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Ian Shelton von Militarie Gun im Interview über Weezer-Einflüsse auf dem neuen Album

Militarie Gun im Interview

Unter Druck
Getrieben von all den Einflüssen um ihn herum, kann Bandchef Ian Shelton von Militarie Gun gar nicht anders, als Hardcore weiterzudenken – um dabei endlich herauszufinden, wie man ein besseres Leben trotz schwieriger Jugend führen kann.
Militarie Gun (Foto: Daniel Topete)
Militarie Gun (Foto: Daniel Topete)

Ian Shelton ist einer dieser Typen, für die selbst ein Tag mit 48 Stunden zu kurz wäre. Er hat ein eigenes Label, ist Filmemacher und war schon in 13 Bands aktiv, bisher meist als Schlagzeuger, seit 2020 bei Militarie Gun als Sänger. Dementsprechend juckt es ihm auch schon in den Fingern, als er auf dem Weg zum Interview im drei Häuserblocks entfernt geparkten Tourbus darüber sinniert, dass er für das europäische Publikum sein Hardcore-Game heute noch etwas anziehen muss. Die Stippvisite im Kölner Kellerclub ist immerhin ausverkauft. Der den üblichen Hardcore-Rahmen sprengende Sound macht es möglich, denn Shelton nimmt von Blur bis zu den Beatles alles auf wie ein Schwamm – und noch mehr: „Ich bin ein riesiger Gorillaz-Fan, durch sie kam ich auch dazu, Slowthai zu hören“, so Shelton, während er sich ein Halsbonbon nach dem anderen reinschiebt. „Das Wichtigste als Musiker ist es, offen für alle Einflüsse zu sein, denn die unwahrscheinlichste Quelle – eine bestimmte Gitarrenidee oder eine Gesangsmelodie – kann zu allem führen.“

Ian Shelton vor der Show im Tsnumai Club, Köln Foto Lucas Schmitz
Ian Shelton vor der Show im Tsunami Club, Köln (Foto: Lucas Schmitz)

„Will Logic“ lehnte er etwa an „All My Favorite Songs“ von Weezer an: „Erst singe ich in meiner tieferen Stimmlage, und dann wird der Song richtig laut. Es klingt zwar nicht genau so, aber ich dachte: ‚Oh, ich kann auch gedämpft singen und dann schreien, um die Energie des Songs zu steigern.‘ Man muss einfach offen sein für das, was man so findet.“ Genau diese Einflüsse treiben Shelton aber auch in den Wahnsinn: „Ich habe das Gefühl, dass sie ständig auf mich zukommen, doch ich will sie immer wieder abprallen lassen. Auf Tour zu sein, ist fantastisch, aber ich wünsche mir, mehr zu schreiben. Wir haben eine Menge unfertiger Songs, das macht mich unruhig. Es ist eine psychische Störung, glaube ich“, sagt er scherzhaft.

Trotz der kurzen Songs hat er auf dem Debüt „Life Under The Gun“ viel zu sagen: „Die Leute zeigen mit dem Finger auf andere Menschen und deren Fehler. Ich wollte also über meine eigenen Fehler sprechen“, so Shelton. „Wir wachsen damit auf, dass wir in gewissem Maße misshandelt werden. Wenn wir dann erwachsen sind, verletzen wir irgendwann jemand anderen. Ist es in Ordnung, dass ich mit meinem Leben weitermache, trotz der Art und Weise, wie ich verletzt worden bin, wie ich andere verletzt habe? Kann ich ein besseres Leben führen?“, fragt er sich und spricht damit an, was Militarie Gun mit Bands wie Turnstile eint und von der alten Garde abhebt: „Wir sehen, wie alles aufgerüttelt wird, weil die Themen mutiger werden und über andere Dinge gesungen wird. Die ‚Punk-Elite‘ hasst uns wahrscheinlich dafür, aber ich respektiere ihre Kunst so oder so nicht.“

„Life Under The Gun“ ist am 23. Juni via Loma Vista/Concord erschienen.

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