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10 Songs mit... Patrick Wagner und Helen Henfling (Gewalt)

10 Songs mit...

Patrick Wagner und Helen Henfling von Gewalt
In unserer Rubrik „10 Songs mit…“ stellen Musiker:innen zehn Songs zu einem Thema zusammen und erzählen, was diese ihnen bedeuten. Heute mit Gewalt und fünf Songs aus den Untiefen der Musikgeschichte, die Gewalt zu Gewalt gemacht haben, sowie fünf aktuelle Songs, die dafür sorgen, dass Gewalt nicht totaler Mist werden.
Gewalt (Foto: Jana Edisonga)
Gewalt (Foto: Jana Edisonga)

01. Public Image Limited – „This Is Not A Love Song“

Hier kommt alles zusammen: Punk, die Aggression, Maschinenbeats, Kraftwerk und Disco. John Lydons Wut in der Stimme ist immerwährende Inspiration für Gewalt.

02. Trio – „Da Da Da“

Wie wenig kann man spielen und es ist trotzdem Musik. Trio sind auf jeden Fall die beste deutsche Band aller Zeiten. Der Beat, die Casio-Melodie und dann der „Hang On Snoopy“- Gitarrenriff-Diebstahl unglaublich lässig und undeutsch gespielt. In Trio steckt mehr Kreativität als in der gesamten derzeitigen Musiklandschaft. Das merkt jedes Kind. Jetzt, wo wir darüber reden, merke ich gerade – Gewalt muss noch reduzierter werden in Zukunft. Ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht.

03. Einstürzende Neubauten – „Kollaps“

Musik ist unbegrenzt. Alles ist Musik. Behauptung, Pathos und die Kraft des Wortes. Das Frühwerk von Einstürzende Neubauten ist unerreicht. Unglaublich, wie spießig Popmusik mittlerweile geworden ist. Einstürzende Neubauten sind für Gewalt wie ein Mahnmal, nie den Weg des Kompromisses zu verfolgen, sondern jeden Gedanken wirklich zu Ende zu denken. Den anderen Shit mit der ausgewogenen Perfektion machen ja schon die anderen Trottel.

04. Velvet Underground – „Venus And Furs“

Wie kann man eigentlich so cool sein? Heroin hilft da wohl. Vielleicht sollten wir das mal probieren. Oder lieber doch nicht.

05. My Bloody Valentine – „When You Sleep“


Wenn es bei Gewalt eine große Pop-Sehnsucht gibt, dann ist es eine im Stile dieses Liedes. Eine „Wall of Sound“ größer als die Eiger-Nordwand und die größte hymnische Melodie. Bei unserem Song „Gier“ haben wir es ein klein wenig versucht. Sind natürlich kläglich gescheitert – ist trotzdem gut geworden. Aber leider nicht so riesig wie My Bloody Valentine. Eine Idee auf der Höhe seiner selbst.

06. Hope – „Kingdom“

Bei kaum einer aktuellen Band kommt so die Decke runter wie bei Hope. „Kingdom“ ist ihr brachialstes und selbstzerfleischenstes Stück. Wenn wir mit ihnen spielen, will man danach nur noch so halb gern auf die Bühne – die ist dann nämlich emotional leergefegt. Jetzt gehen  Hope aber erstmal mit Depeche Mode auf Tour. Mal schauen, wie die damit klarkommen.

07. Sleaford Mods – Feat. Amy Taylor „Nudge It“

Es ist wie es Iggy Pop mal gesagt hat: Es gab die Stooges, es gab die Sex Pistols, es gab Nirvana und jetzt gibt es Sleaford Mods. Als wir sie zum ersten Mal live gesehen haben, war klar, nichts kann mehr so sein wie es war und Gewalt ist nicht allein. Was braucht es mehr als ein simples Bass-Riff, einen cheapen Groove und einen guten Flow und jemanden, der nachdrücklich meint, was er sagt. Was mich wundert, warum die Band nicht längst das Olympiastadion ausverkauft. Aber die Leute rennen lieber zu irgendeinem Dreck.

08. Plattenbau – „Crime / Scene“

Alle paar Jahre passiert sogar Berlin eine coole Band. Hier ist sie: Plattenbau – Kalt, böse unnachgiebig. Normalerweise verachten wir diesen Retroshit. Aber Plattenbau können dieses No-Wave-Gefühl von 1980 wirklich tragen. Man hat das Gefühl, sie sind „born too late“. Sie spielen das so überzeugend, dass man glaubt, sie hätten diesen Style erfunden. Live reißen sie dann auch ganz gern mal den Laden komplett in Stücke. Wir sehen zwei wundervolle Zukunftsszenarien für die Band. Entweder sie erreichen Weltruhm oder sterben den frühen Drogentod. Oder beides. Zu wünschen wäre es ihnen.

09. Gloin – „Pitchfork“

Wir haben mit Gloin aus Toronto auf dem Dedstrange BBQ beim SXSW vor gefühlten sechs Zuschauern gespielt und uns sofort schockverliebt ineinander. Ihr Krach ist wundervoll, schillernd und cool. Es bringt dich zum Tanzen. Ich hoffe inständig, wir können hier oder in den Staaten nochmal mit ihnen spielen. So geht das mit dem Rock’n’Roll.

10. White Hills – „Now Manhattan“

Auf ihrem Album „Splintered Metall Sky“ bewegt sich die Band, die inzwischen nur noch aus Dave Weinberg und Ego Sensation besteht, weg von ihrem fantastischen Fuzz Psychedelic Rock – hin zu digitaler Übersteuerung, Beats und Industrial. „Now Manhattan“ ist – man muss es sagen – richtiggehend brutal produziert und hat eine solch kalte Kraft, dass man zwischendurch die Luft aus den Backen pusten muss. Abseits der Bühne sind es die ungefähr fantastischsten Leute, die wir je getroffen haben. Sie haben uns innerhalb eines Tages ein Rock’n’Roll Stadtrundfahrt durch Manhattan geschenkt und uns im Auto von Patti Smiths Wohnung zum Chelsea Hotel kutschiert und uns dabei die wundervollsten Geschichten erzählt. Sie kommen bald auf Tour auch nach Deutschland, checkt das aus.


Das aktuelle Gewalt-Album „Paradies“ stammt aus dem November 2021. Später folgte das Livealbum „Live At Clouds Hill“.  Ab Ende April ist die Band auf ausgedehnter Tour, Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

VISIONS empfiehlt:
Gewalt

29.04.2023 Nürnberg – Kantine am Zentralcafe
30.04.2023 München – Rote Sonne
06.05.2023 Berlin – Urban Spree
07.05.2023 Hamburg – Goldener Salon
09.05.2023 Bielefeld – Nummer zu Platz
10.05.2023 Essen –  Kulturzentrum Grend
26.05.2023 Leipzig – Moritzbastei
28.05.2023 Köln – Luxor

 

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