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    Mark Lanegan
    Somebody's Knocking

    VÖ: 18.10.2019 | Label: Heavenly/Pias/Rough Trade
    Text: Juliane Kehr / Florian Schneider
    Mark Lanegan - Somebody's Knocking

    Vier-Ohren-Test

    In einer Welt klinisch-perfekter Rock-Produktionen bleibt Mark Lanegan unbeeindruckt authentisch. Diese Stimme gehört nicht zu perfekten Beats und akkuraten Gitarren, sie ist schon seit langem der Kompagnon von verwaschen-leiernden Akkorden und Drum-Sounds aus einer anderen Zeit. Sie gehört Akkorden, die in „Letter Never Sent“ an Joy Division erinnern und Beats, die nur einen Song weiter in „Night Flight To Kabul“ vor New Order den Hut ziehen. So entstehen Songs wie kleine Kapseln – gleichermaßen aus der Zeit gefallen und doch relevant und geheimnisvoll. Die elektronischen Einflüsse rücken in Summe auf Lanegans elftem Album weiter in den Vordergrund, dennoch lässt er sie nicht unkontrolliert von der Leine, sondern nutzt sie wohldosiert in „Gazing From The Shore“, gibt ihnen im aufgedrehten „Stitch It Up“ wieder mehr Raum und nimmt den Hörer, der sich höchstens im ungestümen „Dark Disco Jag“ oder dem überlangen „Penthouse High“ mal kurz im Disco-Nebel verirrt, an die Hand, um mit ihm gemeinsam ins sphärische „Playing Nero“ einzutauchen. Dort, wo flächige Synthies Lanegans in die tiefe trudelnde Stimme auffangen und wieder emporheben, liegen Erhabenheit und Traurigkeit irgendwo in den Dunkelschattierungen zwischen Depeche Mode und Nick Cave. Wie bei jedem Erzähler fesseln manche Geschichten mehr als andere. Das Wichtigste aber ist, dass man Lanegan nach wie vor bereitwillig durch die 14 Songs folgt, die er in seiner ganz eigenen, markanten Art vor dem Hörer ausbreitet.
    8/12 Juliane Kehr

    Kann jemand Mark Lanegan bitte mal die Nummer eines Produzenten geben? Und den Drumcomputer verstecken. In einer romantischen Welt verhält sich Mark Lanegan zu Josh Homme wie Iggy Pop zu David Bowie. Hört man „Somebody’s Knocking“ wünscht man sich noch sehnlicher als zuletzt, dass Homme endlich Lanegans ins Stocken geratene Karriere rettet – und ihm ein Album produziert, das nicht nach unfertigen Demos klingt wie das hier. Es ist nicht einfach festzulegen, was an dieser Platte am meisten nervt: der stumpf vor sich hin trommelnde Drumcomputer, die hohlen Post-Punk-Gitarren oder doch die seelenlosen Synthesizer, die in „Penthouse High“ nach ranzig gewordenen Underworld klingen – würden die nicht selbst längst schimmeln. Am Ende entscheidet man sich für die aufgesetzt wirkende Fröhlichkeit oder besser: Beschwingtheit, die Lanegan ausstrahlt. Es ist ja schön, wenn es ihm gut geht, aber das will man verdammt nochmal nicht von ihm hören. Und auch nicht, dass er mit seiner ewig abgrundtiefen Stimme jede freie Sekunde in Songs wie „Letter Never Sent“ und „Gazing From The Shore“ zusingt und dabei Melodien bemüht, die wie leiernder Singsang unmotivierter Schüler klingen. Was sich auf dem Vorgänger „Gargoyle“ andeutete, ist jetzt traurige Gewissheit: Lanegan sind die Dämonen abhandengekommen. Was bleibt sind Orientierungslosigkeit und Songs, die einer der faszinierendsten Stimmen der Rockmusik nicht das Wasser reichen können. Mister Homme übernehmen sie, 2020 wäre dafür ja vielleicht noch etwas Zeit.
    5/12 Florian Schneider

    weitere Platten

    Straight Songs Of Sorrow

    VÖ: 08.05.2020

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