0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » In eigener Sache »

Lieblingssongs 2017: Gerrit Köppl

Lieblingssongs 2017: Gerrit Köppl
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2017. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Volontär Gerrit Köppl.

Mit „Right On You“ hat Benjamin Booker den perfekten Auftaktsong für sein neues Album „Witness“ geschrieben. Der Bluesrocker der Marke „Johnny B. Goode“ macht unglaublichen Spaß und hat mir die Ohren für eine Platte geöffnet, auf der Booker nicht nur mit Rock-meets-Gospel eine aufregende Musikmischung präsentiert, sondern inhaltlich auch die Black-Lives-Matter-Bewegung ordentlich anfeuert. Mindestens genau so schnell hat es mir Phoebe Bridgers mit ihrem Song „Motion Sickness“ angetan, den mir Kollege Martin Burger ans Herz gelegt hatte und der am selben Abend nur noch in Dauerschleife lief – vor allem wegen der wunderschönen Metaphorik im Text.

Die jungen Newcomer Remo Drive aus Minnesota hatten mit dem bittersüßen „Yer Killin‘ Me“ Anfang des Jahres so etwas wie einen viralen Hit unter Vorstadt-Emo-Kids gelandet, und da gehöre ich nunmal zu. In eine ähnliche Kerbe schlagen See Through Dresses mit „Lucy’s Arm“, nur mit viel mehr Shoegaze. Auf dem Album „Horse Of The Other Worlds“ steuert alles auf diesen großartigen Höhepunkt zu, statt ihn schon am Anfang zu verbraten.

Father John Misty polarisiert mit seiner sarkastischen und manchmal hochtrabend wirkenden Attitüde – ich oute mich aber als Fan. „Pure Comedy“ ist die nicht ganz neue Feststellung, dass der moderne Mensch richtig einen am Wecker hat. Josh Tillman analysiert das aber so elegant und eloquent wie kein Zweiter, und führt das noch eine ganze Stunde lang auf dem gleichnamigen Album aus. Alicia Bognanno von Bully ist das etwas gleichgültiger, sie bleibt lieber bei sich selbst, und würdigt als Schülerin des legendären Steve Albini mit „Feel The Same“ gleichzeitig perfekt den wilden Post-Grunge- und Alternative-Sound der späteren 90er Jahre.

Mit „Paint Me Silver“ haben Pond den Begriff „cheesy“ neu definiert, Ex-Tame Impala-Mitglied Nick Allbrook jagt den Sound seines Kollegen Kevin Parker durch ein Kaleidoskop und zieht ihn danach nochmal durch den Kitsch – ein schrecklich schöner Ohrwurm. Wenn ich den loswerden will, lasse ich mir von Converges „I Can Tell You About Pain“ den Kopf wieder freiprügeln. Als dieser üble Brecher herauskam, wusste ich sofort, dass mich „The Dusk In Us“ umhauen wird – und ich mir beim Schlagzeugen mehrfach die Arme ausrenken werde.

Genauso habe ich mich über das Comeback von Propagandhi gefreut. Den besten Text auf „Victory Lap“ hat zwar das eindringliche „Lower Order“, das sarkastisch das Grauen der Massentierhaltung vor Augen führt. Die Punkrock-Hymne „Failed Imagineer“ über desillusionierte Kriegsheimkehrer ist dafür absolut reine Propagandhi-Essenz. Nur eine Band übertrifft das alles noch, und sie hätte viel mehr Aufmerksamkeit verdient: Algiers mit ihrem unmöglich definierbaren Gemisch aus Post-Punk, Industrial, Gospel und Soul haben nicht nur den perfekten Sound, um möglichst viele Menschen für sich gewinnen zu können. Sondern auch die politische Sprengkraft, die die Welt in diesem Jahr braucht. Der Album-Titeltrack „The Underside Of Power“ gehört in jede Formatradio-Rotation – und das meine ich keinesfalls abwertend.

Playlist: Die 10 Songs des Jahres von Gerrit Köppl