In einer Zeit, in der ein ungesunder Trend zum Jugendwahn in allen mehr und minder kulturellen Bereichen um sich greift, bekennen sich viele gereiftere Berufsjugendliche zum Erwachsenwerden. Das geht dann oft mit einer Rückschau einher, einer mal nostalgisch, mal kühl-reflexiven Rekapitulation der eigenen Geschichte. Das könnte man nun auch erwarten, wenn Tunng-Sänger und -Rädelsführer Mike Lindsay zu verstehen gibt, dass nach allem, was er und seine Mannschaft miteinander erlebt hätten, ihr neues Album “Turbines” nun eine Coming-of-Age-Platte sei. Ganz wie man es von Tunng erwarten würde, klingt das dann aber wesentlich undurchsichtiger, als es sich auf dem Papier anhört. Aufgrund der örtlichen Verstreuung der Mitglieder zwischen Island und Großbritannien haben Tunng die Geschehnisse ihres Sci-Fi-Folk-Rock in ein erfundenes Dorf verlegt. Wenn Lindsay jedoch von diesem Dorf erzählt, stellt man es sich sehr viel irdischer vor – es scheint vor allem Tunngs Wahrnehmung von den bestehenden Verhältnissen in der Musikindustrie wiederzugeben. Es geht um einen Ort mit eigenen Charakteren, sagt Lindsay, zu dem wir nicht zwangsläufig passen. Wir übernehmen eher die Position der Beobachter des seltsamen Verhaltens, das sich dort abspielt. So geht es nun um echte Gefühle an einem erfundenen Ort, der so erfunden gar nicht scheint. Und die Gefühle haben dann eben doch einen klaren, fast jugendlichen Drang, wenn der Chor uns vorsingt, wir sollten sündigen, bevor wir tot sind.
weitere Platten
Love You All Over Again
VÖ: 24.01.2025
Songs You Make At Night
VÖ: 24.08.2018
This Is Tunng Live From The BBC
VÖ: 09.12.2011
...And Then We Saw Land
VÖ: 26.03.2010
Good Arrow
VÖ: 17.08.2007