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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von
Hexvessel,
Basement.
Zur Platte der Woche küren wir "Abalonia" von Turbostaat.

Get Well Soon – „Love“

Einmal Konstantin Gropper sein. Schon eine interessante Vorstellung zu wissen, wie das geht – also die Mannheimer Popakademie für ein allerorts gefeiertes Stadtflucht-Album zu verlassen, nur um im folgenden nach Berlin zu ziehen und zwei Platten mit Themen von Stoizismus bis Spaghetti-Western aufzunehmen. Zwischendrin auf EPs Roxette und George Michael zu covern und damit auch noch davonzukommen. Der Teufelskerl. 2016 heißt es, mit vermeintlich langer Vorlaufzeit, schlicht „Love“. Vermeintlich, weil seit 2012 natürlich einiges passiert ist bei Get Well Soon. Drei EPs innerhalb von zwei Wochen. Zu Beginn des Jahres erst mit der wunderbaren Kat Frankie von Keøma (deren Debüt übrigens auch heute erscheint) der Soundtrack zur halbernsten Talkshow „Schulz & Böhmermann“. Als Vorboten von „Love“ kann man den Bond-artigen Song aber nicht wirklich bezeichnen. Selbstverständlich ist der Sound dicht und mondän, aber eben nicht immer. „It’s A Tender Maze“ etwa gönnt sich zwei Minuten, bis überhaupt ein Beat einsetzt. Auch „It’s An Airlift“ hält sich angenehm zurück, und „It’s A Mess“ gerät zur Kurzweil, weil es flott und luftig gehalten ist. Das „It’s“-Konzept wird nicht ganz so durchgezogen wie noch bei den Magnetic Fields und „i“, dafür machen die schematischen Abweichungen umso mehr Spaß: Der zweite Teil von „Marienbad“ ist für Gropper-Verhältnisse fast schon brachial, das anschließende „33“ gar ein reduzierter Akustik-Song. Am Schluss hingegen wandert Gropper wieder auf erschlossenen Pfaden. Dann nämlich kommen – fast hat man darauf gehofft – bärige Bläser um die Biegung und zerren die Beute zurück zwischen die Büsche und Bäume. Wäre ja noch schöner, so ein Ende ohne Schrecken.

Album-Stream: Get Well Soon – „Love“

Hexvessel – „When We Are Death“

The Doors-Sound meets Pilz-Trip ist wohl die passendste und bildlichste Beschreibung für das neue Album von Hexvessel. Psych-Rock-Riffs und die omnipräsente Orgel reißen den Hörer auf „When We Are Death“ aus der Gegenwart zurück in die 60er Jahre, in denen man im Schimmer einer wabbelnden Lavalampe zu den Beats sofort tanzen möchte. Paradebeispiel dafür ist der groovige Part von „Earth Over Us“. Denn im Song fließt neben 60s-Vibe auch eine Prise Post-Punk mit, die Sänger Mat McNerney von seiner Hauptband Grave Pleasures importiert hat. Nicht alles auf ihrem dritten Album ist Friede, Freude, Acidkuchen: In der Ballade „Cosmic Truth“ trifft melancholisch Lyrik auf schleppende Drum-und Klavieruntermalung. „We will never die/ We’ll just change our form“ stellt McNerney mit seiner erhabenen Stimme fest. Die altbekannte Wald-Folk-Atmosphäre der Finnen kommt in Tracks wie „Mirror Boy“ kurz an die Oberfläche, bleibt aber im weiteren Verlauf des Albums ein Relikt aus Zeiten des Vorgängers „No Holier Temple“. Wenn man eine Platte nach einem 60s-Psychedelic-Rock-Prinzip aufzieht, darf ein „Alice im Wunderland“-bezogener Track dann nicht fehlen. Den liefern Hexvessel mit „Mushroom Spirit Doors“, der sich neben Motiv-Klassikern wie „White Rabbit“ (Jefferson Airplane) und „Lucy In The Sky With Diamonds“ (The Beatles) selbstbewusst mit einreihen darf. Eine gelungene Neuerfindung mit ebenso gelungenen Rückgriffen auf Klassiker, die dem Sextett mit dieser Platte gelingt.

