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Lieblingssongs 2021: Dennis Drögemüller

Lieblingssongs 2021: Dennis Drögemüller
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2021. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Redakteur Dennis Drögemüller.

Ein Song schlägt eine Bresche durchs Jahr, fungiert als Demarkationslinie des Zeitgeistes: „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von Danger Dans gleichnamigem Soloalbum trennt scharf in Demokraten und Demokratie-Feinde und kapselt angesichts immer raumgreifenderer Schulterschlüsse von Nazis und Verschwörungsmythikern das „Bis hier hin und nicht weiter“-Gefühl all jener ein, für die Haltung, Solidarität und Gemeinsinn keine Fremdworte sind. Dass der Antilopen Gang-Rapper das auch noch mit Hintersinn und Witz und Klavier tut, die juristische Grenze des Sagbaren wie seine Gegner entlangtanzt und im Gegensatz zu ihnen am Ende doch ganz klar Position bezieht – das macht dieses Stück zu einem der prägendsten des Jahres 2021.

Wo Danger Dan konkret ist, begegnen andere Künstler dem Krisenjahr eher abstrakt: Sowohl Nick Cave (& Warren Ellis) als auch die ihm gar nicht unähnlichen UK-Newcomer Black Country, New Road haben dieses Jahr manische, mächtige, hypnotische Signature Songs veröffentlicht, in denen sich das allgemeine Unwohlsein Bahn bricht.

Dem gegenüber stehen tolle Songs, die schwierigen Zeiten mit Einkehr, Intimität, Erhabenheit begegnen, ohne dabei ihre Konturen zu verlieren: Tocotronic schreiben einen Song namens „Ich tauche auf“, der – zusammen mit Soap&Skin – intellektuell rätselhaft bleibt, emotional aber unmissverständliche die Liebe erzählt. Lucy Dacus drückt einem geliebten Menschen ihr Mitgefühl aus, indem sie davon fantasiert, deren lange abwesendem Vater mit den Daumen die Augen auszudrücken – was sich brutal liest, aber sehr einfühlsam klingt. Noah Gundersen und Phoebe Bridgers singen mit „Atlantis“ das Duett des Jahres, das die ganz großen Gefühle in einen der besten, hellsichtigsten Songtexte der vergangenen zwölf Monate übersetzt. Muncie Girls-Anführerin Lande Hekt hat eine ermutigende, leise-schöne Schlachtruf-Ballade des Feminismus auf der Akustikgitarre geschrieben, die auf keinen Fall länger übersehen werden darf. Und Pop-Sängerin Marina schlägt in die selbe Kerbe, wenn sie sich darüber lustig macht, wie sie und ihre „Hexenschwestern“ aus Hollywood von Maskulisten verunglimpft werden.

Und dann ist da noch „Cottbus“ von Audio88 & Yassin, worin ersterer schonungslos seine Jugend unter Nazischlägern verarbeitet und sich sorgt, was von der Saat von damals heute (wieder) aufgeht. Womit sich der Kreis zu Danger Dan schließt.

Playlist: Die 10 Songs des Jahres von Dennis Drögemüller