Für ihr Debüt kassierte Tracy Bonham zwei Grammy-Nominierungen, mit dem Zweitling könnte(n) es mehr werden.
Okay, Tracy Bonham ist nicht die neue Alanis Morissette, aber irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass diese Frau eine ganz Große werden könnte. Schon ihr Major-Debüt The Burdens Of Being Upright (1996), das in den USA vergoldet wurde, besaß soviel Kraft, die man(n) bei Morissette mittlerweile sehnlichst vermisst. Mit Mother Mother landete Frau Bonham (weder verwandt noch verschwägert mit dem legendären Led Zeppelin-Drummer) sogar einen kleinen Single-Hit. Danach war sie ein Jahr lang auf Tour, arbeitete an sich und ihrer Karriere. Und eben an diesem Album, das wesentlich verspielter, aber immer noch geradeaus rüber kommt. Irgendwo zwischen geradem Pop, schrägem Protestsong und ur-amerikanischer Singer/Songwriter-Tradition hat Tracy Bonham eine Nische gefunden, die sie selbstsicher und mit unglaublichem Potential füllt. In den letzten vier Jahren hat sich die ursprünglich aus Oregon stammende Sängerin von einer zornigen jungen Frau zu einer ernst zu nehmendem Songwriterin entwickelt. Ein Song wie Behind Every Good Woman zum Beispiel, die perfekte Symbiose zwischen Text und Musik, wird nicht alle Tage geschrieben. Da stimmt eigentlich alles. You Dont Know Me dagegen ist so schräg wie eingängig. Ein Zufall? Ich glaube nicht. Wo Meredith Brooks versucht, den Mainstream zu bedienen, hat die ausgebildetete Violistin Bonham ständig den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Musikalisch ambitionierter? Auf jeden Fall. Allerdings keineswegs in der Ich bin Künstlerin-Geisteshaltung der oben erwähnten Kanadierin. I dont give a shit, singt Bonham in Fake It und bringt damit die Dinge auf den Punkt. Down Here wird selbst beim zehnten Durchgang nicht langweilig, dazu ist die Bandbreite stilistisch zu breit. Produziert haben übrigens neben anderen Tchad Blake (Pearl Jam) und Mark Endert (Fiona Apple).
weitere Platten
Blink The Brightest
VÖ: 09.05.2005
The Burdens Of Being Upright
VÖ: 01.01.1900