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Die 20 besten Musikvideos 2018

Die 20 besten Musikvideos 2018
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2018. Dieses Mal: Die 20 besten Musikvideos des Jahres, kommentiert von Redakteur Dennis Drögemüller.

Childish Gambino – „This Is America“

Was für ein Monster von Video: In vier Minuten dekonstruiert Donald Glover alias Childish Gambino ein von Rassismus, Schusswaffen-Fetisch, Polizeigewalt und Unterhaltungssucht durchtränktes Amerika. Jede Geste, jeder Tanzmove, jede Szene spielt dabei auf konkrete Ereignisse, Filme oder rassistische Traditionen an, am Ende bleibt ein unfassbar dichtes Referenzgeflecht, in dem spürbar wird, wie überdurchschnittlich schnell Gewalt und Verfolgung in den Alltag der schwarzen Bevölkerung der USA einbrechen können. Ein modernes Meisterwerk.

Idles – „Colossus“

Idles-Frontmann Joe Talbot steckt in diesem Clip fest in den Konventionen, die er von Vorvätern und Würdenträgern geerbt und auferlegt bekommen hat. In einem Leben voller stumpfer Wiederholung, voller Kampf gegen das Chaos. Irgendwann aber hat sich „Colossus“ aufgeschaukelt, und der Musiker bricht aus aus seinem surrealen Alptraum von Leben zwischen Kreuzworträtsel, Kindergeburtstag und Heckeschneiden – und plötzlich bekommen all die seltsamen Figuren von Fred Astaire bis Jesus aus dem Clip Sinn: Es sind jene teils zwielichtigen Männlichkeitsidole, die sich Talbot im Text auf seine individuelle Weise (ironisch) als Role Models zueigen macht.

Clutch – „Hot Bottom Feeder“

Moment mal, was singt der da eigentlich, das klingt ja wie – ein Kochrezept?! Clutch ziehen den Gag über den Song hinaus durch und machen aus dem Video zu „Hot Bottom Feeder“ auch visuell eine Kochanleitung für Crab Cakes, die zu den Spezialitäten ihres Heimat-Bundestaates Maryland gehören. Ein paar Hintergrundinfos zu Krabben gibt es oben drauf. Guten Hunger!

Ghost – „Dance Macabre“

Nachdem sich Ghosts neuer Frontmann Cardinal Copia im Video zu „Rats“ schon erfolgreich durch eine „Thriller“-Zombie-Hommage getanzt hatte, legen die Schweden mit dem Video zu „Dance Macabre“ dem Titel gemäß nochmal tänzerisch nach: Zwei arme Tropfe verirren sich auf eine transsylvanische Party, die sich schnell zum blutigen Horror-B-Movie auswächst – und die zwischen der 80er-Fitness-Video-gone-dark-Tanznummer noch die Vorgeschichte der Romanze von Ur-Todespapst Papa Nihil und seiner treuen Dienerin Sister Imperator erzählt.

Zeal & Ardor – „Gravedigger’s Chant“

„Bring the dead body down to the graveyard“: Zeal & Ardor verpassen ihrem Totengräber-Black-Metal-Gospel die passenden Bilder: eine Enklave irgendwo im Nichts der USA, ein paar Kinder, ein bewaffneter Aufseher – und ein blutiges Voodoo-Finale wie im schönsten Horror-Mystery-Thriller. Was die nicht-lineare Geschichte besonders spannend und mitreißend macht: die Auslassungen, die groß genug sind, dass der Zuschauer sie mit seiner Fantasie füllen kann.

De Staat – „Kitty Kitty“

Seit dem schamanischen Video zu „Witch Doctor“ und seinen hypnotischen Massen-Tanzszenen muss man die weirden Alternative-Rocker aus den Niederlanden für starke Clips auf dem Zettel haben. Und De Staat enttäuschen ihre Fans auch 2018 nicht: In manischen Kamerafahrten fliegt man im Songrhythmus immer wieder auf Sänger Torre Florim zu, bis die Band sich – ihrem Erfolgsvideo nicht unähnlich – nach und nach vervielfältigt und am Ende eine epische Schlacht losbricht.

