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    Bright Eyes
    The People's Key

    VÖ: 11.02.2011 | Label: Polydor/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    Bright Eyes - The People's Key

    Raising Arizona: Die Politik im neuen US-Schurkenstaat hat Conor Obersts Bright Eyes im letzten Jahr wieder zusammengebracht. Oder doch die Rastafaris? Jetzt folgt jedenfalls ein vorsichtig experimentierfreudiges Rock- und Rockbandalbum.

    Oberst war 2010 einer der ersten, die Auftritte in Arizona aus ihren Tourplänen strichen, nachdem dort ein neues, strengeres, tendenziell rassistisches Einwanderungsgesetz verabschiedet worden war. Mit Bright Eyes, zu denen seit fünf Jahren er, Mike Mogis und Nate Walcott als feste Mitglieder gehören, nahm er den „Coyote Song“ zum Stand der Dinge auf und an einigen Protestshows teil – die Sache sah eigentlich nie so aus, als könnten daraus ein neues Album, eine Tour und all die anderen Dinge entstehen, die Bands nach vierjährigen Pausen tun. Nun geht „The People’s Key“ aber los und ist unverkennbar ein Bright-Eyes-Album; es geht nämlich doch nicht gleich los, sondern lässt erst mal den „New-Age-Schamanen“ Denny Brewer über Gott, die Welt und Hitler sprechen. Oberst fühlt sich seit jeher hingezogen zu den Ideen und Gedanken solcher Menschen, die andere als Verschwörungstheoretiker aus der Fußgängerzone abtun würden – Brewer bekommt also eine wiederkehrende Rolle auf „The People’s Key“ und stottert an den Anfängen und Enden der Songs wie der Landstreicher im Tunnel des „Rabbit In Your Headlights“-Videos. Das alles ist insofern irritierend, als „The People’s Key“ eine vergleichsweise nüchterne Platte ist. Abgesehen von der niedergeschlagenen Solo-Klavier-Nummer „Ladder Song“ klingt alles nach Band und vieles nach Luftlöchern; die Songs sind weniger zugestellt und weniger umständlich als auf dem hochpolierten Vorgänger „Cassadaga“. Dazu passend ist die Grundrichtung nicht mehr Country, sondern jenes Zwischending aus US-Indierock und Electro-Pop, das 2005 schon „Digital Ash In A Digital Urn“ bestimmt hatte: Während unter der Oberfläche des nervösen „Approximate Sunlight“ die Einsen und Nullen zischeln, kann Haile Selassie als kurviger, im Refrain überragend aufgelöster Hindernislauf mit Gitarren zum Tributsong an den gleichnamigen äthiopischen Kaiser und Messias der Rastafari-Lehre (auch ein Einfluss) werden. So funktioniert dann auch die Politik auf „The People’s Key“: Es gibt kein Tagesgeschehen, keine zu konkreten Bezugspunkte und sicherlich kein neues „When The President Talks To God“. Oberst hängt längst an ganz anderen Lippen, und seine Band versucht auch nicht, ihn da mit Gewalt wegzuholen – wenn am Ende von „One For You, One For Me“ alle eins und eins mit Jah sind, besteht die Leistung ja auch schon darin, mal sechseinhalb Minuten lang zu vergessen, wer Gouverneurin Jan Brewer oder Senator John McCain überhaupt sind.

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