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    Titus Andronicus
    Local Business

    VÖ: 23.10.2012 | Label: XL/Import
    Titus Andronicus - Local Business

    Schon Titel und Cover deuten auf eine vergleichsweise leichtgewichtige neue Platte von Titus Andronicus hin. Immerhin haben sich die Pubrock-Punks dafür den richtigen Monat ausgesucht.

    Als wir zuletzt von der Band aus Glen Rock/New Jersey gehört haben, besiegelte sie gerade ihr zweites Album „The Monitor“ mit einer 14-minüigen Schlachthymne inklusive Dudelsack-Solo; bereits davor war es in flammenden Liedern um lebenshassbedingten Alkoholismus und die Brauchbarkeit des US-Bürgerkriegs als Metapher für Freiheit und Selbstbestimmung im Angesicht der völligen Sinnlosigkeit von praktisch allem gegangen. „Local Business“ scheint zunächst nahtlos anzuschließen: Der neuerdings rasierte Sänger Patrick Stickles eröffnet „Ecce Homo“ mit den Zeilen „Okay, by now I think we’ve established/ Everything is inherently worthless“, und steuert Titus Andronicus durch drei Stücke, die ihre altbekannte Aufgebrachtheit mit dem Gestus des betrunkensten Besserwissers einer beliebigen Eckkneipe verbinden. Hier ist die liebgewonnene Titus-Intensität noch intakt und auch von einem 70-sekündigen Witzsong wie „Food Fight!“ lässt man sich nicht irritieren. Erstens sind Titus Andronicus immer gut für so was, zweitens dient das Lied als Startrampe für das ungleich längere und gewichtigere „My Eating Disorder“. Stickles analysiert in dem dreiteiligen Song seine eigenen Essgewohnheiten und erlaubt sich am Ende den anschaulichen/ekligen Einfall, die Textzeile „Spit it out“ praktisch bis zum Erbrechen zu wiederholen. Auf früheren Alben der Band wäre jetzt noch die knisternde Schellackaufnahme irgendeiner Abraham-Lincoln-Rede eingespielt worden, „Local Business“ aber lässt die Dinge in der zweiten Albumhälfte eher gnädig auslaufen. „Titus Andronicus vs. The Absurd Universe (3rd Round Knockout)“ ist kaum so lang wie man braucht, um seinen Titel aufzusagen – es besteht eigentlich nur aus dem mehrmals runtergebeteten Bekenntnis „I’m going insane“ und wird ebenso verschenkt wie die Glamrock-Pflichtübung „(I Am The) Electric Man“. Stickles soll den Song geschrieben haben, nachdem er sich im Proberaum einen 200-Volt-Stromschlag eingefangen hatte; seine anschließende Twitter-Brandrede unter Medikamenteneinfluss war allerdings unterhaltsamer als die Call-and-Response-Spiele, die er hier mit seiner Band veranstaltet. Von einem Mann mit Stickles’ Fähigkeiten wirkt eine Platte wie „Local Business“ also eher wie ein Zwischenschritt auf dem Weg zum nächsten Meisterwerk. Wer so zweifellos wie er auf der richtigen Seite von Indie-, Punk- und Kneipenrock steht, darf sich dort aber auch mal eine Dreiviertelstunde lang selbst feiern.

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