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    Sonic Youth
    NYC Ghosts & Flowers

    VÖ: 05.06.2000 | Label: Geffen/Motor
    Text: Martin Büsser / Alexandra Brandt
    Sonic Youth - NYC Ghosts & Flowers

    Vier-Ohren-Test

    In den letzten Jahren sind Sonic Youth musikalisch stets zweigleisig gefahren: Auf ihrem eigenen Label haben sie krachige Improvisationen veröffentlicht, richtig sperrigen Stoff und schließlich sogar im letzten Jahr Interpretationen von zeitgenössischen Komponisten wie John Cage eingespielt. Für ihre Veröffentlichungen auf Geffen dagegen sind Sonic Youth seit bereits zehn Jahren das Markenzeichen für leicht schrägen, aber doch immer druckvollen und melodischen Underground-Rock gewesen. Klar, Sonic Youth sind eine Instanz, aber als solche doch zugleich in eine Sackgasse geraten – die Diskrepanz zwischen ihren „freien“ Arbeiten auf dem Eigenlabel und den produktgerechten Major-Veröffentlichungen klaffte von Jahr zu Jahr weiter auseinander. Insofern ist „NYC Ghosts & Flowers“ nun Schock und Sensation zugleich. Schock für das Label, weil hier nichts kommerziell verwertbar ist – und sicher auch Schock für all jene Fans, die den melodisch-lasziven Gesang gemocht haben, diese spezielle Mischung aus Sex und Wut, Energie und Verträumtheit. Vergesst das alles! Mit diesem Album haben Sonic Youth einen radikalen und zugleich befreienden Bruch gewagt. Die Musik auf „NYC Ghosts & Flowers“ ist nicht mehr druckvoll, sondern im freien Fluss. Statt festgelegter Songs gibt es wuchernde Improvisationen, fragile Arbeit an der Gitarre, ständige verstörende und betörende Ausflüge in atonale Bereiche. Auch der Gesang von Kim und Thurston klingt wie ausgewechselt, völlig brüchig, stellenweise psychopathisch verstört. „NYC Ghosts & Flowers“, auf Texten von William S. Burroughs basierend, ist ganz dem Titel entsprechend eine gespenstische Platte, eine kompromisslose Hingabe an die alptraumhafte Seite unserer Existenz. Kein Moment, der einem Halt gewährt. Die Produktion von Jim O’Rourke hat Sonic Youth sehr gut getan: Hier gibt es keinen Gitarrenbrei mehr, sondern alle Instrumente sind präzise herauszuhören. Ganz egal, wie auch immer diese Platte spalten wird: Es gibt wieder triftige Gründe, über Sonic Youth zu reden.
    10/12 Martin Büsser

    Im Grunde genommen kann ich mich da nur anschließen, vielleicht mit der Einschränkung, dass Sonic Youth eigentlich noch nie so richtig durchschaubar waren. Und speziell in den letzten Jahren haben sie uns so manches Rätsel aufgegeben. Mal ehrlich: Kommerziell verwertbare Sachen, Songs, die als Single-Auskopplungen tauglich waren, hat es von ihnen schon seit „100 Percent“ und „Youth Against Fascism“ nicht mehr gegeben. Das war zu „Dirty“-Zeiten, 1992. Dass „NYC Ghosts & Flowers“ sonderlich schockieren wird, glaube ich eigentlich nicht, denn es gleicht eher der Konsequenz aus einer Entwicklung, die sich seit langem angedeutet hat. Man erkennt Sonic Youth auch auf „NYC Ghosts & Flowers“ wieder, Thurston Moores Sprechgesang, Kim Gordons Vortrag zwischen Geflüster und Geschrei, die verstimmt klingenden Instrumente, das sind sie, einwandfrei identifizierbar und doch ganz anders. Der von Thurston gesungene Opener „Free City Rhymes“ ist noch das freundlichste Stück des Albums, über dem ansonsten eine latent aufflackerne unheimliche und verstörende Atmosphäre liegt. Das mag tatsächlich am Sound liegen, der den recht minimalistisch eingesetzten Instrumenten ungewöhnlich viel Raum lässt. Keine übereinander geschichteten Noise-Wälle, kein richtiger Lärm, dafür ausufernde Instrumentalparts, und ganz viel, das im Hintergrund brodelt. Nur den Song als solchen haben sie aufgegeben. Irgendwie war klar, dass das kommen musste. Böse kann man ihnen ja nicht sein. Aber verstehen kann man das auch nicht wirklich. Verunsichert:
    6/12 Alexandra Brandt

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