Jack White – „Over And Over And Over“

Dass ein Ästhet wie Jack White in dieser Liste auftaucht, dürfte mit Blick auf die Video-Vergangenheit der White Stripes„Hardest Button To Button“! – kaum überraschen. Dabei kommt es hier nicht nur darauf an, wie White geschmackvoll das schwarz-weiß-blaue Farbkonzept seiner aktuellen Platte in Szene setzt, sondern wie man mit ungewohnten Morphing-Bewegungen in neue Kameraperspektiven geschoben auf das Geschehen im immer selben, sich mit jeder Kameraanfahrt wieder verändernden Raum einnimmt – „over and over and over“ eben.

Thrice – „Only Us“

2018 ist das „Stranger Things“-befeuerte 80er-Revival voll im Gange, und wenn man sich so wie Thrice dabei einreiht, ist dagegen ja auch überhaupt nichts einzuwenden: „Only Us“ holt den Zuschauer in ein 80er-Jahre-Ferienlager, in dem zwei Kindergruppen von ihren Betreuern beobachtet und in sozialen Experimenten gegeneinander aufgehetzt werden – bis sie das Spiel durchschauen und sich wehren. Das macht nicht nur wegen dem bis zur Boombox stilsicher ausgestatteten Setting Spaß, sondern auch, weil Thrice damit das berühmte „Robber’s Cave“-Experiment aus der Sozialpsychologie zitieren.

Viagra Boys – „Sports“

Sport-Muffel, das ist euer Clip! Viagra Boys-Sänger Sebastian Murphy erklärt alles zum Sport, während er zunehmend ziellos wie ein volltrunkener englischer Hooligan durch ein Tennistraining schlendert – und dabei in Trainingshose und Schuhen eines bekannten deutschen Sportartikelherstellers, mit nacktem, zutätowiertem Oberkörper, Goldkettchen und Sonnenbrille das schmuddelige Gegenteil jedes Sport-Freaks verkörpert. Wenn Murphy am Ende zum Saxofon-Inferno mehr lallend als singend über den Platz robbt, ist das großes Kino.

Fucked Up – „Accelerate“

Die kanadischen Hardcore-Wüstlinge Fucked Up haben nicht nur auf ihrer aktuellen Platte „Dose Your Dreams“ etliche Genres ausprobiert, auch ihr Video zu „Accelerate“ ist eine rätselhafte Fundgrube: Finger drücken auf Lebensmitteln und Alltagsgegenständen herum, ein mysteriöser Koffer soll gestohlen werden, Fucked Up sind live im Club zu sehen, eine Uhr läuft rückwärts und mittendrin rezitiert jemand plötzlich ein Gedicht. Das nervenaufreibende Tourleben als Acid-Traum? Es könnte auch ganz anders gemeint sein.

The Ocean – „Cambrian II: Eternal Recurrence“

Struktur, Struktur, Struktur: The Ocean zeigen von 360-Grad-Kameras aufgenommene, Lava-artige Farbverläufe, sich verändernde Oberflächenstrukturen und Wolkendecken, aufreißende Gesteinsschichten und bordeaux-rote Adern und Gefäße – während sandig verkrustete Köpfe in die amorphen Landschaften eingebettet den Song singen. So macht das Eintauchen ins Erdzeitalter Paläozoikum Freude.

Eels – „Bone Dry“

Gute Animationsclips werden nie alt – wie der schaurig-schöne, entfernt an Tim Burtons „Nightmare Before Christmas“ angelehnte Knochenreigen in diesem Eels-Video beweist. Vielleicht am Schönsten: Die männliche Hauptdarsteller-Figur hat sogar einen Bart-Knochen. Awww!

Weezer – „Africa“ (Toto-Cover)

Egal, was man von Weezers kommendem, eher elektropoppigen „Black Album“ hält: Lustige Videos können sie bis heute. Im Clip zum gefeierten Toto-Cover „Africa“ zitiert die Band ihr Video zum Hit „Undone (The Sweater Song““ – und tritt selbst gar nicht darin auf, sondern lässt unbekannte Gesichter ihre Rollen spielen. Ein simpler Gag, der vor allem deshalb funktioniert, weil Frontmann Rivers Cuomo sich von „Weird Al“ Yankovic vertreten lässt. Wer dann noch nicht genug hat, guckt den Clip zu „Can’t Knock The Hustle“ hinterher – mit Fall Out Boy-Bassist Pete Wentz als Cuomo.