Album-Stream: Hexvessel – „When We Are Death“

Nevermen – „Nevermen“


Abgefahren, unberechenbar, vielseitig: Das selbstbetitelte Debüt von Nevermen sprengt alle Genre-Grenzen und schlägt seinen ganz eigenen Weg ein. Grund dafür sind wahrscheinlich die drei Charaktere hinter dem Projekt: Mike Patton, Tunde Adebimpe und Doseone vermischen die Musikstile ihrer Bands Faith No More, TV On The Radio und Themselves und bedienen sich weiterhin an allem, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Das beeindruckende: Es passt. An keiner Stelle wirkt auch nur ein Übergang holprig. Man nehme zum Beispiel „Wrong Animal Right Trap“, das mit einem geklatschten R’n’B-Intro anfängt, das mit einer punkigen E-Gitarre gekoppelt wird, darauf liegt zunächst ein Gesang á la Kid Rock. Danach geht es ein wenig poppiger zu, bevor der Break in eine klassische Old-School-Hip-Hop-Episode übergeht – das aber auch nur für fünf Sekunden. Nevermen sind Atmosphäre pur. Egal, ob es wie bei „Hate On“ einige Minuten dauert bis der Song sich vom Ambient-Intro zu einer Art Dubstep-Track entwickelt oder wie bei „Mr. Mistake“ von Anfang an elektronisch losballert und den Weg zur Pop-Ballade nimmt. In „At Your Service“ zeigt Doseone ausführlich die Qualitäten seine Double-Time-Raps, der Track bewegt sich musikalisch aber eher in elektrischen Gefilden, die zwischenzeitlich von Sing-Along-Hooks aufgelockert werden. Richtig hymnenhaft wird es dann noch einmal in „Non Babylon“ bevor die Platte im atmosphärischen „Fame II The Wreckoning“ endet. Und dank Repeat-Knopf sofort wieder von vorne anfängt.

Album-Stream: Nevermen – „Nevermen“

Basement – „Promise Everything“


Basement machen auf „Promise Everything“ genau das, was sie bereits auf der EP „Further Sky“ angedeutet hatten: Britischen Alternative-Rock mit Anleihen aus Pop-Punk und Pop. Nach zwei Jahren Bandpause haben sich die Briten endgültig vom dreckigen Sound ihrer Grunge-Vergangenheit verabschiedet. Was bleibt ist Andrew Fishers verzweifelter Gesang, der allerdings weniger impulsiv als melodisch auf den Punkt fokussiert ist. Auf „Promise Everything“ zeigen sich Basement experimentierfreudiger und erwachsener denn je, büßen aber auch ein wenig ihrer Impulsivität ein. Das machen sie mit durchdachten Songstrukturen oder technischen Finessen wett, wie zum Beispiel dem Tempowechsel im Opener „Brother’s Keeper“. Die tiefe Schwere scheint aber immer wieder auf den zehn Tracks der Platte durch. „Hangig Around“ bewegt sich in Moll-Harmonien mit melancholischem Gesang, erinnert mal an Thirty Seconds To Mars, mal an Puddle Of Mudd und hebt sich doch erheblich durch eigenwillige Gitarren- und Basseffekt-Wahl von beiden ab. Das starke „Aquasun“ könnte das epische Finale einer Teenie-Komödie untermalen, wenn der Quarterback am Abschlussball doch die Cheerleaderin zum romantischen Tanz überzeugen kann. Höhepunkt der Platte ist der Titeltrack, der die alten Basement mit den neuen verbindet und eine atemberaubende Symbiose aus impulsiver Aggression mit reflektierter Selbstbestimmung vereint.

Album-Stream: Basement – „Promise Everything“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Abalonia“ von Turbostaat, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.