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    Dredg
    Catch Without Arms

    VÖ: 27.06.2005 | Label: Interscope / Universal
    Text: Patrick Großmann
    Platte des Monats
    Dredg - Catch Without Arms

    Los Gatos macht Ernst: Die Hörner abgestoßen, steht nun klarer denn je der Song im Fokus. Menschen, denen „El Cielo“ allzu kunstbeflissen war, werden vor Freude jauchzen.

    Ohne Arme fangen? Allein die Vorstellung beschwört abstruse Bilder herauf, zerschellt sie doch an der offensichtlichen Utopie eines solchen Vorhabens. Doch Dredg wissen es besser: Man nehme die kristalline, verwunschene Märchenwelt von „El Cielo“, konzentriere sich statt auf allzu Mysteriös-Episches auf das schon dort vorhandene Hitpotenzial („Same Ol‘ Road“) und wähle mit Terry Date (Deftones, Pantera, Soundgarden) einen Produzenten, der weniger im Artrock denn im Deftig-Abgehangenen zu Hause ist. Resultat: Latente Überambition war gestern. Sei es im majestätisch über Mark Engles‚ gläsernen Gitarren-Seen schwebenden „Jamais Vu“, im flotten Opener „Ode To The Sun“ oder dem fast unanständig reich mit Texturen bestückten „Bug Eyes“, das regelrecht in seinen Überrefrain hineinstürzt – die klarere Linienführung steht Dredg vorzüglich und kommt besonders Sänger Gavin Hayes entgegen. Das in wirrem Gelächter ertrinkende „Sang Real“ verzichtet zugunsten einer prominent platzierten Piano-Figur und fragilem Picking gar komplett auf harte Gitarren und sorgt umso mehr für emotionale Luftsprünge. Eher schon könnten sich Fans mit Vorliebe für komplexe Kost an der dreieinhalb Minuten knappen Widescreen-Fastballade „Spitshine“ oder dem hymnischen, versöhnlichen Schlusspunkt „Matroshka“ (bei dem einmal mehr Schlagzeuger Dino Campanella am Klavier Platz nimmt) stoßen, wäre beides nur nicht derart formidabel geraten. Müßig, sich die Frage zu stellen, ob zu dieser Entwicklung die Plattenfirma, die Band oder doch beide Parteien gemeinsam den Anstoß gaben. Müßig auch angesichts des wie stets intelligenten inhaltlichen Konzeptes, das sich wie ein meta-theoretischer Puzzlestein in das bisher Gesagte einfügt: In verschiedensten Konstellationen wird das Thema ‚Kontraste‘ abgehandelt; Positives gegen Negatives gehalten, Licht und Schatten erforscht. Tod vs. Reinkarnation („Bug Eyes“), weiß vs. schwarz („Zebraskin“), Eroberung vs. Verlust einer Liebe („Spitshine“) – jeder einzelne Track von „Catch Without Arms“ spielt auf höchst intellektuelle Weise mit derartigen Gegensätzen. Im Titelsong scheinen die Urheber ihren Zwiespalt bezüglich des eigenen Weges sogar ganz gezielt zum Thema zu erheben, wobei man speziell die letzte Phrase nicht unterschlagen sollte: „That’s what happens when you play catch without arms/ That’s what happens when you compromise your art/ That’s what sets, sets, sets us apart.“ Dredg haben alles richtig gemacht und stellen sowohl eigene Ansprüche, ihre Fans sowie (mit etwas Glück) ihre Brötchengeber zufrieden. Wer sich diesem Album öffnet, den erwartet melodiöse Musik für weitläufige, zumindest ansatzweise erhellte Räume, gespielt von vier Freunden, die hundertprozentig wissen, was sie wollen. Ohne Arme fangen? Zugänglich Tiefgang beweisen? Nach diesen zwölf Songs bist du sicher: Das geht. Und wie!

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