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Die 25 besten Musikvideos 2022

Die 25 besten Musikvideos 2022
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2022. Dieses Mal: Die 25 besten Musikvideos des Jahres.
Screenshot-Collage: Youtube

01. Idles – „Crawl!“

Selten sah Claymation so packend aus: Den selbstzerstörerischen Trip, auf dem sich Idles-Frontmann Joe Talbot im Text von „Crawl!“ befindet, inszeniert das Video in bedrückenden Nahaufnahmen und mit für Knetanimation erstaunlicher Mimik – sodass man förmlich mitleidet, wenn der Körper auf dem Motorrad Fetzen um Fetzen einbüßt.


02. Rise Against – „Talking To Ourselves“

Wenn eine Band zu einem Song nochmal ein zweites Musikvideo veröffentlicht, dann muss ihr dessen Inhalt wichtig sein. Rise Against entwerfen hier eine von ihren Smartphones abgelenkte Gesellschaft, der Menschlichkeit und Miteinander abhanden gekommen sind; die QR-Codes als Fenster zu Kriegsszenen (mutmaßlich inspiriert vom damals frischen Überfall auf die Ukraine) reißen die Menschen jedoch nur kurz aus ihrer Filterblasen-Apathie. Der Clou: Die Codes kann man wirklich mit seinem Smartphone scannen und landet unter anderem auf Teaserclips zur später im Jahr erschienenen EP „Nowhere Generation II“.


03. Rammstein – „Angst“

Egal, wie man zum Rammstein-Liedgut dieser Tage steht: Effektvolle Musikvideos kann die Band. Aus den Clips zum aktuellen Album „Zeit“ sticht vor allem das zu „Angst“ heraus: Wie sich da die deutschen Spießbürger, verhetzt von Politik und Medien, in ihrer kleinen Parzelle der Welt einmauern und bewaffnen, ist schon ein stimmiger Sozialkommentar. Wer es gern Botox-schockig mag, guckt dann noch das Video zu „Zick Zack“, bildlich-opulent reist man in „Zeit“ durch die (Band-)Vergangenheit, und selbst das Lustmolch-Video zu „Dicke Titten“ nötigt dem strunzdummen Text noch etwas Humor ab.


04. Turnstile – „Underwater Boi“

Die Älteren hier erinnern sich: „Second Life“ als digitale zweite Lebenswelt war ab 2003 kurz mal ein riesiger Hype – und verschwand dann ziemlich zügig wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein. Turnstile lassen die Welt in ihrem Video zu „Underwater Boi“ nochmal aufleben, als Fantasy-infizierten Trip in die Natur, inklusive Durch-die-Luft-Fliegen und – passend zum Titel – abtauchen. Charmant.


05. Limp Bizkit – „Dad Vibes“

Ist das jetzt eigentlich geil oder nicht, dass Limp Bizkit mittlerweile Selbstironie können? Das „inoffiziell offizielle“ Hochkant-Video zu „Dad Vibes“ liefert keine abschließende Antwort, aber Indizien, wenn Fred Durst und Kollegen in alberner Dad-Kostümierung betont peinlich in einer Villa herumtanzen und dabei selbst den beiden Gästen von Steel Panther die Show stehlen.


06. Built To Spill – „Gonna Lose“

Gar nicht so einfach, für die spezielle Stimme von Doug Martsch und den angekauzten Indierock von Built To Spill eine gute optische Entsprechung zu finden. „Gonna Lose“ gelingt es: In charmant krakeligem Zeichentrick stürzt man als Zuschauer:in mit der Band in eine knallbunt-psychedelische Monster-Fantasiewelt, die eher fasziniert als zu gruseln.


07. Viagra Boys – „Ain’t No Thief“

Die Rolle ist natürlich wie gemacht für Sebastian Murphy: In „Ain’t No Thief“ verkörpert der mit Tattoos übersäte Viagra Boys-Sänger einen schmierigen Show-Prediger und Wunderheiler, der seine Gemeinde in Ekstase versetzt und ihr dann das Geld aus der Tasche zieht. Kleines Schmankerl: die „Inglourious Basterds“-Referenz. Mit dem ulkigen High-Noon-Western-Clip zu „Punk Rock Loser“ verbuchen die Schweden 2022 noch ein weiteres gutes Video auf der Haben-Seite.


08. Coheed And Cambria – „The Liars Club“

Coheed And Cambria-Kopf Claudio Sanchez kennen seine Fans schon länger als audiovisuellen Künstler: Mit der Band vertont er die Geschichten seines eigenen SciFi-Universums, mit Graphic Novels setzt er sie auch ins Bild. Da passt es, dass „The Liars Club“ – optisch grob an PC-Spiele wie „Halo“ erinnernd – im Comicstil eine fantastische Geschichte im All inszeniert.


