Mike, am Wochenende seid ihr auf dem Hellfest aufgetreten, heute Abend spielt ihr vor knapp zweitausend Leuten in Lille. Auf welcher Bühne stehst du lieber: Auf der eines Festivals oder der im Club?
Das kommt wirklich darauf an. Was den Spaß am live spielen ausmacht, ist, dass sich jeder Abend anders anfühlt. Selbst wenn die Setlist dieselbe wie bei der Show zuvor ist, fühlt sich jedes Mal frisch und neu an. Dementsprechend habe ich in beiden Situationen großartige Erfahrungen gemacht und kann keine eindeutige Präferenz benennen.
Mit eurer aktuellen Tour feiert ihr das zehnjährige Jubiläum eures Debütalbums. Wie fühlen sich diese Konzerte an?
Was mich am meisten beeindruckt, ist die Verbindung zu den Fans. Ich sehe Leute in der Menge, die uns seit unseren Anfangstagen begleiten. Sie waren da, als wir das erste Mal auf der Bühne standen, und haben uns seitdem zehn Jahre lang die Treue gehalten. Jetzt sehen wir sie in den großen Hallen wieder. Das ist schon sehr bewegend.
Auf eurem Debüt lag einiges an Erwartungen. Der Hype wurde auch dadurch angestachelt, dass Matt Helders, Schlagzeuger der Arctic Monkeys, beim Glastonbury Festival 2013 in einem Shirt von euch auftrat. Habt ihr vor der Veröffentlichung von Royal Blood großen Druck verspürt?
Ganz ehrlich: Wir haben es einfach nur genossen. Wir haben Unmengen neuer Erfahrungen gemacht. Es fühlte sich an, als würden wir jede Woche etwas zum ersten Mal tun. Das war vieles, aber ganz bestimmt nicht stressig.
Welches dieser ersten Male hat dich damals am meisten beeindruckt?
Da der Veröffentlichungszeitraum in meiner Wahrnehmung sehr lange andauerte, etwa drei Jahre insgesamt, haben sich ganz schön viele angesammelt. Das erste Mal, dass Leute zu einer Show kamen und ich hörte, wie sie nach den Songs klatschten und jubelten, war definitiv ein ganz großes Highlight. Allein die Vorstellung, dass überhaupt irgendjemand kommt, um zu sehen, was wir da auf der Bühne tun, hat mich sehr berührt.
Was glaubst du, war es, das an euch und eurer Musik bei den Leuten so gut ankam?
Wir hatten offensichtlich jede Menge Spaß daran, diese Songs zu spielen – und das haben wir bis heute. Alles fühlte sich sehr energiegeladen an. In meiner Erinnerung war die damalige Zeit sehr von akustischer Musik geprägt, so in der Singer/Songwriter-Richtung. Dementsprechend gab es vielleicht wieder einen großen Bedarf an harten Riffs.
Die habt ihr auch mit eurem zweiten Album “How Did We Get So Dark?” geliefert. Für “Typhoons” habt ihr dann mit Dance-Einflüssen experimentiert, auf “Back To The Water Below” finden sich einige sanftere, smoothere Klänge. Wie würdest du den Sound von Royal Blood einer Person beschreiben, die noch niemals von euch gehört hat?
Das ist ganz einfach: Das ist, was passiert, wenn Ben [Thatcher; Schlagzeug] und ich zusammen Musik machen. Es spielt keine Rolle, in welchem Genre wir uns bewegen, oder welche Instrumente wir spielen. Royal Blood klingt wie, wenn wir beide in ein Studio gehen und einfach Songs schreiben. Der Sound ist die Chemie zwischen uns beiden.
Ihr kennt euch schon seit eurer Teenagerzeit. Was würden eure früheren Ichs wohl dazu sagen, dass ihr beide zusammen eine so erfolgreiche Karriere im Musikgeschäft starten konntet?
Sie wären sehr sicher völlig überfordert. In diesem Alter denkt man noch nicht wirklich daran, was in ein paar Jahrzehnten ist. Man glaubt, man sei unsterblich, und blickt nicht weiter als zehn Minuten in die Zukunft. Der Gedanke, dass wir im Grunde immer noch dasselbe tun wie damals, wäre demnach ziemlich überwältigend für uns.
Ihr habt mittlerweile mit Größen wie Josh Homme, den Foo Fighters und Muse zusammengearbeitet oder wart mit ihnen auf Tour. Gibt es noch jemanden, bei dem du starstruck wärst?
Ich bin ein großer Fan von Magie. Wenn also David Blaine im Backstage auftauchen würde, wäre ich ziemlich baff.
Fallen dir auch Musiker:innen ein, bei denen das passieren würde?
Nein, keine Musiker:innen. Nur Magier:innen.
Die bald erscheinende Jubiläumsausgabe von “Royal Blood” beinhaltet neben Livemitschnitten und bereits bekannten B-Seiten mit “Sleeptalker” auch einen bis dato noch unveröffentlichten Song. Welche Geschichte steckt hinter ihm?
Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, dass er überhaupt entstanden ist. Als wir durch die Aufnahmen von damals gingen, die es nicht auf das Album geschafft haben, hatte ich ihn also überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Als unser Produzent Tom Dalgety ihn uns nun vorgespielt hat, hat der Song einiges in mir ausgelöst. Er fühlte sich also passend an für diesen Anlass. Es gibt noch andere Überbleibsel aus dieser Zeit, aber die sollen mal lieber unter Verschluss bleiben. Bei diesem Stück hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich es die Leute guten Gewissens hören lassen kann.