beatles des Jahrzehnts. Martsch löst das Dilemma durch Entschlackung, verlässt das Epen-Zentrum, kürzt die Lieder ab, statt sie stehenzulassen und zaubert dennoch in jeden einzelnen Song mehr Ideen als Evan Dando je hatte. Glanzvoll, majestätisch, erhaben – und das alles ohne Schmock, Drama und Pathos. Die luftig-brillante Pop-Ode „Center Of The Universe“ heißt wohl nicht umsonst genauso wie eine der besten Indierock-Platten ever (die, wer’s nicht wusste, von Giant Sand stammt) – BTS wissen einfach um ihren Status. „You Were Right“ schließlich eröffnet dem Zitat als altem Indie-Prinzip eine neue Facette: kein Cover, keine erzählte Geschichte, in der man mit Mark E. Smith Pizza essen geht, sondern einfaches Abnicken von Heldensätzen der Marke Zeppelin, Hendrix, Pink Floyd, Stones: „You were right when you said all that glitters isn’t gold / You were right when you said manic depression’s a frustrating mess.“ Diese Platte hat den Ehrenplatz verdient. Auf dem Kamin. Zu jeder Jahreszeit. Und nicht nur deshalb, weil die Hendrix-Erben vielleicht dafür sorgen, dass die Erstauflage wegen des besagten Zitats bald sehr wertvoll wird…