09. Meshuggah – „Broken Cog“

So maschinell-bedrohlich und kunstvoll ausgestaltet wie die Musik der schwedischen Djent-Meister klingt, sehen manchmal auch ihre Videos aus. In „Broken Cog“ umrundet man zunächst einige mythische Menschenfiguren, die wie aus Ton erscheinen, dann werden deren glühende Adern sichtbar – und man taucht tief ein in die Anatomie der Mensch-Maschinen. Bedrohlich, metaphorisch, fantastisch. Und wer SciFi-Horror vorzieht, guckt stattdessen „The Abysmal Eye“.


10. The Mars Volta – „Blacklight Shine“

Wer den neuen, poppigeren Ansatz von The Mars Volta nicht schätzt, kann trotzdem viel Freude mit diesem Video haben: Die drei Minuten Artpop von „Blacklight Shine“ sind eingebettet in einen höchst ästhetischen Schwarz-Weiß-Kurzfilm, der auf Kuba Bongo-Spieler, Tänzerinnen, folkloristische Call-and-Response-Gesänge und Schau-Stockkampf ins Bild setzt. Elf Minuten geballte Kunst voller lateinamerikanischem Flair.


11. Beatsteaks – „Kommando Sunshine“

Während die moderne Deepfake-Technologie einen eher erschreckt, wenn sie nur anhand von ein paar Bildern Menschen in Videos täuschend echt Dinge sagen und tun lässt, gehen es die Beatsteaks dankenswerterweise etwas klassischer an: In allerhand Filmen, Serien, Musikvideos und Sportclips haben sich Arnim-Teutoburg-Weiß, Torsten Scholz und Co. elegant-unbeholfen in die Gesichter der eigentlichen Darsteller montieren lassen. Ein sympathischer Ritt durch die Popkultur, mit jeder Menge Momenten zum Liebhaben.


12. The Smile – „Free In The Knowledge“

Enorm, wie ästhetisch diese vier Minuten der neuen Band der beiden Radiohead-Vordenker Jonny Greenwood und Thom Yorke inszeniert sind, obwohl man danach zunächst gar nicht so genau weiß, was man gesehen hat: In mehreren Zeitebenen wird mit Flashbacks die Szene der rituellen Verbrennung einer aus Holzstöcken geflochtenen Figur erzählt, die einige Beteiligte offenbar verändert zurücklässt – irgendwo zwischen dem englischen 70er-Horror von „The Wicker Man“, Mittelalter-LARP und einem mystischen Hippie-Alptraum. Faszinierend, beunruhigend, außerdem exzellent zur Musik geschnitten.


13. Deichkind – „In der Natur“

Von Deichkind erwartet man ja mittlerweile die optische Vollbedienung, das Video zur ersten neuen Single „In der Natur“ wirkt da – passend zum Thema? – fast schon ästhetisch entschleunigt: Mit dem Robo-Hund und in übertrieben stylischer Funktions-Kluft streift Sänger Kryptik Joe durch den Wald, fährt auf einem Roboterstuhl und performt nachts mit Rehen vor Wildkameras, während er von den am Naturleben scheiternden Stadtmenschen erzählt. Gegen Ende gibt es noch einen sozialkritischen Twist und ein „Planet der Affen“-Zitat in diesem gewohnt skurrilen Clip.


14. Nina Hagen – „16 Tons“

Wie jetzt, Nina Hagen bei VISIONS? Ja mei, warum denn nicht: Die Berliner Punk-Patin entdeckt für „16 Tons“ nochmal den Crooner-Blues, mit ihrer Reibeisenstimme geht das ja auch wunderbar. Das Video ist simpel, aber effektiv gestrickt: Zahlreiche andere Personen legen das typische Nina-Hagen-Augen-Make-up auf und verkörpern die Musikerin an deren Stelle – darunter Kat Frankie, Mille Petrozza (Kreator) und Hendrik Otremba (Messer). Ein schönes Spiel mit den Identitäten und Geschlechterrollen.


15. King Gizzard & The Lizard Wizard – „Kepler-22b“

So muss das aussehen, wenn man einen Videospezialisten auf dem Pilz-Trip in einen Kindergarten wirft: psychedelische Claymation, animierte Buntstiftzeichnungen und Zeitungsausrisse, hineinmontierte Köpfe der Bandmitglieder, Zooms, Überblendungen, Patchwork-Fetzen überall – eine wunderbare Bewegtbild-Collage, technisch wie inhaltlich.


16. Mogwai – „Boltfor“

Der instrumentale Post-Rock von Mogwai bietet sich natürlich an für ebenso künstlerisch wertvolle Videos, die die Klangreise unterstützen. Hier bewegt sich eine Art Schwarm durch digitale Naturlandschaften, die nur kurz in der Dunkelheit aufflackern. In den ornamentierten Bewegungen und Figuren, die entstehen, werden später sogar Tanzbewegungen sichtbar. Ein schönes Beispiel dafür, dass Musikvideokunst nicht immer eine klar umreißbare Handlung braucht.


17. Codefendants – „Suicide By Pigs“

Fat Mikes NOFX-Nachfolgeprojekt setzt den Sound zwischen Punkrock und Rap gleich mit einer packenden Story ins Bild: Ein junges Mädchen entwickelt nach Demütigungen und Gewalterfahrungen eine sadistische Racheneigung, die sie an Tieren, Mitschülern, Lehrern und Bekannten auslebt – und die sie schließlich im Polizeidienst eine flüchtende Frau erschießen lässt. Wer will, kann dann gleich mit dem Clip „Abscessed“ weitermachen, dem zweiten von fünf Videos, die eine gemeinsame Erzählung bilden sollen.


