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    Titus Andronicus
    The Most Lamentable Tragedy

    VÖ: 07.08.2015 | Label: Merge/Cargo
    Text:
    7 / 12
    Titus Andronicus - The Most Lamentable Tragedy

    29 Songs zwischen Pink-, Pub- und Heartland-Rock: Titus Andronicus braucht man derzeit nicht mit „Weniger ist mehr“ zu kommen.

    Konzeptalben sind auch im Punk längst etabliert. Bereits 1984 übertrugen Hüsker Dü mit „Zen Arcade“ die Kunst aus ambitioniertem Songwriting und songübergreifendem Storytelling, wie es einem rund zehn Jahre zuvor am vermeintlich anderen Ende des Rockspektrums im Prog begegnet war, in ihr Metier. Seitdem haben sich immer wieder Punkbands an Großprojekten dieser Art versucht, die teils bis ins Operettenhafte reichten: Green Day stimmten auf „American Idiot“ den Abgesang auf den amerikanischen Traum an, Fucked Up ist mit „David Comes To Life“ das wahrscheinlich erste Hardcore-Musical gelungen, und in gewisser Hinsicht verfolgen auch die albumgewordenen Sozialstudien von The Hold Steady seit Jahren nur das eine Ziel: große Geschichten zu erzählen, die ein Song allein nicht tragen kann. Titus Andronicus geben Hüsker Düs „Zen Arcade“ – neben Lou Reeds klaustrophobischem „Berlin“ – als Inspiration für ihr viertes Album an. Rein musikalisch sind die Gemeinsamkeiten zu The Hold Steady allerdings ungleich größer: der zunehmend eingängige Hedonismus-Rock der Band aus New Jersey verfolgt auf „The Most Lamentable Tragedy“ weiter die Route, die der Vorgänger „Local Business“ 2012 eingeschlagen hatte: Titus Andronicus stolpern sich nicht mehr so oft wie ganz am Anfang durch ihre berauschten Punk- und Pubrock-Stücke, sondern fahren auch schon mal middle of the road mit angelegtem Sicherheitsgurt. Man wird eben nicht jünger. Trotzdem durchzieht die meisten dieser vielen Songs jugendliche Energie und Ungestüm (außer vielleicht in den Momenten, in denen Titus Andronicus in ihrem Heartland-Wahn mehr nach Springsteen klingen als der Boss selbst). Das Konzept, das dieser Doppel-CD beziehungsweise Triple-LP zugrunde liegt, wirkt dann auch leicht chaotisch bis konfus: Es geht offenbar um einen verzweifelten Charakter, der seinem geheimnisvollen Doppelgänger begegnet und darauf eine emotionale Achterbahnfahrt durch die eigene Identität und Biografie hinlegt. An diesem kryptischen Leitmotiv gemessen, ist es fast ein Wunder, dass Titus Andronicus ihre Songs fast immer ins Ziel bringen – und vor allem ihr neues Label Merge von diesem Schlachtplan im Vorfeld der Veröffentlichung überzeugen konnten. Ist ja nicht so, als würden sich Plattenfirmen 2015 darum reißen, ein 29-Song-Ungetüm von Album auf den Markt zu schmeißen. Entweder kennen Titus Andronicus die richtigen Leute – oder man traut bei Merge den vielen kleinen Punk-Hymnen auf „The Most Lamentable Tragedy“ zu, das ganze große Album drum herum mitzuziehen. Zurecht.

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