The Dirty Nil – „That’s What Heaven Feels Like“

Jesus! Nicht jedes gute Video braucht eine nachvollziehbare Handlung – man kann auch einfach wie The Dirty Nil mit Goldkettchen, weißen Klamotten und Flausen im Kopf auf einen Segway steigen, durch den Trailerpark cruisen und kitschige Gitarrensolo-Szenen faken. Auch nach dem dritten Gucken stellt sich kein konkreter Sinn hinter dem Clip ein – und er zaubert einem in seiner sommersonnigen Unsinnigkeit doch ein schelmisches Lächeln aufs Gesicht.

Steven Wilson – „People Who Eat Darkness“

Regisseurin Jess Cope hatte für Steven Wilson schon beeindruckende Videos zu „Routine“, „Drive Home“ und „The Raven That Refused To Sing“ animiert – und überzeugt auch mit diesem Clip wieder: Das Thema Terrorismus fängt sie als Alien-Invasion in einer Mystery-Krimi-Geschichte in Anlehnung an ‚The Faculty‘ und Hitchcocks ‚Das Fenster zum Hof‘ ein.

Pascow – „Silberblick & Scherenhände“

Pascow erzählen im Video der Leadsingle zur neuen Platte „Jade“ eine Geschichte von „Troubled Youth“: Die beiden jugendlichen Punks fliehen vor ihrem tristen Leben mit Alkoholiker-Vater und psychisch kranker Mutter in Drogen, klauen im Baumarkt Kleber zum Schnüffeln und brechen ins Schwimmbad ein. Mitleid muss man mit ihnen nicht haben, denn: Diese stolzen Außenseiter werden all das durchstehen und irgendwann hinter sich lassen. Wenn am Ende die Bandmitglieder in den Szenerien des Kurzfilms auftauchen, weiß man: Da steckt auch Biografisches drin.

Casper & Marteria – „Supernova“

Musikalisch wäre beim gemeinsamen Album von Casper und Marteria vielleicht noch mehr drin gewesen, mit dem Video zu „Supernova“ landen sie aber einen astreinen Treffer: Die beiden Rapper inszenieren ein episches Tischtennis-Match, inklusive „Rocky“-Trainingsmontage und mit namhaften Gästen. Der Ex-Fußballer und TV-Dauergast Thorsten Legat gibt den knallharten Trainer, Dendemann mimt den Punktrichter und Lena Meyer-Landrut darf als Groupie selbstironisch ihren legendär zickigen Auftritt mit Casper in der Sendung „Durch die Nacht mit…“ ausbügeln.

A Perfect Circle – „Disillusioned“

Die Abhängigkeit des modernen Menschen vom Smartphone ist für viele Künstler ein Thema, A Perfect Circle widmen dem Komplex gleich ein kunstvolles Video: Smartphone-Nutzer sind hier ein Kult, aus dem eine Frau schließlich ausbricht – und einen ganz neuen Blick auf die Welt bekommt. Besser so, als bei einem APC-Konzert wegen Handy-Fummelei rausgeworfen zu werden

Birds In Row – „I Don’t Dance“

Der Songtitel führt natürlich in die Irre: In diesem Video wird getanzt, und das sogar ziemlich ästhetisch. Zum brutalen Hardcore der Band kreisen ein Tänzer und eine Tänzerin umeinander, ziehen sich an, stoßen sich fort, treten und schlagen wie in Mixed-Martial-Arts-Kämpfen nacheinander, ringen am Boden miteinander und umspielen sich wie beim brasilianischen Kampftanz Capoeira mit ihren Tritten und Sprüngen. Faszinierend und kraftvoll.

Feine Sahne Fischfilet – „Niemand wie ihr“

Manche sagen, Feine Sahne Fischfilet kommen nicht über die Musik, sondern über die Haltung. Und zumindest Videos wie „Zuhause“ – für das die Band sehr verschiedene Menschen in ihrem Zuhause besucht hat und fragte, was sie mit dem Begriff verbinden – oder „Niemand wie ihr“ geben ihnen ein Stück weit Recht: Während der Ska-Punk eher wenig Eindruck hinterlässt, bleibt die Story hängen. Anna Thalbach und ihre Tochter Nelly spielen eine Mutter, die ihren Sohn aus dem Polizeigewahrsam abholt und sich dabei an ihre eigenen Jugend-Erfahrungen mit der polizeilichen Willkür der Stasi erinnert. Die Lobeshymne auf die Duldsamkeit der Eltern ist autobiografisch: Sänger Monchi dankt seinen Erzeugern, die ihn wohl auch mal von der Wache abholen mussten.