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    Envy
    Atheist's Cornea

    VÖ: 10.07.2015 | Label: Rock Action
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 268
    Schönheit
    Envy - Atheist's Cornea

    Nach fünf ruhigen Jahren kehren Envy mit einem Album zurück, auf dem sie sich zwischen den Polen Postrock-Atmosphäre und brutaler Härte perfekt präsentieren.

    So dauert es nur 20 Sekunden, bis ohne jede Vorankündigung und in einem absichtlich unpassenden Moment ein Knüppelgewitter über den bis dahin melancholisch schleichenden Opener „Blue Moonlight“ losbricht. Als wollten Envy mit aller Macht klarstellen: Wir ruhen uns auch nach mehr als 20 Jahren nicht aus. Wer sich also zu Beginn des Albums auf einen melancholischen Postrock-Song vorbereitet – so viel Spoiler muss sein – und die Lautstärke hochregelt, dem könnten die Ohren bluten. Schnelles schräges Schlagzeug, flirrende und fräsende Gitarren und der schreiende Frontmann Tetsuya Fukagawa rasen die restlichen vier Minuten fast ohne Atempause durch den Song. Wahnsinn! In den vier Jahren nach ihrem letzten Album „Recitation“ waren Envy ein paar Mal auf Tour, 2011 auch in Deutschland, und veröffentlichten im gleichen Jahr den Song „Serenity Calls Your Name“ für einen guten Zweck. Nun erscheint mit „Atheist’s Cornea“ die Definition ihres über die Jahre gewachsenen und gereiften Sounds. Auf Envys Debütalbum „Breathing And Dying In This Place“ (1996) brauchten die Songs im Schnitt nicht länger als 90 Sekunden für ihr recht deftiges Posthardcore-Geprügel. Mit den Jahren wurden die Songs länger und atmosphärischer, der Sound runder und perfekter. Auch live legten Envy auf ihren letzten beiden Tourneen durch Deutschland Wert auf eine perfekt vorgetragene Postrock-Atmosphäre unter ihrem wuchtigen Posthardcore-Screamo. „Atheist’s Cornea“ mag mit dem zweiten Song „Ignorant Rain And The End Of The World“ dreieinhalb Minuten entlang eines grandiosen Riffs weiter rasen, trotzdem öffnet sich das Album für die ganze, noch einmal erweiterte Palette des Envy-Sounds. „Shining Finger“ ist mit getragenen und gesprochenen Passagen sowie leichten Ausbrüchen so etwas wie die Ballade des Albums, in der Fukagawa auch noch singt und sich sprudelnde Keyboards und Streicher unter die Gitarren schleichen. „Footsteps In The Distance“ stellt erst Schlagzeug und einen schönen Basslauf in den Fokus und baut dann Spannung auf, der Ausbruch folgt aber erst mit dem nächsten Song. „An Insignificant Poem“ schreit einem ebenso wie „Two Isolated Souls“ direkt ins Gesicht, als würde Fukagawa keinen halben Meter entfernt wüten. Doch so sehr er auch brüllt, was seine Band dahinter auftürmt ist noch beeindruckender. Wenn man laut genug und genau hinhört, kann man sich das eigentlich nur auf der Bühne oder als Comic vorstellen. Unerhört, wie einzigartig und perfekt Envy 2015 klingen.

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