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    Bright Eyes
    Cassadaga

    VÖ: 07.04.2007 | Label: Saddle Creek/Universal
    Text:
    Bright Eyes - Cassadaga

    Bright Eyes sind jetzt HiFi und irgendwie eine Band. Trotzdem ist „Cassadaga“ die Platte eines scheuen Songwriters geworden. Erstaunlich oder nicht, Conor Oberst zeigt Schwächen.

    „I’m Wide Awake, It’s Morning“ war eine Sackgasse. Das Songwriting perfektioniert, Lyrik wie Leitliteratur, der Folk so schick, wie er nur werden kann, LoFi im allerletzten Augenblick vor Eintritt in die Stratosphäre von Planet High Fidelity. Es konnte nicht mehr weitergehen für Conor Oberst nach dem (einen) letzten Bright-Eyes-Album, nicht so. Nun ist die Intimität dahin. Der Conor, der keinen gefühlten Meter vor dir sitzt, von Flugzeugabstürzen erzählt und dabei Rotwein schlürft, ist Geschichte. So wie das Wunderkind in ihm Geschichte ist. Die Stimme, der man idiotischerweise das Suffix „seiner Generation“ angehängt hat, räuspert sich nicht mehr. Sie kratzt nicht mal beim Singen, sondern klingt so kristallklar, dass es Menschen gibt, die die neue Bright Eyes nicht an Conor Oberst, sondern an allem außer Conor Oberst erkannt haben. An den Old-Mac-Donald-Fideln von „Four Winds“, dem Walzerschlag der akustischen Gitarren in „Hot Knives“ oder – mit einem besonders pikanten Sinn für Ironie – an der Stimme seiner Freundin Maria Taylor im „Coat Check Dream Song“. Conor würde es als Kompliment nehmen, weil es ihn letztlich nur darin bestätigt, die One-Man-Show Bright Eyes ein Stück in Richtung Band gerückt zu haben. Die teure Produktion, das große Orchester – aus dieser Perspektive Randnotizen. Doch ehe wir den Begriff „Bright Eyes“ als Synonym für „Conor Oberst“ löschen, hätten wir gerne vom Musiker höchstselbst gehört, dass nicht er allein es war, der „Cassadaga“ zu dem gemacht hat, was es ist: ein Märchenbuch aus Folk und Country, Indierock und Technicolor-Liebesliedern. Ein ernstes, weises, verspieltes, im Innersten tieftrauriges Album, das Songs nicht mit Affären verwechselt und einen einzigen unter vier Minuten hält. Conor Oberst hat sich so viel Freigiebigkeit verdient, und meistens tut er auch gut daran. Neu für ein Bright-Eyes-Album jüngeren Jahrgangs sind die Momente dazwischen: Längen. Umschweife. Seitenwege. In solchen Minuten präsentiert „Cassadaga“ den weniger selbstverständlichen Liedschreiber, den man in Conor Oberst schon früh verloren glaubte. Vielleicht ist 27 ein gutes Alter, mit dem eigenen Klischee ein bisschen aufzuräumen. Conor Oberst macht Fehler, Bright-Eyes-Platten haben Fehler. Conor bleibt Spielraum nach oben. Gegenüber „Wide Awake…“ ist „Cassadaga“ das schlechtere Album, aber die bessere Ausgangsposition: Es ist keine Sackgasse.

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