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    Yawning Man
    Long Walk Of The Navajo

    VÖ: 16.06.2023 | Label: Heavy Psych Sounds
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 364
    Yawning Man - Long Walk Of The Navajo

    Die kalifornischen Erfinder des Desert Rock ergründen die Unendlichkeit – und das mit gleich zwei naturgewaltigen Wüstenstürmen, keiner Eile und vollen Farben.

    Wer Ende der 80er in der kalifornischen Wüste Musik machen will, kommt nicht um Mario Lalli herum. Der Mann ist nicht nur ein versierter Musiker, er hat auch einen Stromgenerator, den er befreundeten Bands gerne ausleiht. Völlige Freiheit und Entfaltung, mitten in der Wüste. Lalli ist nicht mehr dabei, doch der Geist von Yawning Man scheint offensichtlich intakt. Hier kurz die Rahmenhandlung dieses neuerlichen Doppelschlags: Yawning Man bestehen derzeit aus Gary Arce (Gitarre), Billy Cordell (Bass) und Bill Stinson (Schlagzeug). Yawning Balch ist dieser entspannte Haufen zuzüglich Bob Balch (Gitarre und Synthies) von Fu Manchu. Und das hier sind zwei zwanglose Platten, jeweils drei Lieder zwischen neun und 23 Minuten lang, alle größtenteils basierend auf Improvisation, Tagesform und keinen Regeln, außer viel Spaß aus Effektgeräten und der Unendlichkeit rauszuholen.

    Es ist ein Wonne, wie hier jede Minute dem Zeitgeist widerspricht. Kurze Aufmerksamkeitsspanne, ständige Beschleunigung, immer mehr, mehr, mehr – hier gibt es nichts davon. Es ist große Kunst, wenn Yawning Man im schier unendlichen „Long Walk Of The Navajo“ nach knapp neun Minuten nur Nuancen verändern und dennoch unerwartet am Felsen hinten links in Richtung pure Melancholie abbiegen – und nach zwölf Minuten trotzdem eine kleine Unebenheit drin lassen, weil das eben zum Leben dazugehört. Weil es perfekt so ist. „Blood Sand“, voll von Schönheit, Weite und Schwermut, wurde gemeinsam im Studio von Steve Kille (Dead Meadow) in freier Improvisation aufgenommen.

    Yawning Balch wiederum rücken näher an Pink Floyd heran, ohne sich deren in Glanzpapier verpacktes Nichts anzueignen. Im Gegenteil: „In Cemetary Glitter“ pumpt der Bass zwischen TripHop und Dub und der Rest passiert einfach, weil sich das Stück förmlich von alleine auftürmt. „Low Pressure Valley“ macht tatsächlich Lust auf Urlaub oder Sonnenstich in der Wüste. Das hier sind insgesamt 80 Minuten Zeitmaschine. Eine Sommernacht unter freiem Himmel oder im Auto, Fenster unten, Fahrrad geht auch, klar – es wird auf der Schwäbischen Alb, in Brandenburg, der Eifel, in der Provence oder mitten in einer Großstadt jede dieser 80 Minuten wie eine wunderbare Ewigkeit erscheinen lassen. Weil man sich das verdient hat, weil es so sein muss und weil es Musik in ihrer unschuldigsten Form ist. Wahrscheinlich hat Post-Rock noch nie so wenig gewollt und gleichzeitig so viel rausgeholt.

    Das steckt drin: Brant Bjork, Earthless, Mogwai


     

    weitere Platten

    Live At Giant Rock

    VÖ: 30.10.2020

    Macedonian Lines

    VÖ: 14.06.2019

    Rock Formations

    VÖ: 28.03.2005