18. Ghost – „Call Me Little Sunshine“

Ghost sind längst nicht mehr nur eine Band, sondern ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk und Erlebnis. Dazu gehören auch Videos wie dieses: Ein düsterer, phantasmagorischer Ritt setzt den Leibhaftigen so elegant und reizvoll in Szene wie lange niemand mehr. Vor allem hat Regisseur Matt Mahurin eine Bildsprache gefunden, die sich angenehm von vergleichbaren Musikvideos abhebt.


19. Animal Collective – „We Go Back“

So surrealistisch, wie dieser Indie-Artpop klingt, lässt sich auch das Video an: Als Zuschauer:in fliegt man durch knallbunte 3-D-Pop-up-Dioramen mit leichtem Fantasy-Touch, hangelt sich von Landschaft zu Landschaft. Danach muss man sich erstmal zwicken, damit man wieder weiß, auf welchem Planeten man lebt.


20. Björk – „Ancestress“

Wie beschreibt man das? Ok: Björk führt zu Artpop-Streichern, nordischer Folklore und Ambient-Sounds in fantastischer Gewandung eine Art Trauerprozession von Ausdruckstänzer:innen und Musiker:innen durch isländische Berge und Höhlen, um sich rituell von ihrer Mutter zu verabschieden. Wild? Mit Sicherheit. Aber auch ein Pflicht-Video des Jahres. Noch mehr unglaubliche Kostümierungen und psychedelische Videokunst gibt es in den zuvor erschienen Videos zu „Atopos“ und „Ovule“ zu sehen.


21. Fontaines D.C. – „Skinty Fia“

Ein bunter Lichtball in dunkler Nacht, irische Wiesen und Ruinen mittelalterlicher Mauern, dann die Tür zu einem Untergrund-Club – und man ist mittendrin in einer bacchantischen Feier, einem Maskenball in einem Edel-Tanzclub, wo im bunten Stroboskop-Licht seltsame Gestalten wie etwa als Strohpuppe verkleidete Menschen, eine Weintrauben stampfende Frau und eine Person mit Hirschkopf-Maske zu sehen sind. Durch die assoziative Szenerie streift Fontaines D.C.-Sänger Grian Chatten, ohne eine Auflösung oder Erklärung des Ganzen anzubieten.


22. Interpol – „Toni“

Keine Musikvideo-Bestenliste ohne Tanzperformance-Clips. Ein besonders gelungener kommt dieses Mal von Interpol. Deren Sänger Paul Banks beobachtet hier in einem „hyper-modernen, cinematischen Tanzfilm“, wie zwei Liebende auf der Flucht vor einer jugendlichen Gang sind. Eindrucksvolle, sehr schön choreographierte Bewegungskunst.


23. Muse – „Will Of The People“

Muse befassen sich schon lange mit dystopischen Zukunftsszenarien, auch das aktuelle Album „Will Of The People“ und die zugehörigen Musikvideos sind davon durchdrungen. Heraus sticht der Clip zum Titeltrack, in dem in einer rotglühenden „Mad Max“- und „Blade Runner“-Zukunft Parkour-artig über die Häuserdächer springende Untergrundkämpfer beginnen, einen Überwachungsstaat zu bekämpfen.


24. Kreator – „Midnight Sun“

Was für ein atemloser, bildgewaltiger Ritt! Europäische Bergpanoramen treffen karibisches Voodoo-Kult-Flair, flackernde Erinnerungsfetzen holen Kindheitserinnerungen und indigene Lebenserfahrung dazu, und irgendwie bewegt sich durch all das eine Frau, mit deren Geist irgendetwas nicht stimmt und deren Blackouts teils blutige Folgen haben, die sie sich selbst nicht erklären kann. Der Story muss man nicht folgen können, um die kraftvolle Bildgestaltung zu schätzen.


25. Phoenix – „Alpha Zulu“

Das ist schon ein ziemlicher Geniestreich: Klassische Gemälde erwachen in diesem Video zum Leben und die Protagonisten singen den Phoenix-Track oder nicken dazu im Takt. Einfache Idee, technisch sicher nicht ganz leicht umzusetzen gewesen, aber meisterhaft gelungen.


BONUS

Tommy Lee – „Bouncy Castle“

Nicht nur der Drum’n’Bass von „Bouncy Castle“ ist ein fieser Alptraum, auch das Video geht schamlos über alle Grenzen: Tommy Lee entführt in einen digital animierten Loop zwischen Rock-Abrissparty im Hotelzimmer, Horrorhaus und Porno-Fantasie – wer kein Problem mit abgerissenen Köpfen, Busen-Gemälden und dicken Nackedeis als Hüpfburg hat, wird hier richtig bös trashig bedient.

Playlist: Die 25 besten Musikvideos 2022