Tunng
Songs You Make At Night

Und nicht nur das: Die Platte vereint erstmals seit „Good Arrows“ von 2007 die Originalbesetzung der Band. Es bleibt natürlich Spekulation, was Lindsay zu diesem Schritt bewogen hat, allerdings kommt man nicht umhin, die Introspektive des letzten Tunng-Albums „Turbines“ anzumerken. Vielleicht war die Luft einfach raus, und Lindsay alleine kam nicht mehr auf gute Ideen? Egal, das sechste Album soll es richten. Tatsächlich drücken die elf Songs so ziemlich alle Knöpfe und folgen einer unsichtbaren Bastelanleitung. Man nehme eine Gitarrenminiatur, eine passende minimale Melodie, reflektiere das Ganze vor geschmackvoller elektronischer Kulisse und fertig ist ein weiterer kleiner großer Hit. Tunng sind in dieser Hinsicht Weltmeister und nicht umsonst Folktronica-Pioniere. Mit „Flatlands“ haben sie zudem eine Art zweites „Bullets“ geschrieben. Das Stück handelt von einer Welt, in der es nur zwei Dimensionen gibt. Während ein derart skurriles Thema wie für Tunng gemacht scheint, bewegen sich Stücke wie „Dark Heart“ und „Sleepwalking“ erstaunlich offensiv in Richtung Dancefloor. Selbstredend bleibt die Band dabei im Halbdunkel des heimischen Wohnzimmers, wo sich Lindsay und Becky Jacobs gegenseitig ihre Gute-Nacht-Lyrik vorsingen. Das gute Gefühl, das Songs „You Make At Night“ mit kleinen Geschichten von der „Battlefront“ oder anrührenden Songs wie „Like Water“ erzeugt, ist ein vertrautes. Zum Glück bekommt man an keiner Stelle das Gefühl, dass die Selbstreferenz das Steuer übernimmt.