Neun Jahre nachdem Gitarrist und Sänger Ihor Pryshliak Somali Yacht Club gründet, begibt er sich mit seinem Soloprojekt auf einen neuen musikalischen Weg. Seit 2019 ist Super Pink Moon das Nebenprojekt des ukrainischen Musikers. Im November 2020 veröffentlicht er das Mini-Album „Nude“ und verarbeitet das existenzbedrohende Jahr inmitten der Pandemie.
Zwei Jahre später wird Pryshliak mit einer neuen existenziellen Krise konfrontiert: Die russische Invasion auf Befehl von Vladimir Putin überrollt die Ukraine und raubt der Bevölkerung ihre Lebensgrundlagen. Mit seiner starken Meinung und seinem unerbittlichen Willen flüchtet Pryshliak nicht vor dem Krieg und verharrt in seiner Heimat. So nimmt er das neue Album „Iron Rain“ in seinem Heimstudio auf und thematisiert die Angst und den neuen Alltag.
Dabei verbindet er kräftigen Post-Rock mit Shoegaze-Elementen, um das alltägliche Chaos zu beschreiben. Der Kontext ist sehr relevant, um das Album wertzuschätzen. Pryshliak bestätigte, dass er die erste Hälfte schon fertig produziert hatte, bevor russische Truppen das Land infiltrierten. „Um der Realität zu entfliehen, musste ich mich auf etwas anderes konzentrieren, sonst wäre ich einfach verrückt geworden“, so Pryshliak. „Musikalisch hatte ich die Idee, die Zuhörer:innen so weit wie möglich zu verwirren. Es gibt viele versteckte Tricks. Ich habe versucht, komplexe, vielschichtige Melodien und Rhythmen zu entwickeln und sie gleichzeitig so ‚hörbar‘ wie möglich zu halten.“
Schnelle Abläufe der tief gestimmten Gitarren erzeugen eine schmerzliche Stimmung. Fassungs- und trostlos betrachtet man die musikalischen Weiten. Seinen melancholischen Gesang kombiniert Pryshliak mit dem Mix aus Shoegaze und Indie-Rock zu einer dystopischen Klanglandschaft, die deutlich die aufgerissenen Wunden widerspiegeln. „Alle Texte drehen sich um sich selbst. Reflexion über den Krieg. Es ist immer noch schwer, die seltsame Mischung von Gefühlen zu beschreiben. Manchmal ist man extrem stolz und sogar glücklich, aber normalerweise ist alles, was man fühlt, Traurigkeit, Schmerz und Verzweiflung“, beschreibt der Musiker und nimmt damit Bezug auf den Selbstheilungsprozess, den er durchlebt. Die Mischung aus Wut und Überlebensdrang wurde in dem Album eingefangen, welches er „nach unserem Sieg nie wieder anhören“ werde.
„Iron Rain“ erscheint am 16. Februar im Eigenvertrieb via Bandcamp.