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    Doves
    Kingdom Of Rust

    VÖ: 03.04.2009 | Label: Heavenly/EMI
    Text: Daniel Gerhardt

    Weil es Starsailor gibt, Keane, Athlete und auch einige schwache Snow-Patrol-Songs, kann man schon mal den Fehler machen, die Doves aus Manchester in diese Ecke der Britpop-Bands zu stellen, die den Schuss nicht gehört haben.

    Bisher wäre das lediglich unfair gewesen – ihre Discografie war schließlich immer schon wasserdicht, voller Wendungen und Konstanz –, ab sofort ist es schlichter Schwachsinn: „Kingdom Of Rust“ ist die abenteuerlichste aller Doves-Platten, vom ersten Ton an bemüht darum, den Sound der Band aufzubrechen und zu erweitern. Man kann sich prima vorstellen, wie Sänger Jimi Goodwin und die Williams-Brüder jahrelang auf einer entlegenen Farm abgestiegen sind, um dieses Album nicht bloß aufzunehmen, sondern regelrecht zu ertüfteln, und so ist es auch tatsächlich gewesen – rückblickend erklärt sich dadurch ein Teil der vierjährigen Wartezeit auf „Kingdom Of Rust“ und, das ist wichtiger, warum der letzte Song des letzten Doves-Albums „Ambition“ hieß. „Jetstream“ ist nun der Opener und das Lied, das die Band gerne im Abspann von „Blade Runner“ gehört hätte; ein düsterer, ständig an der eigenen Ungewissheit herumzerrender Song mit in sich selbst verheddertem Keyboard-Auftakt und kanonengleichen Elektro-Beat-Einschlägen, der in seiner Nervosität und Synthetik den Ton der ganzen Platte vorgibt. Das Titelstück erlaubt der Gitarre dann mehr Freiraum zur Unberechenbarkeit, sie klingt erst nach Western, dann nach Shoegazer und muss sich auch noch mit unhöflich hereinplatzendem Refrain-Klavier, eigensinnigem Bass, hoppelndem Schlagzeug und bewusst unscharfen Streicher-Samples herumplagen. Nicht jeder Song auf „Kingdom Of Rust“ ist so gut wie diese beiden, aber alle sind sie ähnlich detailverliebt, mit vielfältigen Texturen überzogen und weit entfernt von der Schwerfälligkeit, die Goodwin mit seinen Vocals und lang gezogenen Silben bisweilen nahelegt. So kann „Compulsion“ als abgestaubtes Madchester-Relikt auch im letzten Albumdrittel noch mal aus dem ohnehin längst gesprengten Rahmen fallen und „House Of Mirrors“ sogar frech werden – wenn Noel Gallagher nicht längst schon alles egal wäre, dann hätte das letzte Oasis-Album womöglich klingen können wie dieser Psych-Rock-Wadenbeißer, der außerdem die halbe Kula-Shaker-Discografie und leider auch „Lifelines“, das etwas zu lasche Abschlussstück von „Kingdom Of Rust“, überflüssig macht. Die Nachricht kommt trotzdem an: Diese Band ist zurück, und jetzt geht sie auch nicht mehr weg, verdammt noch mal.

    Anspieltipps: Jetstream | Kingdom Of Rust | House Of Mirrors

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