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    Jack White
    Boarding House Reach

    VÖ: 23.03.2018 | Label: Third Man/XL
    Text: Juliane Kehr, Dennis Drögemüller
    Jack White - Boarding House Reach

    Vier-Ohren-Test

    Ein Album wie ein gesplitterter Spiegel: Man kann sich darüber aufregen, dass der kein klares Bild zeigt … …oder man lässt sich auf den Wahnsinn ein, den all die Fragmente und Bruchkanten versinnbildlichen. Ist das gelungen, zieht Corporation einen als von Trommeln durchzogener, funky eskalierender Jam zwischen Motown-Sound und Funkadelic in seinen Bann und man hört mit großer Neugierde die klavierumspülte Poesie in „Abulia And Akrasia“. Im folgenden „Hypermiophoniac“ lässt White dann den Titel zum Programm werden. Man kann sich bildhaft ausmalen, wie ein schelmisches Grinsen die immer leicht gerunzelte Stirn kurz glättet, während irre aufbrandende Computer-Sounds sich mit verzerrten Stimmen und hoffnungslos verirrten Klavierakkorden verweben. Gleichzeitig offenbart sich dabei Whites große Stärke: Es braucht nur eine Gitarre, nur eine Klavierlinie, und der Wahnsinn fügt sich wieder zu melodischer Plausibilität. Eine Gratwanderung, die der rastlose Exzentriker perfekt beherrscht und die er sich nun erstmals nicht nur live, sondern auch auf Platte uneingeschränkt gestattet. Wie mitreißend die Riffs und Melodien sind, zeigt der nach 13 Jahren Bearbeitung als pompöser Hybrid aus Garage-Rock und Gospel fertiggestellte White-Stripes-Song „Over And Over And Over“. Man darf die obsessiv verfolgte musikalische Mission von White durchaus hinterfragen, dann aber bitte mit den Worten aus „Respect Commander“: „Do you want to question everything? Then think of a good question!“

    Juliane Kehr 11/12

    Als Soundcollage ist „Boarding House Reach“ Jack Whites aufregendste Platte, als Songbündel ein Reinfall. Hier hat sich nicht der Songwriter, sondern der Klangästhet White ausgelebt: „Boarding House Reach“ ist eine Ansammlung von sprunghaften funky Jams, Jazz-Anleihen und eskalierten Instrumenten-Tonproben, ein stetiger Fuzz- und Breakbeat-Exzess, durchzogen von Sprechpassagen und retrofuturistischem Fiepen. Mit „Connected By Love“ und „Over And Over And Over“ verstecken sich zwar auch zwei direktere Songs im Gewimmel. Das meiste aber lebt für die Freude am Sound: Kann man Schlafzimmer-R’n’B mit ersoffener Orgel und unter der Bettdecke aufnehmen? „Why Walk A Dog?“ sagt ja. Ein verzerrtes Fender Rhodes immer wieder gegen Percussion und Raumschiff Enterprise-Sounds ankämpfen lassen? „Corporation“ legt noch eine Fade-Out-Reprise oben drauf. Osteuropäische Folk-Weisen mit Jazz-Trompete und Spoken Word von Blueser C. W. Stoneking paaren? „Abulia And Akrasia“ kann. Blast-Beats in Jazz? „Ice Station Zebra“. Synthie-Funk mit Roboterstimmen? „Get In The Mind Shaft“. Natürlich beeindruckt das in seinem Forscherdrang, seiner technischen Finesse, und auch den Groove hat White nicht verloren. Zudem macht er hier als Weißer eine Platte, die mit ihrem Fokus auf Rhythmus und Sampling der schwarzen Musikkultur von Afrobeat bis HipHop näher denn je ist. Aber: Songs sind das nur bedingt, eher progressive Hörbeispiele zum Fusion-Musikseminar. Dem Geschichtenerzähler und Hitschreiber White sind sie klar unterlegen.

    Dennis Drögemüller 5/12

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